Der Ferienreporter:Das Sommermärchen der Hortkinder

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Wo ist die Abwehrkette? War das nicht eben Hand? Die kleinen Kicker aus Grafing, Glonn und Vaterstetten sind mit den Regeln des Fußballs gut vertraut. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Teams aus Grafing, Glonn und Vaterstetten kicken engagiert um den Sieg. Dabei ist die Stimmung beinahe so spannend wie bei den Großen. Die Mannschaften sind hoch motiviert und benehmen sich auf dem Platz wie die Fußballer der Bundesliga

Von Daniela Weichselgartner, Grafing

Schulter an Schulter bilden die Spieler und ihr Trainer einen Kreis, in den Augen kann man sowohl "höggschde Konzentration" als auch Vorfreude auf das anstehende Spiel erkennen. Auf den Rücken liest man "Schweinsteiger", "Müller", "Neuer". Trotzdem spielt hier nicht die deutsche Nationalmannschaft, sondern die Hortkinder aus Grafing stehen auf dem Platz und eröffnen die Partie mit einem lautstarken Schrei: "Team!". Die Szene spielt auch nicht in einem prall gefülltem Stadion, sondern auf dem Fußballplatz in Grafing, und statt Teams aus der ganzen Welt kämpfen die Hortkinder aus Grafing, Glonn und Vaterstetten um den Sieg. Dennoch ist die Stimmung spitzenmäßig, sind die Mannschaften topmotiviert.

Zuerst spielen die fünf Mannschaften, von denen je zwei Teams aus Vaterstetten und Grafing stammen, einmal jeder gegen jeden. Dann folgen wie bei den großen Turnieren ein Halbfinale und das Finale. Sogar ein Spiel um Platz drei gibt es, bis am Ende die Reihenfolge feststeht. Im Mittelpunkt steht neben dem Wettkampf aber, dass die verschiedenen Einrichtungen zusammenkommen, findet Stefan, der vor drei Jahren das Turnier initiiert hat. Trotzdem ist gewinnen schöner als verlieren und so bejubeln die Kinder jedes Tor enthusiastisch. "Mein Tooor," hallt es über den Platz und ein Junge reißt die Arme wie ein Großer in Siegerpose nach oben. Einziger Unterschied zu Bundesligapartien scheint nur noch zu sein, dass sich stets eine Traube von Spielern um den Ball herum bildet. Einzig die Torwarte bleiben auf ihren Positionen und zeigen manch gefeierte Parade.

So viel rennen ist natürlich anstrengend, und so sind die Eimer mit kaltem Wasser, die am Spielfeldrand stehen, eine willkommene Abkühlung. Ein Junge steckt den Kopf bis zum Oberkörper in den blauen Plastikbehälter und schaut man sich um, sieht man so manches Kind mit nassen Haaren herumlaufen.

Die Stärkung zwischendurch darf auch nicht fehlen. Deswegen gibt es für die hungrigen Spieler zum Mittagessen Hot Dogs. Justin hat sich so verausgabt, dass er seine Semmel in Windeseile verputzt und mit großen Schlucken aus seiner Flasche trinkt. Er sei Abwehrchef, berichtet er stolz. Nur die Mädchen hörten nicht immer auf ihn, obwohl man sonst gut mit ihnen spielen könne, beschwert er sich.

Dass auch Mädchen fußballbegeistert sein können, sieht man an Helen. Sie trägt Fußballschuhe und Schienbeinschoner und nachdem sie ausgewechselt wird, fragt sie nach einer Minute: "Wann darf ich spielen?" Amelie hingegen ist Auswechselspielerin - "für alles, auch Tor," denn das übe sie zu Hause immer. Sie habe Angst gehabt, die fünfzehn Minuten dauernden Partien nicht durchzuhalten, aber nächstes Jahr will sie unbedingt richtig spielen.

Auch die Betreuer sind gefordert. Sie müssen Schuhbänder zuknoten und Anweisungen über den Platz schreien. "Max, geh nach vorne!" oder "Wo ist die Abwehrkette?," die Ratschläge klingen erstaunlich professionell. Auch die Spieler beschweren sich wie Profis über nicht gegebene Freistöße: "Das war Hand." Die Kinder seien topmotiviert und wollten auch gewinnen, sagt Vito, der mit den Grafinger Mannschaften trainiert hatte. Wichtig sei ihm dabei aber auch, dass die Kinder Respekt lernen und fair miteinander umgehen.

Am Ende steht Grafing 1 als Sieger fest. Als zweiter und dritter folgen Vaterstetten 1 und Glonn. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Kinder Freude am Spiel haben.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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