Defekter Aufzug und Verspätungen in Grafing:Protest am Bahnsteig

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Zu den Senioren gesellte sich auch Bürgermeisterkandidat Christian Bauer (Zweiter von links). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Senioren-Union fordert Barrierefreiheit in Grafing-Bahnhof

Wer im Rollstuhl sitzt, gehbehindert ist oder einen Kinderwagen dabei hat, kann von Grafing-Bahnhof aus eigentlich nur das Auto nehmen: Am Bahnhof war der eine Aufzug zur Unterführung unter den Bahngleisen wochenlang kaputt, an einem zweiten wird schon seit mehr als einem Jahr gebaut, die Eröffnung verzögert sich weiter. "Das sind unhaltbare Zustände", schimpft Rainer Poßmann, Vorsitzender der Senioren-Union in Grafing. Am Dienstag haben er und Gleichgesinnte am Bahnhof gegen die Zustände protestiert. "Ich weiß, dass schon viele Politiker versucht haben, etwas zu bewirken", sagt Pößmann, doch der erhoffte Erfolg sei ausgeblieben. Daher habe man nun eben versucht, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Elf Mitglieder der Senioren-Union versammelten sich am Morgen am Bahnsteig zum Protest, drei von ihnen seien extra aus Moosach gekommen, denn die ungelösten Probleme beträfen nicht nur Grafing, sondern auch die umliegenden Gemeinden, erzählt Pößmann.

Er selbst kennt den Ärger mit der Bahn aus erster Hand, bis vor kurzem pendelte er mit der S-Bahn jeden Tag nach München. Dass Zuganzeigen falsch sind, sich die S-Bahn verspätet oder sie gleich gar nicht kommt, hat er schon oft genug erlebt. Noch gravierender findet er aber, was er beobachtet hat: eine Frau mit Krücken beispielsweise, die eigentlich nach München fahren wollte, am Bahnhof aber nicht den Bahnsteig hoch gekommen ist und wieder umkehren musste, oder eine Frau mit Kinderwagen, die das ohne fremde Hilfe ebenfalls nicht geschafft hätte. Eine Bekannte habe mit ihrem im Rollstuhl sitzenden Mann aus dem selben Grund keine Ausflüge mit der Bahn unternehmen können, berichtet er.

Bei ihrer Protestaktion erhielten die Senioren laut Pößmann nicht nur von erwachsenen Pendlern Zuspruch, sondern auch von Schülern, die die häufige Verspätung und den Ausfall von S-Bahnen beklagten. Man werde nun abwarten, wie die Bahn auf den Prostest reagiere, sagt der Chef der Grafinger Senioren-Union. Wenn sich weiter nichts bewege, sei man auch bereit, noch häufiger am Bahnsteig zu demonstrieren. Die Protest-Schilder seien laminiert und daher für viele Einsätze bereit.

Eigentlich sollte der barrierefreie Umbau des Bahnhofs bereits im zweiten Quartal 2019 abgeschlossen sein, inzwischen ist klar, dass es mindestens ein Jahr länger dauert, bis alles fertig ist.

© SZ vom 22.01.2020 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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