Debatte im Bauausschuss:Wohnen und Arbeiten auf dem Volksfestplatz

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Früher oder später wird auf dem östlichen Teil des Grafinger Volksfestplatzes wohl eine Wohnbebauung entstehen. Da dadurch auch die Parkplätze für Gymnasium und Stadthalle wegfallen würden, will sich die Stadt bereits jetzt auf ein solches Szenario vorbereiten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Grafing zeichnet sich eine teilweise Überplanung des Areals ab. Wenn der Wertstoffhof umzieht, könnte auf dem Ostteil des Geländes gebaut werden - die ersten Ideen hierfür klingen ambitioniert. Das Traditionsfest ist aber nicht gefährdet

Von Thorsten Rienth, Grafing

Alles hängt mit allem zusammen, hatte der Forschungsreisende Alexander von Humboldt einst als neues Naturverständnis postuliert. Womöglich gilt seine These auch für einen markanten Teil der Grafinger Innenstadtentwicklung: Reifen beim Eigentümer die Überlegungen für eine Bebauung auf der Volksfestplatz-Ostseite, peilt Grafing über einen Umzug des Wertstoffhofs die Rettung seines Volksfestplatzes an. Auch die geplanten Hochwasserrückhaltebecken im Urteltal hängen mit den Überlegungen zusammen.

Ausgangspunkt der Gedankenkette ist eine zusätzliche Halle, die, wenn es nach der Stadtverwaltung geht, schon bald am Schammacher Bauhof errichtet werden könnte. "Wir würden da gerne einmal Ihr Stimmungsbild einholen", fragte Bauamtsleiter Josef Niedermaier in der jüngsten Grafinger Bauausschusssitzung in die Runde. Denkbar wäre zum Beispiel eine Art Multifunktionshalle, die, zunächst vom Bauhof genutzt, später einmal recht unkompliziert zu einem neuen Wertstoffhof umgebaut werden könnte.

Nicht, dass besondere Eile bestehe, versicherte der Bauamtsleiter. Aber wer wisse schon, wann die Bank, in deren Eigentum sich der Volksfestplatz befindet, zumindest den Ostteil des Geländes entwickeln wolle? Grundsätzliches Baurecht besteht jedenfalls. Würde es der Eigentümer eines Tages nutzen, bräuchte die Stadt einen schnellen "Plan B". Allein schon der Parkplätze für Gymnasium und Stadthalle wegen.

Für diese Eventualität könnte eine Schammacher Multifunktionshalle Dreh- und Angelpunkt werden, erläuterte Niedermaier weiter. Werden die Baupläne akut, könnte Grafing seinen aktuell westlich des Volksfestplatzes liegenden Wertstoffhof in die neue Schammacher Halle verlegen. Im gleichen Zug wäre freie Fläche geschaffen, um den Volksfestplatz in Richtung Westen zu verschieben.

SPD-Stadtrat Ernst Böhm, hauptberuflich Bauunternehmer, war in der Sitzung geradezu begeistert von der Idee. "Ganz nah an der S-Bahn, ganz nah am Zentrum, ganz nah an der Schule: Geradezu vorzüglich" würde sich die Volksfestplatz-Ostseite für jedwede Entwicklungspläne eignen. "Acht Stockwerke hoch, 'grün' gebaut und mit Holz - da finden Sie sofort Firmen, die nur darauf warten, aus München hierher zu ziehen."

Denkbar ist aus Böhms Sicht auch eine aufgeständerte Bauweise. Zwar würde der Bauherr dann auf womöglich attraktive Erdgeschosswohnungen verzichten. "Aber es wäre hochwasserschutztechnisch unbedenklich und die Parkplätze haben auch gleich noch ein Dach."

Die Frage ist, ob eine solche hochwassertaugliche aufgeständerte Bauweise überhaupt nötig würde. Aktuell arbeitet die Stadt an zwei großen Hochwasserrückhaltebecken entlang des Urteltals westlich von Grafing. Einmal fertiggestellt, würden sie die Hochwassergefahr in der Innenstadt - und damit auch am Volksfestplatz - senken. Wahrscheinlich sogar so deutlich, dass dessen Ostseite aus der Gefahrenzone für Überschwemmungen fällt. Ein Punkt, der die Attraktivität der Gegend nochmals steigert - und das Bauamt freilich in den Vorbereitungen für einen Wertstoffhofumzug bestärkt.

Dass sich Grafing bald einen neuen Volksfestplatz suchen muss, weil es zeitversetzt um Bebauungen auch auf dem Westteil gehen könnte, schloss Niedermaier auf absehbare Zeit aus. "Das Urteltal ist vom Westen her in allen Stadtplanungen als grüne Lunge der Stadt vorgesehen - und davon ist der Volksfestplatz ein integraler Bestandteil", erklärte er. Und dass auf dem bebaubaren Teil des Volksfestplatz einmal achtstöckige Häuser stehen? "So weit nach oben zu gehen, das kann ich mir nicht vorstellen."

Sich auf die Suche nach einer für Schammach passenden Multifunktionshalle zu machen, dafür erteilte ihm der Bauausschuss aber schon einmal einstimmig seinen Segen.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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