Datensammlung:Solarkataster bleibt unter Verschluss

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Energieagentur darf im Landkreis München nur bei konkreten Anfragen zu Freiflächen Auskunft geben

Von Iris Hilberth, Unterhaching/Ebersberg

Eine Sonnenscheindauer von mehr als zehn Stunden am Tag erfreut derzeit nicht nur Spaziergänger, Cabriofahrer und Gartenbesitzer. Auch Betreiber von Photovoltaikanlagen haben allen Grund zum Jubeln. Der Stromnetzbetreiber Bayernwerk spricht von "Turbo-Wetter" für die Stromerzeugung und teilt mit, dass die PV-Anlagen bei dieser klaren, aber kühlen Luft in Kombination mit intensivem Sonnenschein an ihre Leistungsgrenzen gehen. Die knapp 300 000 PV-Anlagen, die an das Energienetz angeschlossen sind, hätten am vergangenen Wochenende zeitweise deutlich mehr Strom erzeugt, als verbraucht wurde. Höhepunkt war der Sonntagmittag.

Diese Nachrichten wird man auch in der Energieagentur Ebersberg-München gerne hören. Mit Hauptsitz in Ebersberg und seit vergangener Woche geöffneter Außenstelle in Unterhaching arbeitet die Agentur mit Hochdruck daran, den Energienutzungsplan des Landkreises München umzusetzen. Einer der wichtigsten Bausteine ist die Nutzung der Sonnenenergie. Ein Kataster, das aufzeigt, welches Potenzial für PV-Anlagen auf dem eigenen Dach steckt, ist seit vergangenen Sommer online. Hauseigentümer können mit dem kostenlosen Angebot des Landkreises durch die Eingabe der Adresse oder das Herauszoomen der Gebäude erfahren, ob sich ihr Objekt für die Installation einer Solaranlage eignet und welche Art und Größe rentabel ist. In Ebersberg gibt es dieses Angebot schon länger. Die Grünen im Münchner Kreistag sind nun der Ansicht, dass es an der Zeit sei, auch für Freiflächen ein solches Kataster zu erstellen. Sie verweisen in einem Antrag auf den Landkreis Ebersberg, wo es bereits ein Angebot auch für Freiflächen gibt. In dem Kataster sind die Flächen enthalten, die sich prinzipiell für die Errichtung solcher Anlagen entsprechend der gesetzlichen Anforderungen eigenen: Konversionsflächen etwa sowie Grundstücke entlang von Autobahnen oder S-Bahnen.

Die Grünen finden, dass das Potenzial für Freiflächen-Photovoltaikanlagen enorm sei und verweisen darauf, dass die Preise für PV-Module in den vergangenen Jahren stark gefallen seien, sodass sich die Investitionen wirtschaftlich lohnen. Auch im Münchner Landratsamt sieht man darin eine Möglichkeit, den Umstieg auf eine klimafreundliche Stromproduktion zu beschleunigen. Pro Hektar könnten knapp 650 000 Kilowattstunden Strom generiert werden, so die Verwaltung. Im Vergleich dazu ließen sich mit einer Biogasanlage unter Einsatz des Ertrags von einem Hektar Silomais nur etwa 22 500 Kilowattstunden Strom erzeugen. Die Energieagentur sei daher bereits dabei, ein solches Kataster zu erstellen - als Baustein des neuen Energienutzungsplans.

Der Idee, das Kataster dann ebenso online bereitzustellen, erteilte der Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) im Ausschuss für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen des Kreistags aber ein klare Absage. Die Sammlung von geeigneten Freiflächen solle nur genutzt werden, um bei konkreten Anfragen eine Auskunft geben zu können. Er habe großen Respekt vor der Planungshoheit der Kommunen und sehe erhebliche Problemfelder in diesen dicht besiedelten Siedlungsräumen. "Die Bauleitplanung ist ein Bereich, wo wir uns rauszuhalten haben", sagte Göbel. Auch die Landwirte lehnen eine Veröffentlichung laut Bauern-Kreisobmann Anton Stürzer ab. Allerdings sagte dieser auch: "Wir sind da offener als in der Vergangenheit."

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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