Verkehr:Busverbindung von Poing zur Messestadt Ost wird konkreter

Lesezeit: 3 min

Zur Entlastung der S-Bahnlinie 2 einigt sich der Poinger Haupt- und Finanzausschuss auf die Prüfung der Idee. Wie es weitergeht, entscheidet nun der Gemeinderat.

Von Johanna Feckl, Poing

Die S-Bahn ist in Poing stehen geblieben. So sieht das der Bürgermeister der Gemeinde, Albert Hingerl (SPD). Er sprach nicht von Notarzteinsätzen oder Weichenstörungen, die die Züge zum Stillstand zwingen. "Die S-Bahn hält bei uns seit 1972", sagte er der SZ. "Poing hat sich seitdem weiterentwickelt, aber die S-Bahn nicht." Eine Busanbindung zur Messestadt Ost soll nun Entlastung schaffen: Im Poinger Haupt- und Finanzausschuss wurden Möglichkeiten vorgestellt, wie eine solche Buslinie aussehen könnte. Eine Variante, die durch Vaterstetten führt, soll demnach priorisiert weiter geprüft werden, sofern der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag dieser Empfehlung zustimmt.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, eine Busverbindung zwischen der Kommune und der Messestadt Ost zu prüfen. Anlass damals war ein Antrag der SPD-Fraktion des Gemeinderats. Wenige Wochen zuvor hatte die Poinger SPD bereits eine Testfahrt organisiert. Ohne Halt ging es damals für ein Dutzend Fahrgäste per Bus zur Messestadt Ost. "Für Poing gibt es keine bessere Lösung", sagte Hingerl damals.

Eigentlich wäre dem Bürgermeister aber doch eine andere Lösung lieber: Nämlich wenn die Express-S-Bahn, die Fahrgäste aus Erding ohne Halt zum Münchner Ostbahnhof bringt, auch in Poing halten würde. "Aber das haben wir schon ein paar Mal versucht", sagte Hingerl auf Nachfrage. "Das klappt nicht." Grund hierfür ist laut Deutscher Bahn, Betreiber der Münchner S-Bahn, die dichte Taktung der übrigen Züge. Zuletzt gab es im vergangenen Jahr eine Absage für ein solches Vorhaben.

Deshalb soll es nun eine Busverbindung richten. Im Januar dieses Jahres traf sich die Poinger Verwaltung für ein erstes Sondierungsgespräch mit dem Münchner Verkehrsverbund (MVV), der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), den Landratsämtern Ebersberg und München sowie den Kommunen Anzing, Feldkirchen, Kirchheim, Pliening und Vaterstetten. Der MVV stellte dabei drei mögliche Linienwege vor.

Variante eins führt innerhalb von 20 Minuten von Poing über Grub, mit Anschluss zum dortigen S-Bahn-Halt und Feldkirchen zur Messe. In Variante zwei verkehrt die Buslinie innerhalb von 23 Minuten über die Vaterstettener Gemeindeteile Neufarn, Parsdorf und Weißenfeld nach Feldkirchen. Variante drei führt in 35 Minuten über Neufarn, Parsdorf, Hergolding, Baldham Dorf, Vaterstetten Nordwest, Ottendichl und Feldkirchen zur Messe.

Das Ergebnis dieses Treffens: Keiner dieser Vorschläge kommt in Frage. Weil Feldkirchen eine Linienführung durch die eigene Kommune ablehnt. Also hat der MVV drei neue Alternativen erarbeitet, die in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses Thomas Uhlmann vom MVV-Regionalbusverkehr präsentierte.

Laut Uhlmann könnte eine vierte Variante von der Südseite des Poinger Bahnhofes über Neufarn, Parsdorf und Weißenfeld zur Messe Ost führen. Feldkirchen würde via Autobahn A 94 umfahren werden. Der MVV kalkuliert für die Hinfahrt 22 Minuten, nach Poing zurück 21 Minuten. Damit wäre das die längste Fahrzeit von allen neuen Routen. Bei drei Bussen, die bei dieser Verbindung notwendig sind, lägen die Kosten zwischen 490 000 und 595 000 Euro.

Bei Variante fünf fährt Uhlmann zufolge der Bus von der Nordseite des Poinger Bahnhofes nach Grub (allerdings ohne eine dortige S-Bahn-Anbindung), auf die A 94 und zur Messe. Mit 18 Minuten für die Hin- und 17 Minuten für die Rückfahrt ist dies die schnellste Variante. Aufgrund der kürzeren Fahrtzeit wäre sie mit zwei Bussen realisierbar und mit 490 000 bis 595 000 Euro die günstigste Möglichkeit.

Die einzige Expressverbindung, Variante sechs, führt vom nördlichen Poinger Bahnhof ohne Halt über die A 94 zur Messe, hinwärts in 19 und rückwärts in 18 Minuten. Diese Linienführung könnte ebenso wie Variante fünf von zwei Bussen bewältig werden bei Kosten von 495 000 bis 600 000 Euro.

Für alle Varianten gilt, so Uhlmann, dass in einem Bus bis zu 90 Fahrgäste Platz hätten, stehend und sitzend. Außerdem handele es sich bei den kalkulierten Kosten um Bruttobeträge. Davon müssten Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrkarten abgezogen werden, um die tatsächlichen Ausgaben zu erhalten. In der Regel gehe der MVV von einem Deckungsgrad durch Ticketerlöse von 40 bis 50 Prozent aus. Unabhängig der Linienführung schlug der MVV zunächst einen 20-Minuten-Takt von etwa 5.45 Uhr bis etwa 22.30 Uhr vor.

"Wenn sich Vaterstetten an den Kosten beteiligt, nehme ich die paar Minuten mehr Fahrtzeit bei Variante vier gerne in Kauf", sagte SPD-Gemeinderätin Barbara Kellendorfer-Schmid. Dem stimmten die übrigen Mitglieder im Ausschuss zu. Albert Hingerl erklärte, dass es noch keine offiziellen Beschlüsse gäbe, "aber in Gesprächen haben Vaterstetten und der Landkreis ihre Beteiligung zugesagt". Hauptamtsleiter Jürgen Rappold ergänzte, dass die Verwaltung das bayerische Verkehrsministerium angefragt habe. "Vielleicht gibt es Fördertöpfe, von denen wir noch nichts wissen." Eine Antwort stünde bislang aus.

Mehrfach gab Wolfgang Spieth (FDP) zu bedenken, dass zwar über die Machbarkeit gesprochen werde, "aber ist der Bedarf überhaupt da?" Hingerl betonte daraufhin, dass es in der Sitzung zunächst darum ginge, "ob wir uns heute auf eine Variante einigen können, um alles weitere dann genauer zu untersuchen". Einstimmig beschloss der Ausschuss die Empfehlung an den Gemeinderat, die Vaterstetten-Variante vier zu prüfen, als Alternative dafür die Express-Variante sechs.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: