Bündnis für Grafing:Erfolgloser Vorstoß

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Stadtrat gegen Voruntersuchung für die Grafinger Berufsschule

Von Thorsten Rienth, Grafing

Seit mehr als einem Jahr treiben der Landkreis und die Stadt Grafing die Planungen für eine Berufsschule in Grafing-Bahnhof voran. Dennoch hat es erst in der jüngsten Grafinger Stadtratssitzung die erste öffentliche Debatte zu der Schule gegeben. Sie drehte sich um die Frage, ob die Stadt eine Kosten-Nutzen-Analyse für das Vorhaben erstellen sollte. Sollte sie nicht, befand eine ziemlich breite Mehrheit.

Begeistern konnte sich für die Analyse lediglich das Bündnis für Grafing (BfG), was mit daran gelegen haben dürfte, dass deren Fraktion auch den Antrag eingereicht hatte. "Vor einer politischen Entscheidung dieser Größe muss auch eine große Abwägung stehen - und die kann am besten geschehen, indem Experten eine Art Tabelle erstellen, in der praktisch auf der einen Seite die Kosten und auf der anderen Seite die Ausgaben stehen", erläuterte BfG-Stadtrat Heinz Fröhlich das Ansinnen. "Da ist doch jeder einzelne von uns überfordert, wir haben einfach nicht das handwerkliche Rüstzeug dazu."

Der Nutzen der Schule für Schüler, Arbeitgeber und den Landkreis liege auf der Hand. Bei ihren langfristigen Auswirkungen auf die Stadt sei das aber längst nicht so klar. Geprüft werden müsse etwa, ob Grafing-Bahnhof durch den großen Bau in der Hauptwindrichtung einen Belüftungsraum verliere und ob zum Beispiel die Infrastruktur im Grafinger Westen angepasst werden müsse. Bei der Analyse sei es zudem sinnvoll, Erfahrungswerte von vergleichbaren Projekten aus der jüngeren Vergangenheit mit einzubeziehen.

Der Rest des Gremiums konnte mit den Ausführungen wenig anfangen. "Ich lehne das ab, weil das nicht möglich ist - es gibt auf dem Markt keinerlei Kosten-Nutzen-Analysen für den Bau einer Schule", eröffnete Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) die lange Liste der Gegenreden. Selbst die Grafinger Stadtplaner hätten davon noch nie etwas gehört. Viele der angesprochenen Punkte seien zudem Teil des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK), das Grafing gerade aufstelle.

Freie-Wähler-Stadtrat Christian Einhellig verwies auf die dem Bau ja zugrunde liegende Bauleitplanung. Die werde nicht nur praktisch die Auswirkungen der Schule auf das gesamte Umfeld detailliert betrachten. "Natürlich haben wir in diesem Rahmen auch ein absolutes Mitspracherecht." Heißt, wie auch Bauamtsleiter Josef Niedermaier bekräftigte, "dass der Stadtrat am Ende der Bauleitplanung auch durchaus Nein zu dem Vorhaben sagen kann".

Obendrein sei es mitnichten so, "dass wir uns hier mit der Berufsschule in irgendeiner Weise anschleichen", bekräftigte CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg das Ansinnen. Keine Frage: "Man macht manchen Leuten vielleicht große Probleme, aber die positiven Effekte überwiegen - es ist ja nicht so, dass wir uns da keine Gedanken gemacht haben."

SPD-Stadtrat Ernst Böhm verwies auf die große Bedeutung der Schule für den Arbeitsmarkt. "Die Firmen gehen doch heute dorthin, wo Arbeitsplätze sind - und da spielt die Schule eine große Rolle", sagte er. Außerdem habe Grafing die einmalige Chance, die erste überregionale Schule im Landkreis zu sein, für die eine Stadt oder Gemeinde nichts bezahlen müsse. Und was den Naturschutz angehe, sagte Böhm: "Wenn ich so eine Fläche versiegele und sozusagen opfere, dann doch für eine Schule!"

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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