Blutspenden in Ebersberg:Der gute Hotspot

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Lukas Schlosser ist regelmäßiger Blutspender. Weil in seinem Wohnort Garching und auch in München keine Termine mehr frei waren, ist er diese Woche nach Ebersberg zum BRK gefahren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das BRK in Ebersberg verzeichnet bei seiner jüngsten Blutspende-Aktion einen Rekord. Trotz Corona - oder vielleicht genau deswegen, denn manche haben nun endlich Zeit

Von Karin Pill, Ebersberg

Günter Obergrusberger bezeichnet Ebersberg als einen Hotspot. Der BRK-Bereitschaftsleiter meint damit jedoch nicht einen Corona-Hotspot. Nein, Obergrusberger sagt, dass Ebersberg ein positiver Hotspot für Blutspenden sei. "Landkreisweit gibt es in der Stadt Ebersberg die meisten Spenderinnen und Spender. Und Corona hatte auf die Bereitschaft der Ebersberger zum Aderlass keinerlei negative Auswirkung", berichtet er. Trotz der Corona-Pandemie hat das BRK Ebersberg für dieses Jahr bisher keinen einzigen Blutspende-Termin ausfallen lassen. Davon waren, so Obergrusberger, auch noch alle gut besucht. "Viele Leute sagten mir, dass sie nun einfach mehr Zeit hätten", so erklärt sich Obergrusberger die erhöhte Spendenbereitschaft.

Zuletzt waren die Ebersberger Mittwoch und Donnerstag dieser Woche aufgerufen, für den guten Zweck Blut zu lassen. Der einzige Unterschied war dieses Mal, dass alle Spender vorher einen Termin online buchen mussten. "So vermeiden wir lange Warteschlangen und können garantieren, dass die vorgeschriebenen Mindestabstände eingehalten werden. Außerdem bleiben wir so modern - auch für unsere jüngeren Spender", sagt Obergrusberger. Die vorherige Online-Anmeldung ist also ein Novum für das BRK. Doch sieht Obergrusberger darin nur Vorteile. So wisse man ganz genau, dass man zum geblockten Zeitraum auch drankomme und müsse nicht unnötig warten.

Am Mittwoch begann die Aktion um 15 Uhr. Gegen 15.30 Uhr gab es trotzdem eine kleine, unvorhergesehene Schlange: Ein paar Spendenwillige waren ohne Anmeldung gekommen. So kam Obergrusbergers Planung ein kleines bisschen ins Wanken. Doch begrüßten er und die sechs anderen ehrenamtlichen Helfer die Spender sehr gelassen und schickten niemanden weg. "Sie kommen alle dran, ich muss Sie nur bitten, etwas zu warten", rief er den fünf Menschen in der Schlange zu. Doch was sind schon fünf Menschen in der Schlange, wenn man vor Corona - und damit vor vereinbarten Zeitfenstern - teilweise bis zu zweieinhalb Stunden warten musste, bis man endlich spenden durfte?

Jedenfalls war der erste Spendentag ein gelungener Auftakt. Das Hygienekonzept funktionierte einwandfrei. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie fand die Blutspende-Aktion wieder im BRK-Haus statt. Dafür räumten die Ehrenamtlichen extra die große Halle des BRK in Ebersberg aus. Doch auch, wenn es in der Halle sehr viel Platz gibt, galten hier die üblichen Schutz-Maßnahmen wie Maske tragen, regelmäßig desinfizieren und Abstand halten. Bunte Kreise auf dem Boden markierten das Ein-Weg-System, es gab einen Eingang und einen Ausgang. Auch die Online-Anmeldungen wurden von den Spendern gut angenommen. Zwei Tage vor dem ersten Spendentag, hatten sich bereits 100 und für den zweiten Spendentag 70 Menschen angemeldet. Am Ende wurden diese Zahlen weit übertroffen. Für den Mittwoch gab es 150 vergebene Zeitfenster, spontane Besucher nicht eingerechnet.

Dass die vorherigen Online-Anmeldungen noch einen ganz anderen Vorteil bieten, berichtet Lukas Schlosser. Der 27-Jährige ist regelmäßiger Blutspender. Auch dieses Mal wollte er sich unbedingt beteiligen. Doch in seinem Wohnort Garching oder im nahe gelegenen München waren alle Termine ausgebucht. "Dann habe ich online nachgesehen, wo es noch Kapazitäten gibt. In Ebersberg waren noch ein paar Plätze frei und so bin ich aus Garching hergefahren", sagt Schlosser. Spenden sei im wichtig, so Schlosser, da schließlich nur der Mensch dieses Lebenselixier produzieren kann. "Wenn man erst mal weiß, wofür das Blut dann alles eingesetzt werden kann, kann man doch einiges bewirken mit so ein paar Milliliter Blut." Da schreckte ihn auch der Weg von Garching ins 40 Kilometer entfernte Ebersberg nicht.

Dass das Spenden eine gute Sache ist, scheinen auch viele andere Menschen so zu sehen, egal ob Ebersberger, Pendler oder weit Anreisende wie Schlosser. Der BRK-Bereitschaftsleiter ist mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Vor Corona gab es immer nur einen Termin für die Kreisstadt; zu diesem kamen dann zirka 200 Menschen.

Ganz besonders freut ihn, dass es in Ebersberg so viele Erstspender gibt. Im bayernweiten Durchschnitt gibt es 11,5 Prozent Erstspender pro Spendenaufruf. In Ebersberg sind das stolze 20 bis 25 Prozent. "Überhaupt stellen wir fest, dass die junge Bevölkerung uns sehr wohlgesonnen ist", so Obergrusberger. Für die Erstspender nehmen sich die Ehrenamtlichen des BRK gerne auch etwas mehr Zeit. Denn im Gegensatz zu den "Profi-Spendern", wie Obergrusberger sie schmunzelnd bezeichnet, dauert die Blutentnahme bei ihnen einfach länger. Auch das medizinische Personal bringt für sie mehr Zeit auf, denn Erstspender werden ausführlich medizinisch aufgeklärt und dem einen oder anderen muss man auch erst die Nervosität nehmen. Außerdem weiß man nie, wie der Kreislauf bei Ungeübten reagiert. Bei den regelmäßigen Spendern dauert eine Blutentnahme von 500 Millilitern ungefähr sieben bis acht Minuten.

Doch wie alt ist eigentlich der "Durchschnitts-Blutspender"? Vor Corona lag der Altersdurchschnitt bei 41 Jahren. Durch - oder in diesem Falle - dank Corona sank das Alter auf fast schon jugendliche 38 Jahre. "Was das Geschlecht angeht, sind Männlein und Weiblein bei uns sehr ausgewogen vertreten", sagt er. Eine Besonderheit gibt es jedoch zwischen den beiden Geschlechtern: Männer können sechs Mal im Jahr Blut spenden, Frauen hingegen nur vier Mal. Das liegt daran, dass Frauen durch ihre Regelblutung schon einen monatlichen, natürlichen Blutverlust haben. Jedes Jahr gibt es deshalb sechs Termine zum Spenden. Das gilt auch im Corona-Jahr 2020. Das einzige Ausschlusskriterium, dass es dieses Jahr Pandemie-bedingt gibt, ist, dass Spender innerhalb der letzten 14 Tage in keinem Risikogebiet gewesen sein dürfen. Im Labor werden dann alle Spenden auf Krankheiten oder Viren untersucht.

© SZ vom 17.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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