Bis Ende Oktober:Dystopie oder Eiscreme satt

Lesezeit: 3 min

Ebersberger zwischen sieben und 21 Jahren können wieder Werke für den Kunstwettbewerb des Kreisjugendrings einreichen. Das Motto: "Schöne neue Welt"

Von Clara Lipkowski, Ebersberg

Der ein oder andere mag beim Titel "Schöne neue Welt" an Aldous Huxleys Dystopie denken, den bizarr-bedrückenden Zukunftsroman, der 1932 erschienen ist. Aber längst nicht jeder. "Kinder wohl eher nicht", sagt Jessica Kropp vom Kreisjugendring Ebersberg (KJR). "In meinem Büro saß eine Achtjährige, sie sagte: "Achso, eine schöne neue Welt ist eine, in der man so viel Eiscreme bekommt, wie man will!". Also verließ das Mädchen das Büro und machte sich ans Werk. Sie ist nun Teilnehmerin des Jugendkulturpreises, den der KJR heuer unter dem Motto dieser Vision ausgeschrieben hat.

Noch bis 31. Oktober können Kinder und junge Leute zwischen sieben und 21 Jahren ihre Werke einreichen: Jeder soll dabei für sich eine schöne neue Welt definieren und dies künstlerisch umsetzen. Die besten Künstler können sich über ein Preisgeld freuen: Insgesamt stehen 1500 Euro aus dem Budget des KJR zur Verfügung, wie viel die Gewinner jeweils erhalten, entscheidet die Jury.

In ihrer Ausdrucksform sind die Teilnehmer frei: Es dürfen Bilder, Texte, Objekte, ein einstudierter Tanz, Theaterstücke oder digitale Kunstwerke eingereicht werden, Hauptsache, das Thema findet sich wieder. Mitmachen dürfen auch Schulklassen.

Kropp erinnert sich noch gut an den Wettbewerb 2017, das bislang erfolgreichste Jahr des Jugendkulturpreises: 50 Teilnehmer hatten Werke zum Thema Freundschaft eingereicht. Bei der Preisverleihung drängten sich rund 100 Leute im Studio an der Rampe. "Es war wirklich knallvoll", sagt Kropp. In den Jahren zuvor hatte der KJR noch über durchwachsene Teilnehmerzahlen geklagt, mal machten 25 mit, mal noch weniger. Das war teils wohl auch der vorgegebenen Kunstrichtung geschuldet, die die Umsetzung einschränkte.

Besonders beeindruckt haben Kropp im vergangenen Jahr die Schüler der inklusiven dritten Klasse aus Steinhöring. Sie hatten aus einem Baumstamm ein aufwendiges Kunstwerk mit Figuren gestaltet. Oder das Video, das zwei Mädchen eingereicht hatten: Sie hatten sich in den gleichen Jungen verliebt - entschieden sich aber letztlich dafür, dass ihnen die Freundschaft wichtiger sei als die Schwärmerei. Den ersten Platz hatte 2017 die damals 19-jährige Milena Bugajsk mit einer fabelhaften Zeichnung gemacht: Sie zeigte, dass echte Begegnung nur stattfindet, wenn Menschen ihre Masken fallen lassen.

Zum Thema "Schöne Neue Welt" erhofft sich Kropp wieder viele kreative Beiträge. Anfang November trifft sich die fünfköpfige Jury zu zwei Sitzungen. Wichtig war dem KJR, dass die Juroren auch "wirklich Lust darauf haben": Babsi Lux vom Alten Kino ist dabei, Geräuschemacher Max Bauer und Grafikerin Anne Liebegott. Erstmals macht auch Janis Michal mit. Der 19-Jährige ist Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Jugendzentrum in Ebersberg und der einzige im Alter der Teilnehmer. Die elfjährige Leni, die im vergangenen Jahr Jurorin war, konnte in diesem Jahr nicht.

Heuer auch zum ersten Mal Teil der Jury ist Geraldine Frisch vom Kunstverein. "Ich bin sehr neugierig, was für Beiträge eingereicht werden", sagt sie, schließlich sei die Altersspanne groß und das Thema bewusst weit gefasst. "Wir haben im Grunde ganz banal überlegt, was Jugendliche interessieren könnte", sagt sie. Nicht Huxley oder ein philosophischer Hintergrund sei der Jury in den Sinn gekommen, vielmehr, dass die jungen Künstler ihre Träume ausdrücken und zeigen können, was in "ihrer" Welt passiert.

Beim ersten Treffen im November beurteilt die Jury blind. Sie weiß zwar, ob sie das Werk eines Einzelnen oder einer Schulkasse vor sich hat, kennt aber weder Geschlecht noch Alter des Künstlers. "Es geht hier nur um die Kreativität", sagt Kropp. Erst bei der zweiten Sitzung werden diese Details bekannt, denn das Werk einer einzelnen Neunjährigen falle anders ins Gewicht als das einer Gruppe, wo womöglich ein Betreuer kräftig mitgeholfen habe, sagt Kropp. Das kann mitunter zu Überraschungen führen: "Manchmal erfährt man dann, dass ein extrem gutes Werk von jemandem kommt, der gerade mal sieben Jahre alt ist."

Spannend wird es am Sonntag, 11. November, dann wird um 16 Uhr der Jugendkulturpreis im Studio an der Rampe des Kunstvereins vergeben. Schon zwei Stunden zuvor können Neugierige die Werke dort in einer Ausstellung sehen.

Teilnehmer können ihr Kunstwerk im Büro des KJR in der Bahnhofstraße 12 in Ebersberg abgeben, erklären müssen sie es nicht. Der KJR bittet darum, digitale Vorschläge auf einem USB-Stick vorbei zu bringen und nicht per E-Mail zu schicken. Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober um 17 Uhr.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: