Lehrermangel:Lückenfüller im Klassenzimmer

Lesezeit: 3 min

Der Lehrermangel wird auch im Landkreis Ebersberg zum Problem. (Foto: dpa)

Im Landkreis wird das Personal für Grund- und Mittelschulen knapp. Inzwischen werden schon Gymnasial- und Realschullehrer umqualifiziert

Von Carolin Schneider, Ebersberg

In Bayern fehlen die Lehrer für Grund- und Mittelschulen. Die Folgen für Schüler sind erheblich: volle Klassen und Unterrichtsausfall, wenn die wenigen Lehrer krank werden. Laut dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband ist ein Hauptgrund für dieses Problem der hohe Anteil an Lehrern, die in den nächsten Jahren in Pension gehen werden. Dadurch entstehe eine Lücke, die mit den derzeit vorhandenen Lehrerinnen und Lehrern nicht geschlossen werden könne.

Ganz so schlimm sei es im Landkreis Ebersberg jedoch nicht, beruhigt Angela Sauter, die Leiterin des Ebersberger Schulamtes. Zehn bis 15 Kollegen würden am Ende dieses Schuljahres in den Ruhestand gehen, so Sauter. Dem gegenüber stehen die etwa 500 Lehrer, die im Landkreis derzeit an Grund- und Mittelschulen tätig sind. Der Anteil der Lehrer, die in den Ruhestand gehen, liegt also bei unter fünf Prozent. Diese Zahl habe sich in den vergangen Jahren kaum verändert und wird aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren nicht stark abweichen. Die daraus entstehenden Leerständen im Lehrerkollegium seien außerdem immer wieder besetzt worden. "Bis jetzt konnten wir den Unterricht im Landkreis immer vollumfänglich anbieten", sagt Sauter. "Ich hoffe natürlich, dass das so bleibt", fügt sie hinzu.

Gymnasial- und Realschullehrer lassen sich inzwischen für Grund- und Mittelschulen nachqualifizieren

An Gymnasien und Realschulen gebe es stattdessen in vielen Fächern - vor allem den gesellschaftswissenschaftlichen - einen Überhang. Deshalb lassen sich wie überall in Bayern auch in Ebersberg Gymnasial- und Realschullehrer für die Grund- und Mittelschule nachqualifizieren. So werden eventuelle Leerläufe kurzfristig gedeckt. Eine langfristige Lösung des Problems sei das dennoch nicht, so Sauter. Schließlich ist das für die Lehrkräfte, die eigentlich an Gymnasien oder Realschulen unterrichten wollen, nur eine Notlösung, weil sie in der eigenen Schulart keinen Job finden.

Ebersberg habe seine Hausaufgaben, die vom bayerischen Kultusministerium vorgeschrieben sind, bisher immer gemacht. Dazu zählen neben dem Pflichtunterricht die Einrichtung von Übergangsklassen und die Planung von Ersatzlehrern. "Mobile Reserven habe ich am Anfang des Schuljahres sogar mehr eingeplant als vorgeschrieben", so Sauter. Diese Lehrkräfte springen immer dann ein, wenn andere wegen einer Krankheit oder einer Schwangerschaft längere Zeit ausfallen. "Es ist jedes Jahr eine Zitterpartie, ob die mobilen Reserven ausreichen", so Sauter. Denn diese schwinden mit Fortschreiten des Schuljahres immer mehr.

900 Stunden habe Sauter für dieses Schuljahr aufgestellt, 600 sind zum Zwischenzeugnis bereits aufgebraucht. Dabei bleibe die Krankheitsquote bei Lehrern in Ebersberg über die Jahre relativ stabil. Jedoch seien es die Schwangerschaften, die zunehmen. "Da greifen wohl die Maßnahmen der Politik, die Familie zu fördern", vermutet Sauter. Wenn sich eine Lehrerin nach dem Mutterschutz dazu entscheidet, Elternzeit zu nehmen, werde aus der mobilen Reserve schnell eine Langzeitkraft.

Das Problem sei, dass der Bedarf an neuen Lehrkräften aktuell größer ist als die Zahl der Lehramtsanwärter. Zum einen liege es an den steigenden Zahlen an Schulanfängern. In jedem Jahr starten in Ebersberg etwa 1400 Kinder mit der Schule. Diese Zahl steigt stetig an, auch wenn es heuer das erste Mal seit langem wieder etwas weniger Schulanfänger gewesen sind. "Das ist aber eher Zufall", so Sauter. "Im kommenden Schuljahr sollen es laut Fünf-Jahres-Statistik schon wieder um einiges mehr sein."

Grund für die stetige Zunahme seien zum einen die Kinder mit Migrationshintergrund, die in den vergangenen Jahren vermehrt an die Schulen gekommen sind. Während es vor 2015 noch keine einzige Übergangsklasse im Landkreis Ebersberg gab, sind es nun acht. "Das bedeutet, acht zusätzliche Lehrer", so Sauter. Ein anderer Grund sei die Lehrerausbildung: An den Universitäten gibt es noch immer eine Zulassungsbeschränkung für das Grundschul-Lehramt. Pro Semester werde nur eine begrenzte Anzahl an Studenten zugelassen, die mindestens vier Jahre Studium vor sich haben. "Selbst wenn der Numerus Clausus fallen gelassen wird, vergehen sechs Jahre, bis wir die Auswirkungen spüren", so die Schulamtsleiterin. Eine kurzfristige Lösung, um dem aktuellen Lehrermangel vorzubeugen, sei das nicht. "Im Moment klappt das im Landkreis noch", sagt Sauter. "Was ich tue, wenn das mal nicht mehr der Fall ist - darum mache ich mir jetzt noch keine Sorgen."

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: