Kollektivprojekt geplant:Autarke Kunst

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Bildhauer Peter Schwenk aus Maitenbeth will ein "Arthaus" bei Wasserburg realisieren. Dabei soll jeder Künstler zugleich Galerist und mitverantwortlich für die Gemeinschaft sein

Von Julian Carlos Betz

Direkt an der B 304 und doch beinah im Grünen: Kurz vor Wasserburg am Inn, im kleinen Ort Staudham, liegt ein ehemaliger Gutshof, dessen Räumlichkeiten sich ein Einrichtungsgeschäft und ein Wirtshaus teilen. Der Nordflügel des Gebäudes, zu Wald und Wiese hin, beherbergt derzeit noch eine Verkaufsfläche für Lampen und Möbel. Das soll sich jedoch bald ändern: Peter Schwenk hat ein ambitioniertes Projekt gestartet, um die Gegend mit einer großen Dauerausstellung zu bereichern.

Grundsätzlich ist es natürlich nicht so einfach, unterschiedliche Künstler für eine gemeinsame Sache zu begeistern. Denn erst einmal ist sich jeder selbst der Nächste und kümmert sich vor allem um seine eigenen Angelegenheiten. Außerdem sollten die Arbeiten der Künstler hinsichtlich Qualität und Inhalt ja auch zusammenpassen. Doch Peter Schwenk, selbst Künstler und Bildhauer aus Maitenbeth, hat bereits positive Erfahrungen mit ähnlichen Konzepten gemacht, die er nun in ein neues Vorhaben umsetzen möchte.

Noch werden in Staudham Möbel und Lampen verkauft. Doch geht es nach Peter Schwenk, wird hier bald die Kunst einziehen. (Foto: Christian Endt)

Einige Kollegen habe er schon gefunden, die sich interessiert gezeigt hätten, berichtet er und verweist gleichzeitig auf seine noch andauernden Bemühungen um feste Zusagen. Es sei als Künstler ja immer wieder die Frage, "wo man sich zeigen kann". Und gerade im ländlichen Raum müsse dieser Schwierigkeit besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Mit der Ausstellungsfläche im Hintergebäude des Guts Staudham glaubt Schwenk nun eine ideale Örtlichkeit gefunden zu haben.

Sowohl die "Ausflugsgaststätte" gegenüber als auch die Verkehrsanbindung seien optimal. Denn auf den circa 500 Quadratmetern soll schließlich nicht nur Kunst ausgestellt, sondern auch besichtigt und erworben werden. Dabei stellt Schwenk seine Idee als durchaus innovatives Konzept vor: In dem neuen "Arthaus" soll es möglich sein, "je nach Bedarf und Geldbeutel" eine "Kunst-Koje" anzumieten, um darin die eigenen Werke zu präsentieren. Dabei soll jeder Aussteller an den Kosten wie auch an der Betreuung und Organisation gleichermaßen beteiligt werden. Jeder wäre Künstler und Galerist zugleich, dabei nicht nur für seine eigenen Exponate, sondern immer auch für die der anderen mitverantwortlich. Es geht Schwenk also um die Etablierung einer "Produzentengalerie, in der jeder Mitmacher sich als Teil einer Gemeinschaft begreift".

Diesbezüglich kann der über 70-Jährige von vergangenen Erfolgen berichten: auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt habe er beispielsweise schon vor 15 Jahren das Skulpturenforum gegründet und betreue es seitdem mit mehreren Künstlern. Und auch bei der "Galerie der Zehn" 2016 in Haag, habe das Konzept einer Ausstellung mit gemeinsamer Betreuung und Kostenübernahme gut funktioniert, so Schwenk.

Um das auch in Staudham durchzusetzen, plant er eine straff organisierte Arbeitsteilung, bei der man nicht einfach aussetzen könne. "Wer sich nicht dran hält, fliegt raus", versichert der Künstler. Letztlich ist er aber davon überzeugt, dass jeder Künstler von der Teilnahme profitieren würde. Schließlich nehme ein Galerist stets um die 50 Prozent der Verkaufseinnahmen als Bezahlung für seine Tätigkeit. "Das könnte man sich hier sparen", so Schwenk. Außerdem hofft er auf Synergieeffekte: Wenn ein Interessierter eine der Kojen besuche, sehe er eben nicht nur diese, sondern die Werke aller Künstler.

Dabei schließt das Kollektivprojekt nicht nur den Verkauf mit ein, sondern auch die Organisation von Vernissagen und Events, das Erstellen von Katalogen oder das Gestalten einer Website. Alles müsste zuverlässig von den Beteiligten übernommen und durchgeführt werden, es dürfe niemanden geben, der dauerhaft und allein für diese Aufgaben eingesetzt wäre. Kein Chef, kein Schirmherr also, auch nicht Peter Schwenk selbst.

Nicht zuletzt der Vermieter wäre an dem Erfolg dieses Projekts sehr interessiert, zumal der bisherige Mieter die Fläche nicht mehr nutzen möchte. Bevor es losgeht, müssen sich jedoch um die zehn Künstler verpflichtet haben, sonst wird es wohl keine Zusage geben. Die Miete im unteren vierstelligen Bereich muss schließlich sicher gestemmt werden können. Für Schwenk steht aber schon jetzt fest: "Das wird eine tolle Begegnungsstätte."

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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