Bilanz des Bürgermeisters:Das Jahr der Großprojekte

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Routine und Herzblut: Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel. (Foto: Christian Endt)

Die Baumaßnahmen an Schule und Kinderhaus haben Kirchseeon geprägt und ihre Spuren im Gemeindehaushalt hinterlassen. Bei der Bürgerversammlung geht es auch um Verkehrsthemen

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Für Udo Ockel (CSU) ist es inzwischen zur Routine geworden. Der Kirchseeoner Rathauschef hat in seinen drei Amtszeiten schon viele Bürgerversammlungen geleitet. Umso bemerkenswerter ist es, wenn für den 59-Jährigen bestimmte Themen in seiner Marktgemeinde immer noch zur Herzensangelegenheit werden. In diesem Jahr war es die Erweiterung der Grund- und Mittelschule, für die er viel Lob übrig hatte und die sich wie ein roter Faden durch den Abend zog.

In der äußerst spärlich besetzten ATSV-Halle ließ sich Ockel als Einstieg in seinen Jahresrückblick heuer etwas Besonderes einfallen. Der Bürgermeister hatte einen Zeitrafferfilm im Gepäck, der die gesamten Bauarbeiten an der Kirchseeoner Schule in zwei Minuten Revue passieren ließ. "Ich habe jedes Mal so eine Freude, wenn ich da reingehe", schwärmte Ockel über das acht Millionen Euro teure Projekt, nachdem er noch einmal die wichtigsten Bauabschnitte aufgezählt hatte. Die größte Hürde sei die Insolvenz der Sanitärfirma gewesen, die ihre Arbeit am Gebäude zwar begonnen, dann aber nicht mehr hatte weiterführen können. "Das hat uns Monate zurückgeworfen." Inzwischen sind alle Bauarbeiten abgeschlossen, die Einweihungsfeier findet nächste Woche statt. "Das alles hat sehr viel Geld gekostet. Aber ich glaube, dass es das wert war", so Ockels Fazit.

Viel Geld gekostet hat die Marktgemeinde auch das zweite Großprojekt im zurückliegenden Jahr. Beim Kinderhaus sind die Arbeiten zwar noch nicht ganz so weit fortgeschritten, aber auch hier komme man Ockel zufolge gut voran. Demnächst soll die Holzfassade am kompletten Gebäude angebracht werden. Zu den beiden Bauprojekten kam noch der Ankauf des ehemaligen Bundeswehrgeländes dazu. Hier gab Ockel einen ersten Ausblick, wie es damit weitergehen soll. Etwa 70 Prozent der Fläche will die Gemeinde wieder veräußern. "So schnell, aber auch so teuer wie möglich", sagt der Bürgermeister. Dort sollen dann etwa 30 Häuser und 20 Wohnungen entstehen. Wie die restlichen 30 Prozent genutzt werden, sei dagegen noch nicht geklärt.

All diese Maßnahmen schlagen sich natürlich in der Haushaltskasse nieder, die in Kirchseeon ohnehin nicht sonderlich gut gefüllt ist. In diesem Jahr sind die Schulden aber geradezu explodiert. Lagen die Verbindlichkeiten für den Markt 2017 noch bei etwa 4,2 Millionen Euro, sind es 2018 voraussichtlich 12,1 Millionen Euro - also fast dreimal so viel. Grund zur Sorge sieht Ockel deshalb aber nicht. "Uns tun die Schulden nicht wirklich weh." Das liege zum einen an den niedrigen Zinsen für die aufgenommenen Darlehen, zum anderen am geplanten Wiederverkauf großer Teile des Bundeswehrgeländes, der ordentlich Geld zurück in die Kasse spülen soll. Außerdem will sich die Gemeinde bei Investitionen in den nächsten Jahren deutlich zurückhalten. "Wir werden jetzt erst mal durchschnaufen", so Ockel.

Dazu hatte der Bürgermeister während der anschließenden Diskussionsrunde kaum Gelegenheit, denn die Bürger hatten einige Anliegen auf dem Herzen. Vor allem Verkehrsthemen standen im Fokus. So monierte ein Bürger das "Chaos" in der Moosacher Straße, die vom Kreisverkehr an komplett zugeparkt sei. Man wisse um das Problem, entgegnete Ockel. Hier sollen Halteverbote kommen und "verstärkt kontrolliert werden". Ebenfalls um parkende Autos ging es dem Mann an der Einfahrt zur B304 auf Höhe des Autohauses Kirchseeon. Dort seien häufig größere Transporter abgestellt, weshalb es schwierig sei, in die Bundesstraße einzusehen. Ein anderer Bürger ergänzte, dass hier sogar schon Autos falsch herum eingefahren seien. In diesem Bereich müsse man einfach besonders aufpassen, so Ockel. "Und wer da falsch reinfährt ist sowieso ein Irrer. Und gegen Irre kann ich auch nichts machen."

Neben dem Verkehr kamen noch andere Themen zur Sprache. Eine Mutter beschwerte sich etwa über Preis und Qualität des Essens in der offenen Ganztagsschule, es gab Nachfragen zu Funkwasserzählern und Feinstaubmessungen im Gemeindegebiet. Ein Bürger erkundigte sich außerdem, ob eine Erweiterung des Gymnasiums geplant sei, was Ockel mit Blick auf den Finanzplan des Landkreises verneinte. "Zumindest in den nächsten drei Jahren wird da wohl nichts passieren." Die längste Zeit nahm die Diskussion über eine Streuobstwiese bei Eglharting in Anspruch. Ein recht engagierter Bürger sprach sich für eine teilweise Neubepflanzung der Fläche aus. Das lehnte Ockel aber mit der Begründung ab, dass man hier zunächst auf eine Ansage vom Landratsamt warte.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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