Besonderer Geburtstag:Hundert Jahre Leben

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Im Baldhamer Bahnwärterhäuschen kam Maria Nützel vor 100 Jahren zur Welt. "Damals sah der Ort noch ganz anders aus. Alles war kleiner, und jeder kannte jeden", erzählt die Jubilarin. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Maria Nützel ist die älteste gebürtige Baldhamerin

Von Heloise Olufs, Baldham

Eine adrette ältere Dame, die gelbe Bluse passend zu der blühenden Tischdekoration und dem grünenden Garten, sitzt vor einem: Maria Nützel, geborene Singer. Ein ganz normaler Anblick, es scheint nichts Ungewöhnliches an ihr. Und doch markiert dieser Dienstag einen ganz besonderen Tag in ihrem Leben - ihren 100. Geburtstag. Das macht sie zur ältesten gebürtigen Baldhamerin.

Als Nützel am 17. April 1918 im Bahnwärterhaus - ihr Vater war lange Bahnvorstand - geboren wurde, tobte noch der Erste Weltkrieg. Der Ort Baldham hatte weder Schule noch Kirche, und Ebersberg war Bezirksamt statt Landkreis. Mit vier Geschwistern wuchs sie im Waldweg auf; im damaligen Elternhaus wohnt heute ihre 92-jährige Schwester Luise Singer, direkt nebenan lebt Nützel. "Damals sah der Ort noch ganz anders aus", betont diese, "alles war kleiner, und jeder kannte jeden." Ihre Schwester stimmt zu: "Heute wird der Waldweg seinem Namen eigentlich nicht mehr gerecht, früher war alles viel grüner."

Wie eine Reise in eine entfernte Welt hören sich die Erzählungen daher an, die bei Kaffee und Kuchen ausgetauscht werden: Mit dem Vaterstettener Bürgermeister Georg Reitsberger lässt Nützel die alten Zeiten noch einmal aufleben, erzählt von damals, als man nur vier Mark fünfzig pro Quadratmeter bezahlte. "Verrückte Zeiten", stimmt Landrat Robert Niedergesäß zu; auch er wollte es sich nicht nehmen lassen, der Jubilarin zu gratulieren. Schwarz-weiße Einblicke können die Besucher anhand alter Fotos bekommen, die umhergereicht werden. Jeder kann sich die alten Kleider, Frisuren und Gebäude ansehen und einen Eindruck davon bekommen, was Nützel in ihren hundert Jahren Leben alles gesehen haben muss.

Ihr hohes Alter habe sie wohl den körperlichen Betätigungen zu verdanken, die sie nie scheute, so Nützel: Im Garten etwa steht noch immer ein kleines Holzhäusl, an dessen Bau sie beteiligt war. Ihr Sohn Christian schreibt es dem guten Hausarzt und der Pflegerin zu, ihre Schwester der Natur und ihrer starken Gesundheit, die sie seit jeher unter Beweis gestellt habe. Dass der 100. Geburtstag etwas Besonderes ist und nicht häufig im Landkreis vorkommt, betont der Landrat. "Sie ist Zeugin des vergangenen Jahrhunderts", fügt der Diakon Helmut Wetzel hinzu, der seit vier Jahren einmal im Monat eine Nachmittagsandacht mit Nützel hält. Und an sie gerichtet: "Es ist einfach wunderbar, dass Ihnen dieser Tag vergönnt wird. Wir sehen uns dann im nächsten Jahr."

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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