Berufsförderungswerk Kirchseeon:Hundert Jahre Damenwahl

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Doris Rauscher und Thomas Huber würdigen bei der Ausstellungseröffnung die Leistung von Frauen im Parlament. (Foto: Christian Endt)

Doris Rauscher und Thomas Huber eröffnen die Wanderausstellung "Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort!"

Von Nathalie Stenger, Kirchseeon

Bis in die 70er Jahre durfte eine Frau keine Hosen im Bundestag tragen. Sie musste ihren Ehemann um Erlaubnis fragen, wenn sie einen Job ausüben, ein Konto eröffnen oder den Führerschein machen wollte. Es gibt weitere Beispiele, die Auswahl an Ungerechtigkeiten scheint riesengroß. "Heute schütteln wir die Köpfe", sagt Landtagsabgeordnete Doris Rauscher von der SPD. "Damals bekamen die Frauen in und von der Politik einen immensen Gegenwind zu spüren."

Dass und vor allem wie sich mutige und zielstrebige Frauen trotz jeglichem Widerstand der konservativen Politiker in der Vergangenheit durchgesetzt haben, zeigt die Wanderausstellung "Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort!". Anlässlich der 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland, hat der Bayerische Landtag eine Ausstellung konzipiert, die nach vielen Stationen in Bayern nun auf Initiative von Doris Rauscher in Zusammenarbeit mit ihrem CSU-Kollegen Thomas Huber bis zum 19. Dezember im Berufsförderungswerk in Kirchseeon zu sehen ist. Zur Eröffnung der Ausstellung am Montagmorgen kommen auch viele Politiker, unter anderem die ehemalige Landtagsabgeordneten Bärbel Narnhammer und Christa Stewens.

Vor einer großen Tafel mit kleinen, im Mosaik angeordneten Porträts von ehemaligen und aktuellen Parlamentarierinnen in Bayern beginnt Rauscher damit, sehr ernüchternde Zahlen vorzulesen. Im Jahr 1946 - das Jahr, mit dem die Ausstellung beginnt - lag der Frauenanteil im bayerischen Landtag bei 1,7 Prozent, drei Frauen saßen also im Maximilianeum in München. Diese Zahl sei mit der Zeit gestiegen; trotz der Frauenquoten der Grünen und der SPD sei aber aktuell eine rückläufige Entwicklung zu beobachten - im Landtag sind von 205 Abgeordneten nur 55 Frauen. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 26,8 Prozent. "Vor einem Jahrhundert dachte man zwar noch nicht einmal an Frauen in Führungspositionen, es gibt heute jedoch immer noch eine ganze Menge zu tun", stellt Rauscher klar.

Die Zusammenarbeit von beiden Geschlechtern - Frau und Mann - sei doch sowieso die beste, sagt Thomas Huber, in der Wirtschaft wie in der Politik, weil die Sichtweisen unterschiedlich seien, das tue dem Land gut. Er freue sich, dass er als Mann bei dieser Ausstellung auch mit von der Partie sein dürfe. Der Abgeordnete erzählt, dass er sie schon im Landtag gesehen habe und begeistert sei von dem "hervorragenden Überblick", den die Statistiken, Diagramme und Bilder auf den Stelen bieten.

Die vierseitigen Säulen bearbeiten verschiedene Zeitpunkte und Errungenschaften in der Geschichte. Einem Exkurs über 100 Jahre Frauenwahlrecht mit Abbildungen von alten Flyern, die zu öffentlichen Frauenversammlungen aufrufen, folgen Information zur Verfassung und den Landtagswahlen. Der Aufbau des Parlaments wird erklärt, wie das erste Ergebnis lautete und die Wahlzettel damals ausgesehen haben, ist ebenfalls dargestellt. Pionierinnen wie Mathilde Berghofer-Weichner, die 1986 erste Justizministerin wurde, und Barbara Stamm als erste Landtagspräsidentin im Jahr 2008, stehen neben Politikerinnenportäts, die zeigen, wie schwer der Weg in die Politik für Frauen oft ist. Das sei auch der Grund, warum es so schwer sei, junge berufstätige Frauen für die Politik zu begeistern, sagt Rauscher. Für sie ist deshalb ganz wichtig, "dass die Willkommenskultur bei den Parteien stimmt"

Wenngleich die Ausstellung daran erinnert, dass noch längst nicht alle Ziele erreicht sind - Rauscher nennt als Beispiel die Gender Pay Gap, also die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen - zeigt sie doch anschaulich, was Willensstärke und Durchsetzungsvermögen bisher erreicht haben. Darauf darf Frau durchaus stolz sein.

Die Ausstellung ist bis zum 19. Dezember jeweils zwischen 10 und 18 Uhr im Foyer des Berufsförderungswerks zu sehen.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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