Berufsausbildung im Landkreis:Noch immer gute Chancen

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Das Ausbildungsjahr hat vor einer Woche begonnen. Doch Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen, können auch jetzt noch einsteigen - allerdings möglicherweise nicht in ihrem Traumberuf

Von Hoda Shoeir undBarbara Mooser, Ebersberg

Die meisten Azubis sitzen bereits seit einer Woche in ihren Büros oder schauen in den Werkstätten im Landkreis ihren Meistern über die Schulter. Doch Jugendliche, die zum Ausbildungsstart am 1. September noch keine Lehrstelle gefunden haben, müssen nicht verzagen: In vielen Bereichen gibt es immer noch freie Stellen. Wer sich beispielsweise im Einzelhandel oder in der Logistikbranche eine berufliche Zukunft vorstellen könnte, hat laut Arbeitsagentur sehr gute Perspektiven. Auch Sonja Ziegltrum-Teubner, Sprecherin des IHK-Gremiums Ebersberg, und Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger machen den jungen Leute Mut. "Die guten Chancen für einen Ausbildungsplatz gibt es", sagt Ziegltrum-Teubner - allerdings hätten vielleicht viele Jugendlichen gar nicht den Wunsch, diese Chance auch zu nutzen.

232 Ausbildungsplätze waren vor dem Stichtag am 1. September im Landkreis noch unbesetzt, außer im Verkauf und in der Logistikbranche ist auch im Handwerk und bei den Metallberufen noch einiges zu finden. Zahnmedizinische und medizinische Fachangestellte werden ebenfalls gesucht. Wer hingegen davon träumt, Mediengestalter zu werden, Fotograf oder Buchhändler, wird jetzt laut Arbeitsagentur wahrscheinlich eher nicht mehr fündig - zumindest ist in ihrer Kartei in diesem Bereich nicht mehr viel zu finden.

Gerade im Handwerk wäre man aber immer noch froh über Verstärkung, sagt Johann Schwaiger. Die Betriebe seien mittlerweile sehr flexibel geworden. In eine Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer, Metzger oder zur Hotelfachkraft könnte man seiner Überzeugung nach sogar noch bis zum Februar einsteigen. Schwieriger werde es, wer etwa Kfz-Mechatroniker werden will, hier sollte man wegen der komplizierten technischen Lehrinhalte schon am besten von Anfang an dabei sein. Nach Einschätzung von Ziegltrum-Teubner und den Experten in der Arbeitsagentur ist aber in den meisten Berufen ein Einstieg durchaus bis zum Jahresende machbar. Dies hänge auch von den individuellen Voraussetzungen der Jugendlichen wie Motivation und Leistungsvermögen ab, so eine Sprecherin der Behörde. Im Einzelfall können die jungen Leute aber besondere Unterstützung von der Arbeitsagentur bekommen, etwa durch ausbildungsbegleitende Hilfen oder im Rahmen einer assistierten Ausbildung. Abstriche bei den Anforderungen machen die Arbeitgeber nach der Erfahrung der Fachleute aus der Arbeitsagentur eher nicht, um nach dem 1. September ihre freien Stellen noch zu besetzen - schließlich müssen die jungen Leute ja auch die Berufsschule schaffen. "Ein Mindestmaß an Leistungswillen und Leistungsfähigkeit" werde immer vorausgesetzt, sagt die Behördensprecherin.

Sollte es mit dem Traumberuf in diesem Jahr nicht klappen, wäre es theoretisch noch möglich, sich bereits für das nächste Jahr zu bewerben. Davor warnt die Arbeitsagentur aber eher: Dies sei doch eine sehr zeitraubende und zumeist risikobehaftete Variante, so die Sprecherin. Wer es dennoch versuchen wolle, könne das Jahr dazwischen aber immerhin durch ein Berufsvorbereitendes Jahr (BJV) an der Berufsschule, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder Langzeitpraktika nutzen.

Ein Problem sehen freilich viele Firmeninhaber und Handwerksmeister: Die übliche duale Ausbildung ist für viele junge Leute ohnehin nicht mehr so attraktiv wie früher. "Die Tendenz geht eher in Richtung Mittlere Reife und anschließend Fachoberschule", hat Sonja Ziegltrum-Teubner festgestellt. Auch ein Studium streben viele Jugendliche an. Oft seien es die Eltern, die ihre Kinder in dieser Richtung lenkten, "das finde ich sehr bedauerlich", so die Sprecherin des IHK-Gremiums, die in Parsdorf die Blumenzentrale betreibt. Sie selbst hat jedenfalls klare Präferenzen: "Ich hätte lieber Mitarbeiter mit schulischen Voraussetzungen, die nicht ganz so prickelnd sind, als einen Theoretiker mit zwei linken Händen."

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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