Berührende Intensität:Hommage an Django

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Die Band "Cafe Caravan" im Grafinger Jazzturm

Von Claus Regnault, Grafing

Der Auftritt der Münchner Band Cafe Caravan im Grafinger Jazzturm war höchst vergnüglich. Ohne Klavier und Schlagzeug, stattdessen mit zwei, den Four Beat energisch akzentuierende Gitarren, gespielt von Michael Vochezer und dem für den fehlenden Knud Mensing eingesprungenen Dieter Holesch. Dazu am Bass Manolo Diaz und an der Klarinette und am Saxofon Jurek Zimmermann. Gemeinsam ließen sie für die Zuhörer die unvergessliche Welt des Django Reinhardt wieder auferstehen. Er war ja in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einer derjenigen, die den Jazz nach Frankreich, nach Europa gebracht haben.

Die vier durchweg kompetenten Musiker begannen denn auch mit Reinhardts "Lulu Swing" und "Djangology" und legten ein derart straffes Tempo vor, dass dem das von Beginn an angeturnte Publikum nicht widerstehen konnte. Der Einsteiger Holesch wirkte zwar anfangs noch ein wenig verspannt, fand aber alsbald ein ebenbürtiges Spiel zu seinem Kollegen Vochezer, beide dann sozusagen in Konkurrenz sich in melodischen Improvisationen auslebend. Sobald aber Jurek Zimmermann die Führung übernahm, war das Glück vollkommen. Zimmermann ist einer jener seltenen Jazzer, die in der Nähe des jeweiligen Themas zu improvisieren verstehen. Da wird nicht schiere technische Virtuosität vorgeführt, sondern Gestaltung der musikalischen Linie. Seine Soli in "Blue Drag" und "Tears" entfalteten eine berührende, bluesig durchwirkte, nahezu melodische Intensität. Diaz baute darunter, sicher führend, das Fundament. Die Gruppe beendete ihr Set mit dem zärtlichen Statement "I'll See You In My Dreams". Und die Zuhörer haben, erwachend aus einem Saiten-Traum, Klavier und Schlagzeug überhaupt nicht vermisst.

Dafür ging die nachfolgende Jam Session, beginnend mit Coltranes "Giant Steps", härter zur Sache. Wie meist eingeleitet durch ein enthusiastisches Altsaxofon-Solo von Joachim Jann und bereichert durch die nach wie vor unschlagbare Gitarren-Rede von Martin Wessalowski. Höhepunkt für den Rezensenten aber war das Schlagzeug-Spiel des Guido May, eminent musikalisch und bei aller Zurückhaltung unglaublich präsent, fast singend. Natürlich ging es danach noch weiter, denn das gut gelaunte Publikum, das das Turmlokal bis zum Rande füllte, blieb überwiegend sitzen.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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