Beliebter Jugendtreffpunkt in Vaterstetten:Zweites Zuhause

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Schwärmen von ihrem Verein: Tobias Noack, Luisa Fröbel, Leon Klugherz, Vivien Stiefenhöfer, Marvin Schittko und Denise Seliger (von links). (Foto: Christian Endt)

Abhängen, zusammen lernen, Freunde treffen: Das Café Bauhaus zieht viele junge Menschen an

Von Katharina Güntter, Vaterstetten

Eine Anlaufstelle für Jugendliche, die jeden Tag geöffnet hat, und jeder kommen kann, der will: Das stellt das Café Bauhaus in Vaterstetten für viele Mitglieder dar. "Es ist eine Art Zufluchtsort für uns und somit auch eine Motivation für andere Leute, zusammenzukommen", sind sich alle einig. Die Heimeligkeit ist offensichtlich. Draußen ist es kalt und dunkel, aber drinnen sitzen die Freunde im Warmen bei gedimmtem Licht zusammen. Eine Gruppe junger Männer spielt Gesellschaftsspiele, Mädchen sitzen auf der Couch, beobachten die anderen oder quatschen miteinander. Und wer den Raum betritt, wird freudig begrüßt. Hier kennt jeder jeden.

Seit 1991 gibt es das Café Bauhaus nun schon. Damals waren einige Schüler der Oberstufe des Humboldt-Gymnasiums Vaterstetten der Meinung, sie bräuchten dringend eine solche Anlaufstelle, die es damals so nicht gab. Sie sprachen mit dem Bürgermeister und bekamen den Raum über dem Jugendzentrum, bauten diesen um und machten ein Kulturcafé daraus. Anfangs hatte dieses nur sonntags, montags, dienstags und manchmal auch mittwochs geöffnet, es gab oft Live-Musik und jede Woche eine Ausstellung. Dieses Kulturcafé lief damals noch unter der Leitung des Jugendzentrums, was sich in den Räumlichkeiten direkt darunter befand, und nur am Wochenende geöffnet hatte.

Ende des Jahres 2013 schloss das JUZ und wurde vom offenen Haus der Arbeiterwohlfahrt (Oha) übernommen. Die ehemaligen Vorstände des Café Bauhaus spalteten sich davon ab und gründeten ihren eigenen, selbstverwaltenden Verein. Als direkte Nachbarn mit dem Oha "versuchen wir, uns gegenseitig zu respektieren und zu helfen", so Vivien Stiefenhöfer, Mitglied des Vereins. Gemeinsame Projekte entstehen aber nicht. Seit 2013 existiert nun das Café Bauhaus wie man es heute kennt und hat nun auch sechs Tage die Woche geöffnet: von Montag bis Samstag. Es kommt auch nicht mehr nur der Abijahrgang des Humboldt-Gymnasiums. Inzwischen wird der Treffpunkt von Jugendlichen und Junggebliebenen zwischen 16 und 30 Jahren genutzt. Auch aus dem Umkreis, aus Oberschleißheim, Trudering, Parsdorf, Haar und Zorneding, kommen Gäste. "Es gibt einfach kein funktionierendes Jugendzentrum im Landkreis, bis auf vielleicht Grafing", sagt Tobias Noack, langjähriges Mitglied des Vereins. "Sogar oberbayernweit gibt es kaum solche Einrichtungen", fügt Marvin Schittko hinzu, zweiter Vorsitzender. "Das Bauhaus ist eine super Einrichtung, die im Landkreis in der Form wahrscheinlich einmalig ist", sagte damals Landrat Robert Niedergesäß beim 15. Jubiläum des Bauhauses im Jahr 2006.

In der entspannten Runde der Mitgliedergruppe am Tisch, die miteinander scherzt und lacht, merkt man, wie glücklich alle sind und fühlt sich auch als Außenseiter total wohl. "Unser Ziel ist es, den Jugendlichen aus der Umgebung ein zweites Zuhause zu bieten", sagt Leon Klugherz, Vorsitzender des Vereins. Abends herrscht hier Partystimmung, Musik wird aufgelegt, Getränke ausgeschenkt. Donnerstags sei es besonders voll. Beim "Abistammtisch" des Humboldt-Gymnasiums, dem "inoffiziellen Jahrgangstreffen", wie die Mitglieder es nennen, treffen ehemalige und aktuelle Schüler aufeinander, ein großes Wiedersehen. Mit 80 bis 100 Leuten ist an diesen Tagen oft am meisten los. Aber auch nachmittags verbringen die Jugendlichen oft Zeit im Bauhaus. Viele nutzen die Räumlichkeiten für ihre Lerngruppen oder treffen sich, weil sie sonst nichts zu tun haben. "Es ist immer jemand da, den man kennt." Ein triftiger Grund für Denise Seliger, dritte Vorsitzende des Café Bauhaus, fast jeden Tag herzukommen.

Neben den normalen Partys finden am Wochenende auch oft Privatveranstaltungen statt, die Räumlichkeiten kann man auf der Website unter www.cafe-bauhaus.de mieten, die Veranstalter müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Zusätzlich organisiert das 41-köpfige Bauhausteam auch größere Feste. An Halloween, Fasching und Weihnachten steigen die größten Partys. Bei letzterer stellt das Oha einen Raum zur Verfügung. Auch sonst bietet der Bauhaus-Kalender ein paar Highlights: die Wiesn-Party, Techno-, Band- und Karaokeabende, eine "Beer-Pong-WM", das Sommerfest. In Planung und Überlegung für das neue Jahr sind eine Beachbar, die es bereits vor drei Jahren einmal gab, und ein Jazzkonzert in diesem Frühjahr.

Abwechselnd werden die ehrenamtlichen Mitglieder für die Schichten eingeteilt und kümmern sich um Musik und Getränke. Eine kleine Aufwandsentschädigung gibt es für den Dienst, sonst ist das Budget des Vereins sehr knapp. Der Raum ist gemietet; das bedeutet monatliche Zahlungen, die die Mitglieder lieber in die Modernisierung der Räumlichkeiten stecken würden. Sie haben zwar eine finanzielle Unterstützung von der Gemeinde bekommen. Um den Plan, alles zu modernisieren, in die Tat umsetzen zu können, reicht das aber lange nicht. Kein Wunder, die Kosten für die Pacht sind seit 2001 fast um das 15-fache gestiegen, die Getränkepreise aber so gut wie gleich geblieben.

Die vier Vorstände - Leon Klugherz, Marvin Schittko, Denise Seliger, Jacob Dung - haben schon einige Ideen für die Zukunft. Seit zwei bis drei Jahren engagieren sich die vier im Team und wollen sich nun mit ihrem selbstverwaltenden Jugendcafé noch mehr in die Gemeinde Vaterstetten einbringen. In den vergangenen Jahren halfen sie bereits bei Veranstaltungen wie dem Ferienprogramm Hüttenbauen, dem Straßenfest, dem Strohballenpool und der Beachbar. Durch die Mitgliedschaft im Kreisjugendring wollen sie sich nun auch auf Landkreisebene engagieren, mit anderen benachbarten Jugendzentren zusammenarbeiten und neue Kontakte knüpfen.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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