Baumaßnahme in Grafing:Fünf Etagen und oben grün

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Anstatt in die Breite, geht der Ausbau der Grafinger Comenius-Schule in die Höhe. Dafür muss die Stadt einen eigenen Bebauungsplan aufstellen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Pläne für den Ausbau der Grafinger Comenius-Schule nehmen Gestalt an - und diese soll höher in den Himmel ragen als zunächst gedacht. Deshalb stellt die Stadt nun den einen eigenen Bebauungsplan auf, der das gesamte umliegende Areal als "Sondergebiet Schulzentrum Kapellenstraße" ausweist. Der formale Beschluss dafür ist in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses einstimmig gefallen, die Zustimmung des Stadtrats gilt allerdings als sicher.

Auslöser des Prozederes ist die unlängst im Ebersberger Landratsamt gefallene Entscheidung über die bevorzugte Variante der vor zwei Jahren beschlossenen Schulerweiterung: Zu den ursprünglich geplanten drei Stockwerken des südlichen Querbaus sollen zwei weitere hinzukommen. Den Plänen zufolge hört die Dachspitze dann bei rund 15 Metern auf. Sie ist damit nur geringfügig niedriger als die weiter westlich gelegene Grundschule.

Die zusammen fünf Etagen inklusive dem Untergeschoss würden aber dennoch dem sogenannten Einfügungsgebot in die Nachbarschaft entgegenstehen, erklärte Bauamtsleiter Josef Niedermaier in der Sitzung. "Vom städtebaulichen Standpunkt her ist gegen die fünf Stockwerke nichts einzuwenden - aber das müssen wir rechtssicher über einen eigenen Bebauungsplan machen."

Konkret stellt Grafing nun einen vergleichsweise schnell umzusetzenden privilegierten Bebauungsplan auf. Diese Vorgehensweise ist zum einen der Zeitachse geschuldet. Im Jahr 2022 nämlich sollen die Baumaßnahmen beginnen, spätestens zum Jahresbeginn 2024 könnte alles fertig sein.

Zudem setzt die Privilegierung den Landkreis als Schulbaulastträger etwas unter Druck, möglichst zügig Rechtssicherheit zu schaffen. "Erst diese Rechtssicherheit rechtfertigt es, dass wir einen privilegierten Bebauungsplan aufstellen", sagte Niedermaier. Probleme mit Anwohnern sieht er keine. "Es gibt dort nicht im Entferntesten irgendwelche Konflikte mit unmittelbarer Nachbarschaft."

Die Vorgehensweise mit dem kleinen Umweg über das Sondergebiet ist natürlich in beiderseitigem Sinne abgestimmt, was sich auch daran zeigt, dass die für die Aufstellung ebenfalls nötigen Stellungnahmen aus Landratsamt und Gesundheitsamt bereits vorliegen. Weder bau- und immissionsschutzfachrechtlich noch naturschutzfachrechtlich gibt es demnach Einwände gegen die Aufstockung.

Etwas abgeändert wird der bisherige Entwurf jedoch nicht nur in der Höhe. Sondern auch dahingehend, wie es ganz oben auf dem Neubau-Dach aussieht. Explizit wird nun auch eine "extensive Dachbegrünung" aufgenommen, sprich: Die Planer könnten dem Dach eine wilde Wiese mit Blumen und kleinen Sträuchern verpassen. Dabei geht es weniger um Lebensraum für Insekten, denn um den Effekt auf die Klimatisierung des Gebäudes. Im Winter dämmt die Wiese Heizwärme. Im Sommer spendet sie Schatten.

Der auf über acht Millionen Euro veranschlagte Anbau ist dem Kreistag zufolge nötig, um dem aktuellen Platzmangel an der Schule entgegenzuwirken. So fehlt es an Klassen-, Fach- und Seminarräumen sowie an Platz für eine angemessene Ganztagsbetreuung. Außerdem soll die Schule eine sogenannte Stütz- und Förderklasse erhalten, in der besonders förderbedürftige Kinder intensiv betreut werden können. Auch bei der schulvorbereitenden Einrichtung für Kinder zwischen vier und sechs Jahren sind die Räume knapp. Das alles soll sich mit den dann neuen Flächen im Anbau ändern.

© SZ vom 30.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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