Baukosten von 40 bis 45 Millionen Euro:Neue Schulen für Markt Schwaben

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Nach jahrelangen Diskussionen beschließt der Gemeinderat den Neubau einer Grund- und einer Mittelschule. Die heiklen Debatten kommen aber erst noch

Von Jan Schwenkenbecher, Markt Schwaben

Was lange währt, wird endlich gut, so sagt zumindest der Volksmund. In Markt Schwaben ist über das "gut" noch nicht entschieden, die Hauptsache aber: es wird. Am Dienstagabend beschloss der Gemeinderat, dass zwei neue Schulen gebaut werden, eine Grund-, eine Mittelschule.

Schon seit einigen Jahren wird in dem Gremium hin- und her diskutiert, was mit den in die Jahre gekommenen Schulen passieren soll. Abriss, Teilabriss, Sanierung? Die einzige Übereinkunft jedoch war bisher, dass sie nicht übereinkommen. Und einen Mediator brauchen. Seit Mai dieses Jahres vermittelte deshalb Roland Wölfel von der CIMA Beratung und Management GmbH. Und es klappte, im vergangenen Dreivierteljahr einigten sich die Gemeinderatsmitglieder nun auf die Eckpunkte, unter anderem den Neubau.

Wölfel, so war es geplant, sollte die Gemeinderatssitzung leiten. Dann sollte der Neubau zügig beschlossen werden. "Es wurde schon so viel diskutiert", so Wölfel, "wir wollen den Bericht vorstellen und keine große Diskussion anfangen." Im Abschlussbericht waren die gemeinsamen Übereinkünfte noch mal aufgeführt. Doch während Wölfel vortrug, meldeten sich immer wieder Mitglieder zu Wort, stellten Fragen zu Finanzierung oder zum Raumbedarf. Fragen, die, wie Wölfel anmerkte, schon so weit geklärt worden seien, wie es bis zum derzeitigen Punkt möglich sei. Einige Fragen könnten erst besprochen werden, wenn das Konzept zumindest grob stehe. "Irgendwann langt's", fuhr Joachim Weikel (Grüne) schließlich dazwischen, "wir geben ein trauriges Bild für unsere Zuhörer ab." Da kam es zur Abstimmung.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat den Neubau der Grundschule, mit 14 zu acht Stimmen auch den der Mittelschule. Beide sollen dort entstehen, wo die Schulen derzeit sind. Zusätzlich soll das Areal des Jahnsportplatzes miteinbezogen werden. Insgesamt kosten die neuen Schulen wohl zwischen 40 und 45 Millionen Euro. Der konkrete Betrag lasse sich erst bestimmen, wenn klar ist, wie die Gebäude aussehen, wie sie ausgestattet werden und wie die umliegende Fläche gestaltet wird.

Die Kosten belasten die ohnehin klamme Haushaltskasse von Markt Schwaben stark, seien jedoch tragbar, wie Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) versicherte. Ein Teil werde durch den Staat bezuschusst, Hohmann ging von etwa 18 Millionen Euro aus. Blieben für die nächsten 30 Jahre etwa eine bis eineinhalb Millionen Euro, die die Gemeinde jährlich abzahle. Die neuen Schulen sollen eine etwas größere Kapazität besitzen als für die derzeitige Schülerzahl benötigt werde. Zwischen einem und vier Klassenräumen mehr. Die Schülerzahlen würden in den nächsten Jahren relativ konstant bleiben, so Hohmann. Das sehe man an der Geburtenzahl der vergangenen Jahre. Zudem seien ähnlich viele Bauanträge eingegangen wie in der Vergangenheit, der Zuzug sollte also ebenfalls auf dem aktuellen Niveau bleiben. Dennoch wolle man einen kleinen Puffer haben.

Neben dem Neubau sprach sich der Gemeinderat aber auch für den Erhalt des derzeitigen Grundschulgebäudekomplexes aus. Weikel merkte an, dass dies derzeit eigentlich noch gar nicht nötig sei, da diese Frage erst zu klären sei, wenn die neuen Schulen tatsächlich gebaut seien. Das würde noch ein paar Jahre dauern. "Bis dahin bist du nicht mal mehr Bürgermeister", sagte Weikel zu Hohmann. Der Erhalt bedeutet allerdings nicht, dass die Gebäude unangetastet bleiben. Denn zum Einen beschloss der Gemeinderat, einen Realisierungswettbewerb für das neu zu bauende Schulzentrum auszuschreiben. Verschiedene Architekturbüros sollen Vorschläge unterbreiten, der Gemeinderat entscheidet dann. Zum Anderen wurde entschieden, einen Ideenwettbewerb auszuschreiben, in dem die Architekten auch Vorschläge entwickeln, was mit dem gesamten Gelände passieren soll. Der Jahnsportplatz, auch Teil des Areals, soll zumindest in kleiner Form weiter bestehen. Ob er erhalten oder neu gebaut wird, an gleicher Stelle oder woanders, das ist derzeit noch nicht klar und hängt von den jeweiligen vorgeschlagenen Konzepten ab.

Bis dahin dürfte es aber noch eine Weile dauern. Erst Mitte nächsten Jahres soll der Realisierungswettbewerb beginnen, sagte der Bürgermeister. Zunächst muss ein Architekturbüro gefunden werden, das den Wettbewerb begleitet. Dieses muss einen Auslobungstext mit den Anforderungen und Wünschen verfassen, was wiederum vom Gemeinderat beschlossen werden muss. Erst dann beginnt der Wettbewerb, der etwa sechs bis neun Monate laufe, erläuterte der stellvertretende Bauamtsleiter Walter Rohwer. Und erst dort geht es um konkrete Punkte: wie groß wird die Turnhalle, herkömmliche Tafeln oder Smartboards, wie viele zusätzliche Klassenzimmer, welche Fliesen? Ob und wie schnell sich der Gemeinderat dann einigen kann - ob letztlich auch gut wird, was lange währte - das zeigt sich erst dann. Der Neubau beider Schulen aber steht nun fest, die Basis ist gelegt.

Das vorletzte Wort des Abends hatte der sichtlich erleichterte Bürgermeister Hohmann: "Ich möchte uns alle beglückwünschen, dass wir diese Entscheidung heute und noch vor Weihnachten getroffen haben." Als alle schon zusammenpackten, erhob sich schließlich Susanne Anderl-Schottner, Rektorin der Grundschule, von der Zuschauerbank und bedankte sich beim Gemeinderat: "Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das Sie uns machen konnten.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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