Baufortschritt in Vaterstetten:Schneller nach Parsdorf

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Krauss-Maffei wird seinen Umzug in Vaterstettens neues Gewerbegebiet bis Oktober 2022 weitgehend abgeschlossen haben. Auch BMW will den Betrieb nördlich der A94 eher aufnehmen, bereits in drei Monaten soll das Logistikzentrum arbeiten

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Das neue Gewerbegebiet an der A94 in Parsdorf soll in großen Teilen deutlich schneller in Betrieb gehen, als bislang geplant. Bis Oktober übernächsten Jahres könnte bis auf eine Halle der Komplex fertiggestellt und bezogen sein. Dieser Zeitplan wurde nun in der Sitzung des Vaterstettener Bau- und Straßenausschusses präsentiert.

Ursprünglich hätte das rund 40 Hektar große Gebiet westlich der Gruber Straße nach und nach bebaut werden sollen, angefangen mit dem Logistikzentrum von BMW, ganz im Norden des Areals. Die Arbeiten an der Halle und einem danebenliegenden Parkhaus laufen seit dem Frühjahr, damals hieß es, bis Jahresende könne der Autobauer in die Halle einziehen. Wie nun Karin Klos vom Vaterstettener Bauamt im Ausschuss erklärte, sei die Fertigstellung der Logistikhalle bereits für Juli geplant, der Einzug von BMW werde dann im August erfolgen.

Etwas länger wird es dauern, bis das Parkhaus ganz im Nordwesten des Gewerbegebietes genutzt werden kann. Hier habe es wegen der Grenzschließungen durch die Coronakrise einen Materialengpass gegeben. Darum bleibt es hier beim ursprünglichen Zeitplan für die Fertigstellung Ende des Jahres.

Doch das, was nun in Rekordzeit für BMW entstanden ist, sei ohnehin nur "eine der kleineren Hallen" auf dem Areal. Denn südlich des Logistikzentrums wird sich der Maschinenbauer Krauss-Maffei, nicht zu verwechseln mit der Waffenfabrik gleichen Namens, ansiedeln. Direkt im Süden der BMW-Halle ist das größte Gebäude des Gewerbekomplexes bereits in der Vorbereitung. Erste Arbeiten an der "Halle B" genannten Struktur laufen bereits, so Klos, im April wurde die entsprechende Baugenehmigung erteilt.

Laut Plan wird Halle B gut einen halben Kilometer lang und etwa 130 Meter breit sein und gewissermaßen das Gesicht der neuen Produktionsstätte werden. Denn in dem Riesenbau soll das sogenannte "Technikum" entstehen, eine Art Ausstellungshalle für die in dem Komplex produzierten Maschinen. Diese werden in der Haupthalle aufgebaut und potenziellen Kunden im Betrieb vorgestellt. Außerdem sollen in dem Gebäude noch eine Kantine mit immerhin 700 Sitzplätzen entstehen - das entspricht ungefähr der Hälfte der Belegschaft, die derzeit im Werk in Allach arbeitet, das nach Parsdorf verlegt werden soll. Dazu gibt es noch ein Bistro für rund 80 Kunden gleichzeitig. Ganz im Osten von Halle B, direkt an der Gruber Straße und an der nördlichen der beiden Einfahrten in den Gewerbekomplex wird die Verwaltung von Krauss-Maffei einziehen. Des weiteren sind in der großen Halle noch Seminarräume vorgesehen.

Diese Halle hätte auch nach dem im vergangenen Jahr vorgestellten Zeitplan im Herbst 2022 fertig werden sollen, genau wie eine zweite am südlichen Ende des Gewerbegebietes. Nun ist der Plan, dass voraussichtlich Ende Juli oder Anfang August sowohl diese Halle als auch jene westlich von Halle B begonnen werden soll. Alle drei wären dann bis Oktober 2022 fertig und bezugsbereit. Dann soll auch das zweite Parkhaus des Gewerbegebietes benutzbar sein, dieses befindet sich dann direkt südlich der Halle B an der südlichen Einfahrt von der Gruber Straße.

Offenbar unverändert bleibt der Zeitplan für die vierte Halle, die ursprünglich ebenfalls von Krauss-Maffei genutzt werden sollte. Diese "Halle D" ist am südwestlichen Ende des Gewerbegebietes geplant. Für sie sah der Zeitplan von Anfang an einen Baubeginn im Oktober 2026 und eine Fertigstellung Ende des Folgejahres vor, dabei soll es wohl auch bleiben. Ob Krauss-Maffei dort einziehen wird oder ein anderer Nutzer ist derzeit aber wohl noch offen.

Im Ausschuss gab es wenig Diskussionsbedarf zum neuen Zeitplan, Stefan Ruoff (Grüne) stellte die Frage, wie es mit den Ausgleichsflächen vorangehe. Die ersten seien bereits hergestellt, so Klos, der Rest werde sicher fertig werden, bevor das Gewerbegebiet in Betrieb geht.

Das Gewerbegebiet an der A94 ist das ehrgeizigste und wohl auch das letzte große Wirtschaftsprojekt Vaterstettens. Denn ähnlich große Flächen gibt es nicht mehr. Lösen soll das Vorhaben eines der größten Probleme der Großgemeinde: Gemessen an der Zahl ihrer Einwohner ist der Gewerbesteueranteil unterdurchschnittlich. Im aktuellen - noch nicht um die Folgen der Corona-Krise bereinigten - Haushalt wären acht Millionen Euro vorgesehen. Zum Vergleich: Die Kreisstadt Ebersberg mit knapp halb so vielen Einwohnern plante mit 6,7 Millionen Euro. Einer Berechnung der Verwaltung vom Sommer 2018 zufolge bräuchte Vaterstetten langfristig um die fünf Millionen Euro mehr, um alle anstehenden Aufgaben erfüllen zu können.

© SZ vom 28.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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