Bauen in Ebersberg:Durchwachsene Bilanz

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Bei der Ebersberger Südumgehung wurden die Ausgleichsflächen direkt neben dem Straßenneubau angelegt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ausgleichsflächen sollen den Verlust von Landschaft und Natur bei großen Bauprojekten kompensieren. In der Kreisstadt gelingt das nur bedingt, besonders Flächen im Privatbesitz lassen oft zu wünschen übrig

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Wappen der Kreisstadt wie auch des Landkreises zeigt zwar einen Eber, ginge es danach, was man in Ebersberg Stadt und Kreis so zu sehen bekommt, sollte es realistischerweise eigentlich eine Baumaschine sein. Denn kaum irgendwo anders im Freistaat wird mehr zugebaut. Um den Verlust an Natur und Landschaft zu kompensieren, müssen für neue Baugebiete Ausgleichsflächen geschaffen werden, Ebersberg ist da keine Ausnahme. Wie ein aktueller Bericht aus dem städtischen Bauamt nun aber zeigt, gelingt dieser Ausgleich nicht immer.

Die Fraktion der Grünen hatte wissen wollen, wie es um die Ausgleichsflächen in der Stadt Ebersberg bestellt ist. Hintergrund ist eine 2017 begonnene Untersuchung der Ausgleichsflächen im Landkreis Ebersberg. Bei dem Modellprojekt hatte das Bayerische Landesamt für Umwelt 100 zufällig ausgesuchte Ausgleichsflächen unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich, dass zwar etwa die Hälfte der Flächen in gutem oder sehr gutem Zustand war - allerdings war auch rund ein Viertel aller Ausgleichsflächen nur auf dem Papier vorhanden, sie waren nie angelegt worden.

In Ebersberg, das zeigte nun der Bericht der Verwaltung, ist die Situation zweigeteilt: Wie Agnes Gehrer vom Bauamt erläuterte, gibt es erhebliche Unterschiede, ob eine Ausgleichsfläche im Besitz beziehungsweise in der Zuständigkeit der Stadt oder ob sie eine private Fläche ist. Erstere - rund 10,64 Hektar - sind laut Gehrer überwiegend gut in Schuss: 27 einzelne Ausgleichsflächen sind dies insgesamt, davon gelten 14 als in gutem Zustand, weitere Maßnahmen neben Unterhalt und Pflege sind dort keine nötig.

Diese sind im Übrigen ein eher kleiner Posten im städtischen Haushalt: vergangenes Jahr hatte die Pflege und weitere Ertüchtigung der Ebersberger Ausgleichsflächen rund 12 000 Euro gekostet, heuer waren es bislang rund 10 000 Euro. Acht städtische Ausgleichsflächen fallen in die mittlere Kategorie, hier müssten in absehbarer Zeit weitere Maßnahmen erfolgen, bei den übrigen fünf sind diese sogar dringend - darunter sind aber auch solche Flächen, die neu in den Katalog aufgenommen und bisher noch nicht angelegt wurden.

Sehr viel schlechter schaut es indes bei den privaten Ausgleichsflächen in Ebersberg aus. Von diesen gilt nur eine einzige als in gutem Zustand, drei sind immerhin vorhanden aber verbesserungswürdig. Ganze 23 Ausgleichsflächen im Privatbesitz fallen dagegen in die letzte Kategorie, sie sind also entweder gar nicht vorhanden oder in einem Zustand, der dem Anspruch einer Ausgleichsfläche nicht annähernd genügt.

Wobei, so Gehrer weiter, dies nicht unbedingt auf mangelnden Willen der Eigentümer zurückzuführen sei. So sind in der Liste auch Flächen aufgeführt, die Bauvorhaben ausgleichen sollen, die es noch nicht gibt. Andere wurden zwar angelegt, allerdings nicht am geplanten Ort. Bei wieder anderen wurde eine andere Maßnahme umgesetzt als ursprünglich geplant, etwa eine Aufforstung statt einer Wiese, was am Ende sogar sinnvoller sein könnte - die entsprechende Prüfung aber eben erst einmal mehr Arbeit und Zeit koste.

Für die Zukunft erwartet Gehrer, dass dies für die Verwaltung etwas einfacher wird: "Das neue Baugesetz gibt uns mehr Handhabe", weniger Arbeit werde man im Bauamt dadurch aber nicht haben. Grünen-Stadtrat Marc Block warb dennoch dafür, hier nicht nachzulassen: "Wir sollten uns nicht abschrecken lassen, trotzdem mehr zu tun - natürlich nicht alles auf einmal." Aber "angesichts der hohen Bautätigkeit ist das schon notwendig".

© SZ vom 09.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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