Bauen:Hoch hinaus

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Auf dem Grundstück südlich der Kreisklinik befinden sich derzeit eine Wertstoffinsel und Containerbüros für die Verwaltung sowie ein Parkplatz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kreisklinik braucht dringend mehr Wohnungen für ihre Angestellten. Errichten soll diese das Kommunalunternehmen des Landkreises - wenn es dazu in der Lage ist

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das Kommunalunternehmen des Landkreises steht möglicherweise vor einem Großauftrag. Mindestens 100 Wohnungen könnte die erst Ende vergangenen Jahres gegründete Baugesellschaft in der Kreisstadt erstellen, diese sollen vor allem dem Personal der Kreisklinik zugute kommen. Ein Grundstück für das Vorhaben gibt es bereits, auch Fördermittel stehen in Aussicht. Allerdings gibt es Zweifel, ob das noch recht kleine Unternehmen ein Projekt dieser Größe überhaupt stemmen kann.

Die Kreisklinik hat schon vor geraumer Zeit den Wunsch geäußert, ihren alten Personalbau durch einen zeitgemäßeren und größeren zu ersetzen. Erste Überlegungen dazu gibt es seit 2013, als die Klinik ihr derzeit laufendens Sanierungs- und Erweiterungskonzept präsentierte. Den Bedarf gab man seitens der Klinik mit bis zu 180 Wohnungen an, darunter 100 Einzimmerappartements mit bis zu 25 Quadratmetern, 50 Zwei- und 20 Dreizimmerwohnungen mit bis zu 50 beziehungsweise 90 Quadratmetern sowie zehn Vierzimmerwohnungen mit bis zu 100 Quadratmeter. Einen Standort hat man ebenfalls bereits gefunden, es handelt sich um das klinikeigene Grundstück gegenüber des Hauptgebäudes südlich der Münchner Straße, wo sich derzeit ein Containerbau für die Krankenhaus-Verwaltung und ein Parkplatz befinden.

Für die Wohnungsgenossenschaft ist das Projekt zu groß

Etwas schwieriger als die Bedarfsermittlung und Standortsuche gestaltete sich allerdings die Antwort auf die Frage, was dort genau entstehen und wer es bauen soll. Die Kreisklinik selbst hat bereits erklärt, dass Wohnungsbau nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört. Beim Landkreis hatte man daher die Möglichkeit geprüft, einen Investor mit der Aufgabe zu betrauen, dies allerdings mittlerweile verworfen, wie Kreiskämmerin Brigitte Keller nun im Kreis- und Strategieausschuss erklärte. Denn diese kalkulierten mit Renditen von drei bis vier Prozent, was dem Ziel, günstige Wohnungen zu bauen, wohl zuwiderlaufen würde. Eine Absage gab es auch von der Wohnungsgenossenschaft Ebersberg. Diese hatte erklärt, das Vorhaben sei zu groß, außerdem sei das Genossenschaftsmodell - also dass jeder Bewohner einen Anteil erwirbt - bei Personalwohnungen mit ihrer hohen Fluktuation kaum umzusetzen.

Einspringen könnte allerdings die Wohnbaugesellschaft des Landkreises, so Keller. Möglich werde dies, weil das Kommunalunternehmen einiges an Fördergeld in Anspruch nehmen könnte. Laut Auskunft der Regierung von Oberbayern greife hier das kommunale Wohnbauförderprogramm. Dieses erstattet 30 Prozent der Kosten für den Personalwohnbau. Insgesamt könnten es sogar bis zu 50 Prozent werden, weil es auch für das Grundstück Fördermittel gibt - obwohl dieses dem Landkreis bereits gehört und der Wohnbaugesellschaft kostenlos zur Verfügung gestellt werden soll.

Bis Ende 2019 muss die Planung stehen, sonst gibt es kein Fördergeld

Ob das Kommunalunternehmen allerdings wirklich die neuen Personalwohnungen baut, steht laut Landrat Robert Niedergesäß (CSU) noch nicht fest. Zunächst müsse man prüfen, ob ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt zu leisten sei. Daran gab es auch im Ausschuss Zweifel, Alexander Müller (FDP) verwies darauf, dass es hier noch keinerlei Erfahrungen gebe. "Das Unternehmen gibt es erst seit einem Jahr, es macht gerade ein relativ kleines Bauprojekt, aber das hier wäre ein Mega-Projekt." Der aktuell laufende Bau von 21 Wohnungen durch das Unternehmen in Grafing habe laut Müller ein Volumen von etwa zwei Millionen, beim nun angesprochenen Projekt werden es wohl bis zu 30 Millionen werden. Müller warnte davor, "sich zu übernehmen und das GkU kaputtzumachen, wenn es schiefgeht."

Etwas optimistischer zeigte sich Ernst Böhm (SPD), "ich bin mit der Realisierung nicht so skeptisch", man müsse ja nicht gleich alle Wohnungen auf einmal bauen. Er schlug vor, das Projekt in Schritte aufzuteilen, so könne man jedes Jahr ein Haus in der Größenordnung bauen, wie es derzeit in Grafing entsteht, damit würde man das Kommunalunternehmen nicht überfordern. Gebaut werden müssten die Wohnungen aber auf jeden Fall, "es gibt keine gute Klinik ohne Personal und kein Personal ohne günstige Wohnungen". Dies unterstrich auch Reinhard Oellerer (Grüne), er sprach sich dafür aus, dieses "unheimlich wichtige Projekt" so schnell wie möglich umzusetzen: "Die Kreisklinik ächzt unter der Zahl der Patienten und unter zu wenig Pflegepersonal."

Zu lange Zeit lassen darf man sich aber auch wegen der Fördermittel nicht. Das Wohnbauprogramm ist in seiner aktuellen Form befristet, bis Ende 2019 müssen die Mittel beantragt sein. Ob es überhaupt dazu kommt, hängt aber - neben der Leistungsfähigkeit des Kommunalunternehmens - auch noch von anderen Dingen ab. So verwies der Stellvertretende Landrat, Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) auf das sehr umfangreiche Bauleitverfahren. Frühestens Anfang 2019 könne der Bebauungsplan stehen. Bis dahin müsse etwa geklärt sein, wie viele Wohnungen entstehen sollen, 180, wie von der Klinik gewünscht, könnten es laut Brilmayer nicht werden. Aus städtebaulicher Sicht seien an der Stelle eher 100 realistisch. Noch offen ist auch, wie und wo man Ersatz für den Parkplatz findet, "sonst haben wir keine Freude daran - und die Nachbarn auch nicht."

Auch seitens der Verwaltung hält man die Größenordnung von 100 Wohnungen südlich der Münchner Straße für sinnvoll. Zwar könne man "gar nicht genug Wohnungen bauen", wie Niedergesäß sagte, den zusätzlichen Bedarf könnte aber eventuell ein Neubau des Personalgebäudes an alter Stelle decken. "Das Ziel ist, bezahlbare Wohnungen zu schaffen, aber den Weg dahin zu finden, ist sicher ein Thema, das man in aller Ruhe beraten muss."

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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