Baubranche:Volle Auftragsbücher

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Das bayerische Bauhauptgewerbe verzeichnet für 2018 einen neuen Rekord. Auch viele Unternehmen im Landkreis sind in diesem Jahr bereits ausgelastet - doch der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar

Von Anna Horst, Ebersberg

Wer einen Anbau an sein Haus in Auftrag geben oder aus dem Dachboden eine schöne Wohnung machen lassen will, muss Geduld beweisen: Viele Baufirmen im Landkreis haben bereits jetzt volle Auftragsbücher - für das gesamte Jahr. Der Boom hält schon seit einigen Jahren an, laut dem Landesamt für Statistik war 2018 ein neues Rekordjahr für Bayerns Bauunternehmer. Ende Dezember verzeichnete das Bauhauptgewerbe im Freistaat eine Steigerung bei den Aufträgen von 20,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem Firmen in Oberbayern profitierten: Die Auftragsbestände im Baugewerbe hatten insgesamt einen Wert von 3,72 Milliarden Euro, was einen Anstieg von 35,5 Prozent gegenüber Dezember 2017 ausmacht.

Im Landkreis hat der Boom zur Folge, dass nicht nur private Bauherren Schwierigkeiten haben, für ihre Aufträge eine Firma zu finden. Auch Kommunen passiert es immer häufiger, dass es bei Ausschreibungen keine einzige Bewerbung gibt. Laut Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger liegt die starke Auslastung der Baufirmen an der positiven wirtschaftlichen Situation des Landkreises: "Durch die schnelle Anbindung an München und die gute Infrastruktur sind wir hier sehr attraktiv für Hinzuziehende, die dann bauen wollen", erklärt Schwaiger. Einerseits bedeute das zwar einen Aufschwung für die Baubranche, andererseits würden dadurch aber auch die Preise enorm ansteigen. "Für Menschen, die hier schon lange wohnen, kann das ein großes Problem sein", so der Kreishandwerksmeister.

Auch die langen Wartezeiten bei den Bauunternehmen seien ein Nachteil des Baubooms. "Einen Handwerker zu bekommen, funktioniert auch im Landkreis nur noch terminlich", erklärt Schwaiger. Bereits für das gesamte Jahr ausgebucht ist die Martin Heilmann Bauunternehmung in Frauenneuharting. "Das ist allerdings nicht mehr ungewöhnlich, die Nachfrage ist bereits seit drei bis vier Jahren so hoch", erklärt ein Mitarbeiter. Auch bei der Bauunternehmung Hoser in Markt Schwaben sieht es ähnlich aus. Die Nachfrage sei hoch, der Terminkalender des Unternehmens sei bis Mitte des Jahres mit großen Baustellen gefüllt, erläutert die Geschäftsführerin. "Für kleinere Arbeiten ist aber meist noch Zeit dazwischen", sagt sie.

Viele Unternehmen könnten aber eigentlich noch mehr Aufträge übernehmen - wenn sie denn genügend Fachkräfte hätten. Der Nachwuchs fehle, stellt der Kreishandwerksmeister fest: "Im Landkreis gehen 60 bis 70 Prozent der Schüler aufs Gymnasium und ziehen es gar nicht in Betracht, in einen Handwerksberuf einzusteigen", sagt Schwaiger. Viele Ausbildungsplätze in der Baubranche blieben daher inzwischen vakant.

Dies macht sich bemerkbar. Bei der Hoser Bauunternehmung in Markt Schwaben etwa gingen die älteren und erfahreneren Mitarbeiter nun bald in Rente, während zu wenig junges, qualifiziertes Personal nachkomme. "Wir machen uns schon Sorgen, wie es dann weitergehen soll", sagt die Geschäftsführerin. Ähnlich sieht es im Frauenneuhartinger Unternehmen Heilmann aus. Beim aktuellen hohen Auftragseingang würden die Wartezeiten zusätzlich durch fehlende Fachkräfte verlängert. Besonders betroffen sei das Maurergewerbe, doch auch die anderen Handwerksberufe seien nur schwach besetzt. "Wir hatten in diesem Jahr noch keine einzige Bewerbung, letztes Jahr war es gerade mal eine", sagt ein Mitarbeiter.

Vor allem Alleskönner seien auf der Baustelle gefragt, sagt Stefan Heller, der ein Bauunternehmen in Baiern betreibt - gerade bei einem kleinen Betrieb wie seinem. Nicht selten sei nur ein Mitarbeiter auf der Baustelle, der dann alleine verantwortlich sei. Im Fall seiner Firma sei es deshalb besser, nur wenige, dafür aber vielseitig einsetzbare Mitarbeiter zu haben. "Insofern habe ich persönlich kein Problem mit dem Fachkräftemangel, zur Zeit haben wir auch einen Lehrling bei uns", so der Geschäftsführer. Sollte sich aber ein guter Facharbeiter bewerben, würde er "nicht Nein sagen".

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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