Banken im Landkreis:Teures Geld

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Bei der VR Ebersberg sträubt man sich derzeit noch, Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben. (Foto: Andreas Junkmann)

Die Volksbank Fürstenfeldbruck verlangt als erstes Kreditinstitut von ihren Kunden Verwahrentgelt für Tagesgeld. Das könnte den Ebersberger Anlegern ebenfalls drohen - spätestens dann, wenn der Konkurrenzdruck zu groß wird

Von Franziska Bohn und Katharina Güntter, Ebersberg

"Wir haben keine Pläne flächendeckend ein Verwahrentgelt einzuführen", sagt Bernhard Failer, Vorstand der Raiffeisen-Volksbank Ebersberg. Nachdem die Volksbank Fürstenfeldbruck als erstes Kreditinstitut in Deutschland für das Tagesgeld ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent verlangt, steht nun die Frage im Raum, ob jetzt andere Volksbanken diesem Beispiel folgen werden. Das Verwahrentgelt ist der Negativzins, den die Volksbank bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zahlen muss, wenn sie dort Guthaben hält, so Failer. Bereits jetzt habe die Raiffeisen-Volksbank Ebersberg pro Geschäftsjahr 100 000 Euro an Verwahrentgelte an die EZB und die genossenschaftliche Zentralbank gezahlt.

Kunden der Volksbank in Ebersberg können dabei erst einmal beruhigt sein. Laut Failer werde man weiterhin den Wettbewerb beobachten. Dabei könne man aber nicht ausschließen, dass sich diese Entscheidung in Zukunft ändert. "Wenn der Negativzins der EZB auf minus ein Prozent steigt, dann müssen wir ernsthaft nachdenken", erklärt Failer. In diesem Fall werde man die Treppe von oben kehren: "Wir werden Kunden, die ein großes Guthaben bei uns haben zuerst ansprechen", versichert Failer. Dann werden Beratungsgespräche mit Kunden folgen, die Millionenbeträge auf ihrem Konto angelegt haben. "Mit diesen Kunden versuchen wir, individuelle Vereinbarungen zu treffen und damit die bestehenden Verträge anzupassen."

Kunden, die bereits ein Konto bei der Raiffeisenbank in Zorneding haben, müssen sich laut Vorstand Martin Schottenheim derzeit ohnehin noch keine Sorgen machen. Die Verträge der alten Konten ermöglichen aktuell keine Einführung von Strafzinsen. "Es gibt wenn dann nur die Möglichkeit diese durch Neuverträge einzuführen." Auch Schottenheim beobachtet nun, wie sich die generelle Ertragssituation bei ihm im Haus entwickelt. "Allgemein geht der Ertrag durch die aktuelle Zinssituation zurück", sagt er. Wenn die Erträge und der Zinsüberschuss weiter zurück gehen, müsse er betriebswirtschaftlich denken und diese Kosten an die Privatkunden weitergeben. "Das kann ich dann nicht mehr so akzeptieren." Er versichert zwar, dass diese Entscheidung nicht bis Anfang 2020 gefällt werden wird, "die Diskussion könnte aber künftig wieder entfacht werden, wenn der Druck auf die Ertragsseite zu groß wird", erklärt Schottenheim.

Auch bei der Alxing-Brucker Genossenschaftsbank sind Negativzinsen erst einmal nicht in Aussicht, so Mitarbeiter Ralf Schedlbauer. Das soll auch in naher Zukunft so bleiben, Negativzinsen gebe es "die nächste Zeit gar nicht", die Zuständigen "wollen das nicht". Erkennbar sei aber ein Kundenzulauf, unter anderem auch von Banken, die bereits Negativzinsen eingeführt haben.

Ebenso abhängig von der zukünftigen Entwicklung der Konkurrenzunternehmen ist die Entscheidung der Volks- und Raiffeisenbank München Land. Den Weg der VR Fürstenfeldbruck wollen sie in ihrem Haus nicht einschlagen und planen dies auch nicht in naher Zukunft, so der Vorstand Robert Oberleitner. "Je nachdem, wie sich die Konkurrenzinstitute in der Zukunft hierzu positionieren, können wir dies aus heutiger Sicht aber nicht dauerhaft ausschließen." Ein paar Beispiele von Verwahrentgelt gebe es zwar, allerdings nur vereinzelt und in wenigen Fällen. Bevor es zu so einem Schritt komme, werde die Kundenverbindung aber sehr genau analysiert und "im Anschluss ein intensives Anlage- und Beratungsgespräch" geführt.

Das Ziel sei, die Gelder der Kunden in "passende alternative Anlagemöglichkeiten umzuschichten". Die Beträge der Negativzinsen hängen von den Verbindungen des Kunden zu der Bank ab, es werden aber auskömmliche Freibeträge gewährt.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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