Bad Tölz:Die Hoheit stürzt den Bürgergarten ins Chaos

1908 verbrachte Thomas Mann mit seiner Familie erstmals seinen Sommerurlaub in Bad Tölz, das er bereits von gelegentlichen Besuchen kannte. Ein Jahr später kam sein zweiter Roman "Königliche Hoheit" heraus, worin er in den ersten Kapiteln eine Szene schildert, die in einem Gasthof "Zum Bürgergarten" spielt. Der junge, leicht missgestaltete Prinz Klaus Heinrich nimmt dort an einem Bürgerball teil - "eine offizielle und dabei zwanglose Festlichkeit, die, von der Stadt gegeben, jeden Winter" stattfinde. Im Tanzrausch und nach zu reichlichem Genuss von Bowle stürzt der Prinz mit Frau von Unschlitt, der Tochter des Seifensieders, beim Rund- und Reigentanz und verursacht ein Chaos. Modell für den Gasthof stand das Tölzer Stadtmuseum, das vor einem Jahrhundert das Gasthaus "Bürgerbräu" mit dem "Bürgergarten" dahinter war. Der war seinerzeit ein Biergarten mit Pavillons, wo man auch tanzen konnte. Und den Beruf Seifensieder dürfte Mann ebenfalls nicht zufällig gewählt haben. Schräg gegenüber vom Stadtmuseum gab es in der Marktstraße 54 eine Seifensiederei, aus der die Parfümerie Wiedemann hervorging.

© SZ vom 15.02.2017 / sci - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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