Vernissage am Donnerstag:Ausstellung über Hauskatzen und Bergziegen in Grafing

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Der "Fotoclub Blende 85567" eröffnet im Grafinger Museum die Ausstellung "Tierisch". Die Motive zeigen, dass der Name Programm ist.

Von Christian Bauer, Grafing

Ein Gepard lauert hinter einem dornigen Gebüsch. Auf dem nächsten Foto sieht man ihn im Sprint, das darauffolgende zeigt Giraffen und Zebras. Die Beute der schnellen Raubkatze? Nein, wie sich herausstellt, wenn man einen Blick auf die kleinen Kärtchen unter den Bildern wirft, die ein Porträt des Fotografen zeigen und einen kurzen erklärenden Text. Auf diese Weise erfährt man, dass der erste Gepard in Namibia gesichtet wurde, der zweite hingegen in einem Safari-Park in San Diego. Und auch das Bild der Giraffen und Zebras ist weit entfernt von den beiden Wildkatzen entstanden.

Dies ist nur eine von vielen kleinen Geschichten, die bei der Fotoausstellung "Tierisch" im Museum der Stadt Grafing entdeckt werden können. Denn zusätzlich zu den Anekdoten, die die 66 Fotos schon alleine für sich preisgeben, sorgt die stimmige Anordnung für erzählerische Harmonie. Sie ist das Werk von Ulrike Hohnheiser. Ein Gesamtkonzept sei ihr sehr wichtig, sagt sie, mache es doch den besonderen Reiz aus, dass "Mini-Geschichten allein durch die Hängung" entstehen. Wenn bei anderen Ausstellungen dieses Potenzial nicht ausgeschöpft werde, bereite ihr das "fast physische Schmerzen".

Hohnheiser ist Mitglied des Fotoclubs "Blende 85567", der seit dreieinhalb Jahren besteht. "Tierisch" ist nach "Unterwegs" und "Augenblicke" die dritte Ausstellung im Grafinger Museum. Dass das per Abstimmung ermittelte Thema heuer konkreter formuliert ist, war ausdrücklich gewünscht. Die 23 Fotografen waren dieses Mal also weit weniger frei in ihrer Motivwahl. Eine Herausforderung für alle, die eigentlich wenig mit Natur- oder Tieraufnahmen zu tun haben, merkt der Vorsitzende Jürgen Bochynek an - also zum Beispiel für Architekturfotografen.

In Farbe oder Schwarz-Weiß

Da durch die enger gefasste Vorgabe viele thematisch ähnliche Bilder entstünden, müsse man "durch unterschiedliche Stilmittel herausstechen". Jeder sollte sich also selbst überlegen, wie er das Thema umsetzen möchte - in Farbe oder Schwarz-Weiß? Die Tiere in ihrer Gesamtheit festhalten oder lieber nur einen Teilausschnitt wählen? Und tatsächlich, die Darstellungsformen sind so vielfältig wie die Tiere selbst. Dass bei "Tierisch" auch gar nicht unbedingt ein Tier fotografiert werden muss, beweist das Bild eines kunstvollen Spinnennetzes - die Weberin ist hier nicht zu sehen. Trotz künstlerischer Freiheit wollte man es jedoch "nicht übertreiben": Die Idee, ein Steak in der Pfanne zu fotografieren, wurde verworfen.

Die meisten der teilnehmenden Hobbykünstler - eine bunte Mischung aus etwa gleich vielen Männern und Frauen zwischen 25 und 75 Jahren - sind hier mit drei Fotos vertreten, manche auch nur mit einem oder zwei. Auf knapp hundert Quadratmetern ergibt sich hier ein Rundgang durch die Fauna sämtlicher Gebiete der Erde: von der heimischen Hauskatze, die eine Maus im Maul trägt, über die nahöstliche Bergziege bis hin zu den afrikanischen Savannentieren ist alles vertreten. "Ich selbst bin begeisterter Afrika-Reisender", berichtet Bochynek. Von ihm stammt unter anderem ein aus dem Wasser spähendes Flusspferd.

Einer der Räume ist inhaltlich all dem vorbehalten, was fliegt und schwimmt - auf der einen Seite Delfine, Quallen und Frösche, auf der anderen Schmetterlinge, Papageientaucher und Flamingos. Badende Vögel schaffen den perfekten Übergang zwischen Luft und Wasser. Im "Fast-Schwarz-Weiß-Raum" dominieren hingegen die Tiere Afrikas wie Elefanten, Zebras und Affen neben den Fotos von fliegenden Vögeln. Alle Bilder sind in glaslosen Rahmen aufgehängt, um "störende Spiegelungen" zu vermeiden.

Aus zwei Schaukästen können Abzüge der ausgestellten Fotos zu einem "kleinen Obolus" von 2,50 Euro erworben werden. Hier dürfte für jeden etwas dabei sein - ob Fotos mit einem aktuellen Bezug wie die einer Biene oder solche, die einen schmunzeln lassen. So zum Beispiel ein griesgrämig dreinblickendes Rotschwänzchen, dessen Foto mit "Montagmorgen" betitelt wurde. Sehr passend auch der Name des Bildes einer Kuh auf der Bergwiese: "Milka". Bochynek lächelt: "Manche Titel ergeben sich einfach von selbst."

Wie jedes Jahr werden die Sonderöffnungszeiten für die Ausstellung an den Wochenenden vom 16. und 17. sowie vom 23. und 24. März von AV-Überblend-Shows im Nebengebäude begleitet. Die sieben Beiträge, die zum Motto der Ausstellung passen dürfen, aber nicht müssen, sind zumeist mit Musik unterlegt und sollen den Besuch abrunden. An besagten Wochenenden sind Mitglieder des Fotoclubs anwesend, um Fragen zu ihren Bildern zu beantworten. Die Vernissage findet am Donnerstag, 14. März, um 19.30 Uhr statt.

In den vergangenen Jahren freute sich der Grafinger Fotoclub über einen starken Zuspruch von 400 bis 600 Besuchern - größtenteils die "fotointeressierte Bevölkerung", nicht zuletzt in Form befreundeter Fotovereine. Aber auch Laien seien herzlich eingeladen, betont Bochynek. Was diese Ausstellung so besonders macht, ist Hohnheiser zufolge schließlich, dass so gut wie jeder etwas mit dem Thema anfangen kann. "Tiere sind neben Fußball und Autos das, was die Leute am liebsten mögen", erläutert sie. "Wir sind also sehr gespannt auf die Reaktionen."

Ausstellung "Tierisch" des "Fotoclubs Blende 85567" im Museum Grafing, Vernissage am Donnerstag, 14. März, um 19.30 Uhr, Sonderöffnungszeiten: am 16./17. und 23./24. März, samstags 14 bis 18 und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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