Ausstellung:Schau ins Land

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Die Ebersberger Volksmusik unter Heimatpfleger Markus Krammer spielte zur Eröffnung der Ausstellung über die Ebersberger Heimatgeschichte. (Foto: christian endt)

Im Ebersberger Rathaus werden bis Anfang Juli Exponate zum 100. Geburtstag des Ebersberger Aussichtsturms und zum 125-jährigen Bestehen des Verschönerungsvereins gezeigt

Von Peter Kees, Ebersberg

Die visuelle Eroberung der Natur mit dem Bau von Aussichtstürmen inmitten freier Landschaft begann in Deutschland etwa gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Zunächst waren es Adlige, gegen Mitte des 19. Jahrhunderts verlagerten sich diese Bauvorhaben in die Bürgerschaft. Vereine und Komitees wurden gegründet, die den einnehmenden Blick ins Land mit dem Bau solcher Aussichtstürme vorantrieben. Einen Höhepunkt erreichte diese Bewegung im Zweiten Kaiserreich, also zwischen 1871 und 1918. Freilich spielte dabei auch die nationale Besetzung der Natur eine Rolle, immerhin besann man sich dieser Zeiten auf Grund der staatliche Neuordnung Europas europaweit auf nationale Identitäten, was bekanntlich auch die nationalen Kulturtraditionen dieser Epoche widerspiegeln.

Und so gibt es auch in Ebersberg einen Aussichtsturm, dessen hundertster Geburtstag gerade gefeiert wird. Die 1860 aus honorigen Mitgliedern der damaligen Ebersberger Bürgerschaft gegründete "Gesellschaft für Erheiterung" baute 1873 auf der Ludwigshöhe - dem heutigen Standpunkt des Aussichtsturms - eine hölzerne Belvédère, einen ersten Aussichtsturm mit damals 18 Metern Höhe und zwei Aussichtsplattformen. In diesen schlug irgendwann der Blitz ein, er wurde baufällig und bald auch polizeilich gesperrt.

1908 erhält der 1890 gegründete Verschönerungsverein Ebersberg den Turm, der ihn mit privaten Mitteln wieder aufbauen will. Aber nicht mehr aus Holz, aus Beton, einem damals noch eher ungewöhnlichen Baustoff, soll der neue Turm errichtet werden. 34,68 Meter hoch wird der Turm schließlich genau. Geplant war, den Aussichtsturm zum 15. September 1914 fertig zu stellen. Das wurde sogar in dem Vertrag mit der ausführenden Baufirma Hoch-Tief aus München festgehalten. Doch der beginnende Erste Weltkrieg verhinderte die Fertigstellung zu diesem Datum. Trotz des Kriegs wurde aber weitergebaut, und schließlich konnte der heutige Ebersberger Aussichtsturm am 1. Mai 1915 der Öffentlichkeit übergeben werden.

Eigentlich sollte er ja Siegesturm heißen, so die Idee der damaligen Kriegsbegeisterten. Doch der Lauf der Geschichte hat diese Namensgebung vereitelt, und so ist es schlicht bei Aussichtsturm geblieben. Immerhin 144 Berggipfel kann man von dort oben bei gutem Wetter sehen.

100 Jahre Aussichtsturm und 125 Jahre Verschönerungsverein Ebersberg dazu, der einstigen Macher also, das ist Anlass genug für eine Ausstellung. Und so hängen nun 28 Schautafeln, elf davon erzählen vom Bau des Aussichtsturms, seit Freitag in der Rathausgalerie im Obergeschoss des Rathauses. Auf diesen Schautafeln finden sich alte Fotos, Postkarten, Zeitungsberichte, Panoramabilder, Plakate, zeitgeschichtliche Dokumente, allerlei Wissenswertes zum Turm und zum Verein. Dort steht auch ein Schaukasten mit Modellen beider Türme im Maßstab von 1:50, die Ludwig Denninger aus Sempt in liebevoller und stundenlanger Handarbeit gefertigt hat, gegenüber hängt eine Ehrenbürgerurkunde der Stadt Ebersberg, 1947 an den Steinmetzen Josef Maier, der Hauptinitiator beim Bau des Turmes, verliehen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung war der Rathaussaal gut besucht. Mitglieder der Ebersberger Volksmusik um den Ebersberger Heimatpfleger Markus Krammer, der die Ausstellung auch konzipiert und zusammengetragen hat, begleiteten die Veranstaltung mit bayrischer Volksmusik.

Und natürlich erzählte Markus Krammer auch ausführlich über die Geschichte des Turms. Von der hölzernen Belvédère, seinem Vorgänger, einem Steigbaum, ein Baum mit abgesägten Ästen, auf den man hinaufklettern konnte, und vom Bau des heutigen Turms. Die Pflege des Ebersberger Wahrzeichens ist sicher eines der Hauptanliegen des Ebersberger Verschönerungsvereins, der sich ansonsten auch um den Erhalt von Feld- und Steinkreuzen, Kapellen oder Wanderwegen kümmert. Auch über diese Arbeit gibt die Ausstellung einen schönen Überblick.

Toni Ried, der erste Vorsitzende des Ebersberger Verschönerungsvereins bedankte sich herzlich für die enge und gute Zusammenarbeit mit der Stadt. Die Pflege der Heimat sei eine wichtige Aufgabe. Am 18. Juli wird zu einem großes Fest am Aussichtsturm eingeladen. Auch heute noch kann man von dort oben aus die Landschaft in Besitz nehmen, rein visuell versteht sich, schließlich ist Landschaft immer für alle da. Die Ausstellung kann noch bis zum 3. Juli während der Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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