Ausblick im Ebersberger Stadtrat:Der Vier-Jahres-Plan

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Ein Neubau für die Feuerwehr kommt wohl frühestens 2024. Außerdem wird das Projekt wohl deutlich teuer als ursprünglich geplant. Auch die Entwicklung des Stadtzentrums ist von dem Vorhaben abhängig

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Schnell wie die Feuerwehr ist ein stehender Begriff, schließlich geht es beim Einsatz um jede Sekunde. Doch was für die Feuerwehr gilt, gilt beim Bau eines Feuerwehrhauses nur sehr bedingt, wie sich nun in Ebersberg zeigt. Seit einigen Jahren ist klar, dass die Kreisstadt ein neues Domizil für ihre Feuerwehr braucht, dies hat ausgerechnet mit dem Zeitdruck während eines Feuerwehreinsatzes zu tun. Denn der Standort in der Eberhardstraße ist wegen des starken Verkehrsaufkommens sowohl für die Feuerwehrleute auf dem Weg zu ihren Fahrzeugen problematisch, als auch für diese auf dem Weg zum Einsatz. Bis sich daran indes etwas ändert, dürften aber noch mindestens vier Jahre vergehen.

Diesen groben Zeitplan gab es kürzlich im Ebersberger Stadtrat als der Haushalt verabschiedet wurde. Damit verbunden ist der Finanzplan mit dem Investitionsprogramm bis Ende 2023. In dieser Zeit, so erläuterte es Kämmerer Josef Gibis, stehe das Feuerwehrhaus definitiv nicht auf der Agenda. Er rechne damit, dass "die ersten Kosten" dafür wohl erst im Haushalt des Jahres 2024 oder später auftauchen werden. Die vorsichtige Formulierung des Kämmerers dürfte daher rühren, dass erste Kosten nicht automatisch einen Baubeginn bedeuten, für viele Projekte werden Jahre vorher Planungskosten fällig. Was davon dann wann umgesetzt wird, steht - siehe Marienplatz, für den vor fünf Jahren ein Planungswettbewerb finanziert wurde - da lange noch nicht fest.

Ebenfalls nicht ganz klar ist, wie viel das neue Feuerwehrhaus einmal kosten wird. Sicher ist allerdings, so Gibis, dass die vor Jahren einmal erstellte Schätzung von rund acht Millionen Euro deutlich zu niedrig sein dürfte. Die Kämmerei hatte kürzlich einmal allen in der Kreisstadt - auch ohne Zeitplan - avisierten Großprojekten ein Preisschild verpasst. Demnach käme man beim neuen Feuerwehrhaus nun auf eine Summe von etwa zwölf Millionen Euro.

Was, wie Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) auf Nachfrage betont, sicher nicht der End- oder Gesamtpreis sei. Was zum einen an der allgemeinen Baukostensteigerung liege - auch Brilmayer rechnet "sicher nicht vor dem Jahr 2024" damit, dass die Stadt in eine konkrete Planung für das Projekt einsteigt. Außerdem beziehe sich die Kostenschätzung der Kämmerei ausdrücklich nur auf die reinen Baukosten.

Der Punkt ist deshalb wichtig, weil die Stadt selbst derzeit nicht über ein Grundstück verfügt, das erstens groß genug und zweitens zentral genug gelegen ist, wie es für das Feuerwehrhaus nötig wäre. Darum muss zur Gesamtrechnung für den Neubau noch eine bislang unbekannte Summe für Grunderwerb zugeschlagen werden. Wenn man bedenkt, dass das aktuelle Feuerwehrgelände rund 2300 Quadratmeter misst und als deutlich zu klein gilt, sowie, dass der Neubau in einer zentralen - also teuren - Lage entstehen soll, ist zu erwarten, dass die Kosten um einen einstelligen Millionenbetrag steigen.

Und die Bodenpreise sind nicht die einzige Herausforderung bei der Standortsuche. So gab es etwa vor einiger Zeit einmal die Überlegung, neben dem neuen BRK-Zentrum an der Straße Zur Gass die neue Feuerwehr zu bauen. Der Platz wäre dort zwar ausreichend, allerdings gibt es zwei Punkte, die man bei der Feuerwehr sehr kritisch sieht: So ist der Standort zu weit im Westen gelegen, als dass ihn die Feuerwehrler aus allen Teilen der Stadt rechtzeitig erreichen könnten. Dieses Problem gibt es beim Roten Kreuz nicht, da die Besatzungen der Krankenwagen bereits in der Zentrale in Bereitschaft sind. Das zweite Problem eines Feuerwehrhauses am BRK-Gelände wäre, dass bei einem größeren Einsatz sowohl die Rettungswagen als auch die Feuerwehrfahrzeuge gleichzeitig über die doch recht schmale Gass auf die Münchner Straße fahren müssten. Auch, weil es derzeit keine brauchbare Verbindung von der Gass nach Norden gibt.

Welche anderen Standorte in Frage kommen, die sowohl gut zu erreichen als auch groß genug sind, will oder kann man derzeit weder bei der Stadt noch bei der Feuerwehr sagen. Dass es allerdings potenziell geeignete Grundstücke gibt, bestätigt der Bürgermeister. Ob und zu welchem Preis sie verfügbar sind, darüber müsse man Verhandlungen führen, sagt Brilmayer. Dass dies besonders schnell geht, erwartet man im Rathaus aber nicht. Und selbst wenn es mit dem Start im Jahr 2024 klappt, dürfte es einige weitere Jahre dauern, bis der Neubau fertig ist und die Feuerwehr tatsächlich umziehen kann.

Was unmittelbare Auswirkungen hat auf ein anderes Vorhaben der Stadt: Dem Bau einiger Wohnhäuser in Innenstadtlage - nämlich auf dem derzeitigen Feuerwehrgrundstück. Die Pläne sind eine Folge des Verkaufs des Hotels Hölzerbräu an einen Investor im vergangenen Jahr. Die Firma Euroboden plant, den westlichen und nördlichen Teil des Areals neu zu bebauen. Wo jetzt ein Parkplatz und ein Schuppen sind, sollen dann vor allem Wohnungen entstehen.

Derzeit läuft dazu ein städtebaulicher Wettbewerb, der einen neuen Bebauungsplan zum Ziel hat - und der schließt das neue Wohngebiet Feuerwehrhaus ausdrücklich mit ein. Allerdings war es eine Vorgabe der Stadt, die Bebauung so zu planen, dass sie in zwei Abschnitten errichtet werden kann. Schließlich ist klar, dass man beim Bauen sicher nicht so schnell sein wird, wie die Feuerwehr.

© SZ vom 03.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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