Aus dem Kreisausschuss:Die 500 000 Euro-Frage

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Das Budget der Jugendhilfe im Landkreis soll 2019 deutlich steigen, das Bevölkerungswachstum ist nur einer der Gründe

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis stockt seinen Haushalt für die Jugendhilfe im kommenden Jahr deutlich auf. Um gut eine halbe Million auf dann 13,4 Millionen Euro soll das entsprechende Budget steigen. Größte Kostentreiber sind die stationäre Eingliederungshilfe (siehe Kasten), die Heimerziehung und das betreute Wohnen. Zurückgegangen ist die Zahl der Pflegekinder, was sich ebenfalls auf den Haushalt auswirkt.

Das Budget der Jugendhilfe ist das zweitgrößte im Ebersberger Kreishaushalt, der 2019 rund 58,6 Millionen Euro betragen wird. Seit Anfang des Jahrzehnts ist dieses Teilbudget von 9,9 Millionen im Jahr 2010 auf voraussichtlich 12,9 Millionen Euro im aktuellen Jahr gestiegen. Seit 2005, so rechnete es Kreiskämmerin Brigitte Keller nun im Jugendhilfeausschuss vor, seien sogar 59,7 Prozent Steigerung zu verzeichnen. Wobei man in Ebersberg noch vergleichsweise günstig davonkommt. Bundesweit seien die Ausgaben für die Jugendhilfe in den Landkreisen im gleichen Zeitraum nämlich um 122 Prozent gestiegen.

Als Hauptgrund für die steigenden Kosten nannte Florian Robida vom Jugendamt die steigenden Bevölkerungszahlen: "Wir sind ein Zuzugslandkreis mit 2000 Neubürgern im Jahr, damit werden es auch mehr Fälle". Vor allem weil der Zuwachs nicht gleichmäßig erfolge. So sei der Anteil der unter 21-Jährigen im Landkreis Ebersberg deutlich höher, als im Landesschnitt: Laut Statistik sind 19,8 Prozent der Bayern zwischen null und 21 Jahren alt. Bei den Ebersbergern entspricht diese Altersgruppe dagegen 22 Prozent der Einwohner.

Wobei die Fälle, die das Ebersberger Jugendamt betreuen muss, gar weniger werden. Mussten 2010 etwa noch 54 Jugendliche stationäre Eingliederungshilfen in Anspruch nehmen, waren es 2017 nur noch 38, im laufenden Jahr werden es 42 sein. Bei Heimerziehung und betreutem Wohnen lag der Höchststand 2014 bei 41 Fällen, 2017 bei 32, heuer werden es 34 sein. Trotzdem sind die Kosten gestiegen: Bei der Eingliederungshilfe von 1,6 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 2,3 Millionen Euro im Budget 2019, bei Heimerziehung und betreutem Wohnen von 875 000 auf 1,5 Millionen Euro. Die Steigerung zum kommenden Jahr macht 600 000 beziehungsweise 330 000 Euro aus. Dies liegt laut Verwaltung an den vom Gesetzgeber geforderten umfangreicheren Betreuungsangeboten. Und es müsse immer öfter auch schulische Unterstützung geleistet werden.

Bei den Tageseinrichtungen stiegen die Fallzahlen von 400 im Jahr 2013 auf 513 im Jahr 2015, seither gehen sie wieder zurück. 403 Fälle gibt es heuer, für kommendes Jahr rechnet man im Jugendamt mit 400 Fällen. Der Finanzbedarf sinkt von 692 000 Euro im laufenden auf 658 000 Euro im kommenden Jahr. Bei der ambulanten Eingliederungshilfe bleiben die Fallzahlen relativ konstant, aktuell und wohl auch im kommenden Jahr rechnet man mit 109 zu betreuenden Jugendlichen, 560 000 Euro sind dafür veranschlagt - immerhin 60 000 weniger als heuer.

Deutlich weniger Geld wird der Landkreis Ebersberg bei der Vollzeitpflege aufwenden müssen, also der Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in Pflegeeinrichtungen oder -familien. Dies liegt auch an den gesunkenen Fallzahlen: So waren im vergangenen Jahr noch 125 Jugendliche unterzubringen, weshalb der Kreistag für 2018 ein Budget von 825 000 Euro bewilligte. Allerdings wurde davon bisher nur etwas mehr als die Hälfte benötigt, wohl auch weil nur 108 Fälle zu betreuen waren. Mehr sollen es auch im kommenden Jahr nicht werden, daher wurde das Budget auf 492 000 Euro festgelegt.

Kleinere Einsparungen gibt es auch bei den freiwilligen Leistungen, sie sollen 2019 insgesamt 723 000 Euro betragen, heuer werden es bis zu 808 000 Euro sein. SPD-Kreisrätin Bianka Poschenrieder warnte vor zu vielen Kürzungen, etwa bei der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten (25 000 Euro) und beim Kinderschutzbund (35 000 Euro). Was laut Michael Nerreter, Vorsitzender beim Kinderschutzbund, daran liege, dass die 2018 veranschlagte Summe für Ausflüge und Patenschaften nicht komplett in Anspruch genommen wurde. Genauso sei man bei der Nachbarschaftshilfe übereingekommen, so Christian Salberg vom Jugendamt. "Wir sparen Sachen nicht kaputt, wir passen nur das Budget dem Bedarf an."

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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