Auftritt in Markt Schwaben:Schlagfertiger Schauspielnachwuchs

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Ohne festen Text und Regieanweisungen bietet die Theatergruppe des Markt Schwabener Gymnasiums einen höchst unterhaltsamen Abend. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Unter- und Mittelstufentheater des Franz-Marc-Gymnasiums glänzt bei einem Improabend

Von Michaela Pelz, Markt Schwaben

"Voll fancy!" sagt eine der jugendlichen Besucherinnen, als sie den Theaterraum des Markt Schwabener Franz-Marc-Gymnasiums betritt. In der Tat wähnt man sich in einem von Dutzenden von Kerzen erleuchteten Restaurant - erst auf den zweiten Blick wird klar, dass es sich um LED-Teelichter in weißen Brotzeittüten handelt. Ergänzt wird das Ensemble auf den dreieckigen Tischen durch braune Papierbeutel, an denen jeweils das Programm befestigt ist. Gefüllt sind diese mit hauchdünnem Knäckebrot - ganz im Sinne des Mottos "Brot & Spiele", unter dem der Improabend des Unter- und Mittelstufentheaters steht.

16 Schülerinnen und Schüler zeigen dabei eindrucksvoll, was sie unter Anleitung von Anna Niedermaier-Fertig und Isabell Kappler gelernt haben. Wobei lediglich ein kleiner Teil des Repertoires wirklich "einstudiert" wurde, lebt doch diese Kunstform von der Fertigkeit der Mitwirkenden, spontan auf ständig wechselnde, teils auch vom Publikum vorgegebene Situationen einzugehen. Das tun die Sechst- bis Neuntklässler mit großer Souveränität und noch größerer Spielfreude, wie sich schon gleich am Anfang herausstellt, als die beiden Moderatorinnen die Bühne betreten: Die eine vom kunstvoll gelockten Haar bis zum rosa Tütü ein gut gelaunter, etwas überdrehter Traum in rosé, die andere mit schwarzem Lippenstift, blauer Pagenkopfperücke und ebensolchem Tüllröckchen nicht nur optisch der rotzige Gegenentwurf, so führen Helena Mühlburger und Lotta Hein als "euphorische Eulalia" und "nihilistische Nike" durchs Programm.

Von Anfang an machen sie dem Publikum aus erwartungsvollen Eltern, Lehrern, Geschwistern und Mitschülern klar, dass man sich hier "nicht nur bedienen lassen darf", sondern mitmachen muss. Nachdem sich auch die anderen Akteure - alle in Jeans und weißem T-Shirt - mit lustigen Alliterationen vorgestellt haben, geht es gleich los mit dem ersten von acht "Spielen" ohne festen Text oder Regieanweisungen. Bei dem, wie die Lehrerin verrät, besonders beliebten "Rein-Raus" friert die aktuelle Szene ein, sobald der Buzzer gedrückt wird, worauf einer der beiden bisherigen Akteure von einer dritten Person ersetzt wird. Dadurch ändert sich auch inhaltlich alles. So gelangt man aus einer ölverschmierten Garage mit minimalem Umweg mitten ins Set einer Möchtegern-Model-Show - allerdings rein gedanklich, denn die Kulisse besteht hauptsächlich aus zwei Pappkartons - je nach Bedarf als Parkbank, Tisch oder Stuhl genutzt.

Ein Schirm, ein Sombrero und das Bein einer Schaufensterpuppe werden hingegen bei "Fließband" nach Zurufen aus dem Publikum immer wieder umfunktioniert: Etwa zum Kochtopf, Stangenweißbrot oder Hammer. Nicht berücksichtigt wird dabei der Vorschlag einer "Bong" - von den Erwachsenen mit Verwunderung, von den Schülern mit Erheiterung quittiert. Bei der großartigen Nummer "Die beste Erfindung" muss ein Konstrukteur beim Interview erraten, was er da eigentlich ersonnen hat. Das jedoch nur mit Hilfe von Arm- und Handbewegungen einer hinter ihm stehenden Kurskollegin, mit der er sich die Oberbekleidung teilt. Klingt kompliziert, ist aber irre lustig, vor allem, als er mit den "Fremdhänden" die Brille aus der Tasche fummelt, aufsetzt und dann ein Glas Wasser trinkt.

In der Pause stürzen sich die einen auf die von der Q11 kunstvoll vorbereiteten Schnittchen mit Kräuterquark, Pesto, Zaziki oder Obazda, während sich die anderen über die Tischdeko hermachen; beim Biss in die dünnen Scheiben wünscht man sich, diese im wahrsten Sinne des Wortes "knackige" Idee würde auch bei anderen Veranstaltungen Schule machen.

Später dann wird bei "Ein Tag im Leben von..." ein offenbar sehr beliebter Lehrer auf die Bühne geholt. Durch das Betätigen von Hupe und Klingel an einem Lenker kann er gespielte Statements als wahr oder falsch kennzeichnen. Als er bei "Die nervige 7e wird sehr lange brauchen, bis sie das Thema checkt" nachdrücklich und anhaltend klingelt, kennt das Johlen kein Halten mehr. Mit anhaltendem Applaus wird auch Lea Kunz belohnt, als sie bei "Grummolo" die in Kunstsprache über das Essen in Paris sprechenden Darsteller dolmetscht und aus einem "nönönö" völlig ungerührt immer wieder ein "Kro-i-sand" macht. Was eine besondere Qualität erhält, wenn man erfährt, dass die Mutter der Sechstklässlerin Französin ist.

Am Ende sind alle begeistert, und auch für schulfremde Besucher, die naturgemäß nicht jede Anspielung verstehen konnten, hat sich der kurzweilige Abend "voll gelohnt".

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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