Auf Streife in Vaterstetten:Mit Sicherheit im Januar

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In Poing gibt es bereits seit gut zwei Jahren eine ehrenamtliche Sicherheitswacht. (Foto: Christian Endt)

In der Gemeinde Vaterstetten können bald Ehrenamtliche auf Streife gehen, wegen Corona allerdings etwas später als zunächst geplant

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Mit dem neuen Jahr gibt es in der Großgemeinde eine weitere Neuerung: Voraussichtlich von Mitte Januar an wird die Sicherheitswacht ihre Arbeit aufnehmen. Dabei gehen Ehrenamtliche auf Streife um die Polizei zu unterstützen, ohne jedoch deren Befugnisse zu besitzen. Was man als Sicherheitswachtler darf und was nicht, haben die fünf Freiwilligen in den vergangenen Wochen bei der Polizei in Poing in einem Kurs gelernt. Offenbar sehr aufmerksam, denn diese Woche wurde dem Vaterstettener Rathaus mitgeteilt, dass alle bestanden haben.

Damit stehen in Vaterstetten nun sechs Personen - vier Frauen und zwei Männer - für den ehrenamtlichen Streifendienst bereit, sagt Helmut Hintereder, Leiter der Poinger Polizeiinspektion. Neben den fünf Neulingen gehört auch eine Person zur Vaterstettener Sicherheitswacht, die diese Aufgabe bereits sieben Jahre lang in Haar ausgeübt hat. Hintereders Inspektion ist zuständig für die Einweisung der Ehrenamtlichen und dort sollen sie sich auch melden, wenn sie später auf ihren Streifengängen durch die Gemeinde etwas Verdächtiges bemerken.

Denn im Unterschied zur Polizei, die hoheitliche Aufgaben und Befugnisse hat, gilt dies für die Mitglieder der Sicherheitswacht nicht. Zwar dürfen sie Personen nach ihrem Ausweis fragen, diese unter Umständen sogar auf- und festhalten, allerdings nur im Zuge des sogenannten Jedermannsrechts. Das bedeutet, nur wer beim Begehen einer Straftat erwischt wird und dessen Identität unbekannt ist, darf von der Sicherheitswacht festgehalten werden bis die Polizei eintrifft.

In Poing, wo es die ehrenamtlichen Streifengänger seit gut zwei Jahren gibt, habe sich das Projekt bewährt, sagt Hintereder. Die Statistiken zeigten, dass in Poing die Zahl der Straftaten rückläufig sei, trotz einer Zunahme der Bevölkerung. In einigen Fällen konnten die Ehrenamtlichen der Polizei auch Arbeit abnehmen, so Hintereder. Etwa wenn es Anrufe wegen Ruhestörung gibt, die Polizei aber mit anderen Einsätzen ausgelastet ist, könne die Sicherheitswacht übernehmen.

Umgekehrt habe man auch von den Ehrenamtlichen immer wieder Hinweise auf Gesetzesverstöße bekommen, etwa im Bereich Vandalismus. Gegen den die Sicherheitswacht auch ein gutes Mittel sei, so gebe es in Poing etwa am Bergfeldsee oder im Parkhaus immer wieder Vorfälle, oft im Zusammenhang mit Alkohol. Hier müssten die Ehrenamtlichen aber ihr Vorgehen genau abwägen, sagt der Polizeichef. Denn, und auch das wurde den Mitgliedern der Sicherheitswacht eingeschärft, wenn es größere Gruppen seien, die Ärger machen oder die Situation sonstwie gefährlich erscheint, solle man unbedingt die Polizei rufen, anstatt selbst den Konflikt zu suchen. "Im Grunde das, was alle Bürger in so einer Situation machen sollten", sagt Hintereder.

Derzeit sind in Poing fünf Ehrenamtliche im Einsatz. Die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen seien übrigens für die Sicherheitswacht kein Problem, da die Ehrenamtlichen ohnehin nur zu zweit unterwegs sind. Nur auf den Start des Einsatzes in Vaterstetten hat sich die Corona-Krise ausgewirkt, durch eine kleine Verzögerung.

"Eigentlich hätte es im Dezember schon losgehen sollen", sagt Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Der Gemeinderat hatte sich im Juli mit großer Mehrheit für die Einrichtung einer Sicherheitswacht ausgesprochen. Im September konnten sich Interessenten bei der Polizei Poing melden, im Oktober begann der 40-stündige Kurs, den nun alle der Ehrenamtlichen ganz offiziell bestanden haben. Laut Spitzauer könnte es bereits kurz nach Ende der Weihnachtsferien mit den Streifengängen losgehen, spätestens jedoch Ende Januar. Eigentlich sollten die Mitglieder der Vaterstettener Sicherheitswacht und ihre Aufgaben im Rahmen einer Präsentation vorgestellt werden, sagen Bürgermeister und Polizeichef. Ob, wann und in welchem Rahmen dies möglich sein wird, hänge aber natürlich von den aktuellen Infektionszahlen ab. Und vom Wetter, so Hintereder, denn sehr wahrscheinlich werde die Veranstaltung im Freien stattfinden, eventuell gleich an einem der Schwerpunkte, welche die Sicherheitswacht später bestreifen wird.

Dass die Ehrenamtlichen ihre Arbeit ausgerechnet mitten in der Corona-Krise, wenn vieles geschlossen und abgesagt ist und dann auch noch im Winter aufnehmen werden, sieht Hintereder nicht als Nachteil, im Gegenteil: Auch in Poing seien die ersten Rundgänge der Sicherheitswacht im Winter gewesen, wo natürlich gerade im Bereich Ruhestörung durch Feiernde oder Vandalismus weniger los ist. Das habe auch sein Gutes, so der Polizeichef, denn so könnten die neuen Sicherheitswachtler in aller Ruhe ihre Aufgaben und ihre Routen kennenlernen.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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