Auf der Suche nach einem Plan:Neustart für Anti-Rassismus-Projekt

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Unter anderem bei großen Demokratiekonferenzen versuchte Grass 21, um Projekte zu werben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Kreisjugendring übernimmt die Trägerschaft im Bundesprogramm "Partnerschaft für Demokratie". Bisher war das Aktionsbündnis "Grass 21" dafür zuständig, das sich Ende des Jahres auflöst

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Es soll ein echter Neustart werden: Von Januar an übernimmt der Kreisjugendring die Trägerschaft für das Projekt "Partnerschaft für Demokratie" und will damit Projekte gegen Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit fördern und initiieren. Bisher war hier das Aktionsbündnis "Grass 21" federführend tätig gewesen. Es war aber in die Kritik geraten, weil es ihm nicht gelungen war, den Fokus auf den ganzen Landkreis auszuweiten. Inzwischen hat das Aktionsbündnis selbst das Projekt aufgekündigt und wird sich bis zum 31. Dezember auflösen. Als Grund wurde der überdurchschnittliche bürokratische Aufwand genannt.

Ins Leben gerufen wurde Grass 21 im Jahr 2011 in der Stadt Grafing und den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Aßling als Präventionsprogramm, um Jugendliche stark zu machen gegen rechte Einflüsse - zuvor waren gerade in Aßling beunruhigende Tendenzen ausgemacht worden, unter Jugendlichen schien sich eine offene rechte Szene zu bilden. Für seine Präventionsarbeit konnte das Aktionsbündnis erhebliche Bundesmittel abrufen. Mehr als 750 000 Euro flossen dadurch im Laufe der Jahre in den Landkreis. Allerdings gab es zuletzt Gegenwind, weil - anders als versprochen - der Wirkungskreis von Grass 21 sehr stark auf die Gründungsgemeinden begrenzt blieb , obwohl mit dem Kreis eine Ausdehnung - und eine damit verbundene Extra-Förderung - vereinbart war. Zudem bemängelten Kritiker, dass die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus - das eigentliche Projektziel also - etwas aus den Augen verloren worden sei.

Zu diesen Kritikern zählte nicht zuletzt auch der Kreisjugendring (KJR), der im Begleitausschuss von Grass 21, eine Art Beratungsgremium, tätig war. Dieser hat sich nun für die Nachfolge beworben und in der jüngsten Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses auch den Zuschlag erhalten. Für den Landkreis bedeutet das, dass er 21 500 Euro für eine Teilzeitstelle im Kreisjugendring zusätzlich übernehmen muss. Denn es soll eine Koordinierungs- und Fachstelle eingerichtet werden, die einen großen Teil der Organisation übernimmt und als Ansprechpartner für die Träger der tatsächlichen Projekte fungiert.

Der Bund könnte das Vorhaben mit einem Zuschuss von etwa 80 000 Euro unterstützen. 20 000 Euro davon würden in einen Aktions- und Initiativfonds zur Umsetzung von Einzelmaßnahmen fließen, 5000 Euro in einen Jugendfonds und mit 10 000 Euro würden Ausgaben für Partizipation, Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und Coaching gefördert. Für Personal- und Sachausgaben bei einem freien Träger stehen bis zu 45 000 Euro pro Jahr zur Verfügung.

So viel steht inzwischen fest, auch Informationen zu Zielen und Organisatorischem hat der KJR mit seiner Bewerbung abgegeben. Nicht allen Ausschussmitgliedern war das aber konkret genug. "Wie erreicht man die kritische Zielgruppe?", fragte Alexander Müller (FDP). Schließlich wolle man nicht "Beglückungsseminare" für junge Leute, die eh schon überzeugt seien, sondern diejenigen erreichen, "die vom Weg abgekommen sind". "Keinen Plan" hätten die neuen Projektträger, merkte er halblaut an. Dem widersprach KJR-Geschäftsführerin Jessica Früchtl: Eine Sozial- und Umweltanalyse solle zunächst zeigen, "wo wir angreifen müssen". Zudem müsse man eben erst einmal Strukturen etablieren, in denen man handeln könne.

Andere Kreisräte sahen den Neustart hoffnungsvoller. "Ich finde es gut, dass das Projekt weitergeführt wird. Wir spüren und wissen, dass es ein Thema ist", sagte Albert Hingerl (SPD). Thomas Huber (CSU) unterstrich, er finde den Projektansatz "enorm wichtig". Wichtig sei aber auch, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, "das Projekt ist ja nicht umsonst aufgegeben worden".

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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