Aßling:Teures Breitband

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Die Telekom will Loitersdorf trennen - zumindest, was den Ausbau von schnellem Internet betrifft. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aßling stimmt dem flächendeckenden Ausbau zu

Von Carolin Fries, Aßling

Die Versorgung mit einer höheren Bandbreite in Aßling wird die Gemeinde mehr Geld kosten als zuletzt angenommen. Grund ist der erweiterte Eigenausbau des vorhandenen Netzes durch die Deutsche Telekom. Der Netzbetreiber hat sich im vergangen Herbst überraschend entschlossen, doch noch einige der abgelegenen Dörfer und Weiler sowie Teile des Hauptorts mit der sogenannten Vector-Technik für schnelles Internet auszustatten - "nicht weil die Telekom ein Samariter ist, sondern weil es Geld bringt", wie Ingenieur Josef Ledermann dem Gemeinderat am Dienstagabend berichtete. Er fertigt die Detailplanung zum Breitbandausbau in der Gemeinde an.

Mit der Vector-Technik kann die Telekom eine Bandbreite von bis zu 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stellen. Der zweite Anbieter, Kabel Deutschland, liefert im Hauptort bereits Übertragungskapazitäten von bis zu 100 Megabit an. Das Zentrum ist also gut versorgt. Der Gemeinde bleiben nun nur mehr die wirtschaftlich uninteressanten und sehr teuren, weil nur mit der Glasfasertechnik erreichbaren Ortsteile zum Ausbau. Dort gibt es Internet aktuell nur mit weniger als 30 Megabit Bandbreite.

Trotz einer hohen Förderung von 880 000 Euro aus dem Ausbauprogramm des Freistaates und eines interkommunalen Bonus würde es die Gemeinde nunmehr 311 648 Euro kosten, diese Versorgungslücke zu schließen, sodass im gesamten Gemeindegebiet Internet mit mindestens 30 Megabit möglich ist. Ursprünglich war man von 220 000 Euro ausgegangen.

Bürgermeister Hans Fent (parteifrei) sagte, man könne nun hergehen und einen Teil des Gemeindegebietes aus Kostengründen aus der Ausschreibung herausnehmen. Doch das wollten die Gemeinderäte nicht. "Ich traue mich nicht zu sagen, diesen oder jenen Ort rauszunehmen", sagte Ernst Sporer-Fischbacher (UNL). Unabhängig davon handle es sich um eine Investition in die Zukunft; ganz gleich, wie viele Aßlinger die Technik zunächst nutzen werden. Ohne Gegenstimme stimmte das Gremium dem verteuerten Ausbau zu. Im Ortskern hat die Telekom bereits die Verteilerkästen aufgerüstet; die betroffenen Bürger könnten ihre Verträge mit der Telekom entsprechend ändern.

Zu einer grotesken Situation kommt es im Ortsteil Loitersdorf: Das Oberdorf will die Telekom im Rahmen des Eigenausbaus noch mit der Vector-Technik versorgen, Internet kann hier demnächst mit mindestens 30 Megabit Bandbreite genutzt werden. Den Ausbau des Unterdorfs indes überlässt der Telekommunikationsanbieter ganz der Gemeinde. Die Erweiterung soll Mitte 2018 über Glasfaser erfolgen. Ob die Telekom die Glasfaser dann wohl tatsächlich nur in einem Teil des Ortes vergräbt, wie es das Förderprogramm vorsieht, oder freiwillig den kompletten Ort versorgt? "Es ist gut möglich, dass die Telekom die Arbeiten hier gleich fortsetzt", sagte Ledermann. Verpflichten könne man sie freilich aber nicht.

In allen Ortsteile, die im Rahmen des Förderprogramms mit Glasfaser ausgestattet werden, müssen die Hausbesitzer entscheiden, ob sie einen Anschluss kaufen wollen. Dieser kostet aktuell 599 Euro wie Ledermann sagte. Unabhängig davon, wie viele Nutzer es in dem Haus gibt. Wer die Glasfaser nutzen will, braucht zusätzlich noch einen Router für etwa 200 Euro. Eine Anschlusspflicht besteht laut Ledermann nicht. Wer kein Interesse hat, kann weiterhin über die bestehenden Kupferdrähte im Internet surfen. Die möglichen Kunden würden von der Telekom angeschrieben, sobald ihr Haus angeschlossen werden kann, sagte Ledermann. Die Gemeinde Aßling will zusätzlich im Gemeindeblatt darauf hinweisen, wenn bestimmte Ortsteile ausgebaut sind.

Bis Mitte 2018 soll dann schließlich im gesamten Gemeindegebiet schnelles Internet mit mindestens 30 Megabit Bandbreite zur Verfügung stehen. Der Netzausbau mit der Glasfaser erfolgt auf öffentlichem Grund bis zur privaten Grundstücksgrenze. Wie viele Aßlinger sich dann eine Leitung ins Haus legen lassen, ist für die Gemeinde wirtschaftlich nicht relevant. "Das Vermarktungsrisiko trägt allein die Telekom", sagte Ledermann.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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