Aßling:Nach Durst und Laune

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Der 24-jährige Gusti Spötzl hat herausgefunden, dass der Rindernachwuchs gesünder und robuster ist, wenn ihnen im ersten Lebensmonat die Milch nicht rationiert wird. (Foto: Christian Endt)

Auf dem Hof der Familie Spötzl in Aßling wird die Milchmenge für Kälber in deren ersten Lebensmonat nicht mehr rationiert. Die Vorteile hat Johann Spötzl für seine Arbeit zum Landwirtschaftsmeister erforscht. Die Staatsregierung honoriert das mit einem Preis

Von Sara Kreuter, Aßling

In Zeiten von Globalisierung und Großkonzernen wählt August Johann "Gusti" Spötzl aus Obereichhofen bei Aßling einen anderen, einen traditionellen Weg - zumindest, wenn es um seinen beruflichen Werdegang geht. Als Ältestes von drei Kindern wird er den landwirtschaftlichen Familienbetrieb übernehmen. In diesem Jahr hat der 24-Jährige seine Meisterprüfung abgeschlossen, mit Bravour.

Spötzl ist auf dem heimatlichen Milchviehbetrieb groß geworden. "Ich wollte seit dem Kindergarten nie etwas anderes machen", betont er. Die Arbeit als Landwirt sei vielseitig, spannend und herausfordernd. "Ich werde wohl den Rest meines Lebens damit verbringen, auf unserem Hof zu arbeiten - und ich freue mich darauf", erzählt der junge Landwirtschaftsmeister.

Seine Zukunft investiert der 24-Jährige in die Landwirtschaft; obgleich die Zukunft des bäuerlichen Handwerks zuweilen nicht verheißungsvoll wirkt. Zwar sei die Anzahl der Kleinbetriebe rückläufig, gesteht Spötzl ein, doch er sei überzeugt, "wenn der Betrieb gut geführt wird, dann läuft er auch gut". Disziplin beim Füttern und der Pflege, Hygiene im Stall und innovative Ansätze bei der Aufzucht sind laut Spötzl grundlegend für einen funktionierenden Hof. "Ein Betrieb besteht aus vielen kleinen Stellschrauben, wenn man an den richtigen Schrauben dreht, funktioniert das Ding", erklärt er.

An einer dieser Stellschrauben hat er im Zuge seiner Meisterarbeit gearbeitet. Hierfür hat er an den hofeigenen Kälbern einen Versuch durchgeführt. Er hat untersucht, ob Kälber, die in den ersten Wochen ihres Lebens beliebig viel Milch zu sich nehmen dürfen, gesünder und robuster sind, als Kälber, die lediglich eine rationierte Menge Milch bekommen. Der Versuch viel positiv aus, im elterlichen Hof dürfen die Kälber nun im ersten Lebensmonat nach Durst und Laune saufen.

Spötzl hat eine sehr gute, knapp 50-seitige Ausarbeitung zu dem Versuch verfasst. Damit gehört er zu den bayernweit 20 Prozent besten Absolventen der grünen Berufe. Hierfür bekam er den Meisterpreis für Agrarberufe der Bayerischen Staatsregierung verliehen, als einziger Preisträger aus dem Landkreis. "Ich habe nicht damit gerechnet, aber ich freue mich natürlich, dass ich eine Auszeichnung für meine Leistungen erhalte", erklärt Spötzl. Der Preis wurde jetzt von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) überreicht. Die Preisverleihung in Ingolstadt musste Spötzl allerdings krankheitsbedingt absagen. Den Preis, bestehend aus Urkunde und Medaille, bekommt er nun per Post zugeschickt, doch natürlich bedauert er, die Feierstunde verpasst zu haben: Die Reden, die festliche Atmosphäre und der Austausch mit den 150 anderen Preisträgern gehöre schließlich auch dazu, bemerkt Spötzl bedauernd.

Bis Mitte 2017 wird der Landwirtschaftsmeister noch die Höhere Landbauschule Rotthalmünster besuchen. Danach zieht es ihn zurück an den elterlichen Hof, wo er allmählich den Betrieb übernehmen will. Dann bleiben ihm etwa 30 Erntezeiten, überschlägt Spötzl, bis er selbst den Hof wieder übergeben wird. In diesen Jahren will er den Betrieb weiterentwickeln, zukunftsfähig machen. Denn das ist sein Traum: Einen funktionierenden Betrieb ganz traditionell einmal an seine Kinder weitergeben zu können.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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