Aßling:Genervt vom Bahnlärm

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Bei der Bürgerbeteiligung zur "Lärmaktionsplanung Schiene" kommen besonders viele Beschwerden aus Aßling. Aber auch Zornedinger und Kirchseeoner äußern deutliche Kritik

Von Barbara Mooser, Aßling

Die Aßlinger sind vom Bahnlärm besonders genervt - oder äußern ihren Unmut jedenfalls deutlicher als andere Landkreisbürger. Das zeigt die Beteiligung bei der gerade laufenden "Lärmaktionsplanung Schiene", die zum Ziel hat, Defizite aufzudecken. Allein mehr als 50 Aßlinger haben hier bereits bekundet, dass sie insbesondere die ratternden Güterzüge extrem stören. Auch aus Kirchseeon und Zorneding haben sich etliche Bürgerinnen und Bürger zu Wort gemeldet. Entlang der Bahnstrecke, die durch Poing und Markt Schwaben in Richtung Osten führt, scheint es hingegen weniger Grund zum Klagen zu geben. Allerdings haben sie auch noch Zeit, sich zu äußern: Die Öffentlichkeitsbeteiligung wurde bis zum 30. Juni verlängert.

Ernst Sporer-Fischbacher, Zweiter Bürgermeister von Aßling, weiß genau, wo das Hauptproblem liegt: Immer noch schickt die Bahn Güterzüge auf die Strecke, die mit den alten Bremsen ausgestattet sind, die das Metall der Räder aufrauen. Das hat zur Folge, dass diese Räder extrem laut über die Gleise rollen. "Ich arbeite in Stelzenreit, das ist eineinhalb Kilometer Luftlinie von den Gleisen entfernt - und trotzdem kann ich sagen, ob ein alter oder ein neuer Zug vorbeifährt", sagt er. Und in Aßling gibt es - im Gegensatz zu den meisten anderen Gemeinden - entlang der Bahn bisher überhaupt keinen Lärmschutz. Nicht nur deshalb sind die Aßlinger aber beim Thema Bahn besonders sensibilisiert, sagt Sporer-Fischbacher - auch der mit Entschiedenheit geforderte barrierefreie Ausbau oder die Parkplatzsituation bewegt die Aßlinger derzeit. Dass sie gewillt sind, ihre Kritik bei der Internetbefragung der Bahn zu äußern, wundert Sporer-Fischbacher daher nicht. Überdies hat die Gemeinde auf großen Plakaten auch für die Beteiligung geworben.

Dabei äußern sich nicht nur Bürger, die unmittelbar an der Bahn wohnen, auch von Anwohnern der Schwalbenstraße, der Eglseestraße oder des Kirchplatzes beispielsweise gibt es Kritik. Der Großteil der Meldungen stammt freilich von der Bahnhofstraße oder der Straße Am Bahnhof. Viele geben an, sie fühlten sich vom Bahnlärm stark oder sogar "äußerst" gestört, dabei gehen ihnen vor allem Fahr- und Bremsgeräusche der Züge, Brückendröhnen, quietschende Kurvenfahrten und Geräusche an Schienenstößen oder Weichen auf die Nerven. Gestört fühlen sich die Bahnanlieger beispielsweise bei Unterhaltungen oder beim Telefonieren in der Wohnung, bei Entspannung und Feierabendruhe, bei häuslicher Geselligkeit oder wenn sie Besuch haben, bei Unterhaltung und Gesprächen im Freien, aber auch beim Einschlafen und in der Nacht.

Ähnlich sehen die Stellungnahmen von Bürgern an anderen Punkten der Bahnstrecke aus, vor allem in Eglharting fühlen sich ebenfalls viele Anwohner von der Bahn gestört. Doch es gibt auch sehr kritische Stimmen zur Öffentlichkeitsbeteiligung: Die "Bürgergruppe für Sicherheit und Lärmschutz an der Bahn" in Kirchseeon, deren Hauptakteur Ludwig Steininger sich seit Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt, ist überzeugt davon, dass die Vorschläge ohnehin im Papierkorb landen, denn selbst das Eisenbahnbundesamt räumt ein, dass der erste Lärmaktionsplan noch keine Maßnahmen enthalten wird. Statt dessen gehe es vielmehr darum, "die verschiedenen Bemühungen des Bundes zur Lärmminderung der ermittelten Lärmbelastung gegenüberzustellen".

Doch die Menschen im Landkreis fordern mehr als eine Datenerhebung - vor allem angesichts der Tatsache, dass künftig voraussichtlich noch mehr Güterzüge über die Gleise Richtung Rosenheim rattern werden, das es sich um eine der Zulaufstrecken für den Brenner-Basistunnel handelt. Einen Teilerfolg haben die Politiker aus dem Landkreis indes schon erreicht: War zunächst geplant, in einem neuen Gutachten nur zu untersuchen, wo es im Inntal und bis Rosenheim am Lärmschutz hapert, so ist inzwischen geplant, die gesamte Strecke bis Trudering zu betrachten. Ein erstes Auftaktgespräch mit Vertretern des Bundesverkehrsministeriums, des bayerischen Innenministeriums sowie der DB Netz AG fand Mitte April in München statt. Die Untersuchung soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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