"Einen Moment bitte", sagt Karen Schiöberg-Fey und kassiert mal eben schnell zwei Kunden ab. Dann erklärt sie noch rasch einem anderen Kunden den Weg zur nächsten Bushaltestelle. Es herrscht großer Betrieb im Bücherladen Aßling. Inhaberin Schiöberg-Fey nimmt sich trotzdem für jeden, der ihr Geschäft betritt, Ruhe und Zeit, um ihm weiterzuhelfen. Da verwundert es nicht, dass der Bücherladen an diesem Dienstag mit einem Preis ausgezeichnet wird.
Zum dreizehnten Mal verleiht das Bayerische Kultusministerium zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels das Gütesiegel "Leseforum Bayern - Partner der Schule": Ein Preis für bayerische Buchhandlungen, die sich für ihren großen Einsatz in der Leseförderung von Kindern und Jugendlichen auszeichnen. 148 Läden erhalten in einer Verleihung am heutigen Dienstag in Coburg das Gütesiegel - einer unter ihnen ist der Aßlinger Bücherladen. Und das als einziger im gesamten Landkreis.
Durch eine Lehrkraft sei Schiöberg-Fey auf die Ausschreibung aufmerksam geworden. "Sie meinte damals, dass wir doch immer so viele tolle Aktionen mit Kindern machen würden", erinnert sich Schiöberg-Fey. So sei es gekommen, dass sie Plakate, Fotos und all möglichen anderen Unterlagen eingereicht habe. "Eigentlich dachte ich immer, was wir hier machen, das ist alles ganz normal," gibt sich die Inhaberin bescheiden.
Ganz so gewöhnlich scheint das Angebot in Aßling dann wohl doch nicht zu sein. Das wird spätestens klar, wenn Schiöberg-Fey von den vielen Kampagnen erzählt, die sie für ihre jungen Kunden veranstaltet. Da ist zum Beispiel die jährliche Vorschulaktion: Die Vorschulkinder aus der Umgebung bekommen die Aufgabe, sich selbst zu malen - und zwar, wie sie sich als Erwachsene vorstellen. "Da kommen immer recht witzige Sachen raus", erzählt die Buchhändlerin. Die Portraits würden allesamt in ihrem Laden ausgestellt. Jedes der Kinder bekomme als Dank eine Schulbox zum Schulanfang geschenkt.
Auch die Lesetüten-Aktion findet großen Anklang bei den jüngsten Kunden. Die Erstklässler der benachbarten Schulen dürfen sich malerisch an unbedruckten Tüten austoben. "Wir befüllen die bemalten Lesetüten mit Linealen, Stiften und Büchern, bevor die Erstklässer des neuen Schuljahres sie dann an ihrem ersten Tag bekommen", sagt Schiöberg-Fey.
Mit den umliegenden Schulen und Kindergärten arbeite der Bücherladen generell eng zusammen. "Das sind kleine Partnerschaften", erklärt Schiöberg-Fey, "die Schulen und Kitas wissen, dass sie bei den Themen Kinderbücher oder Lernhilfen bei uns immer Unterstützung finden und sich die entsprechenden Bücher hier auch einfach mal anschauen können." Das gelte natürlich auch für die Kinder selbst. "Kinder sind bei uns gleichberechtigte Kunden. Es ist wichtig, dass sie sich bei uns wohlfühlen können", sagt die Leiterin der Buchhandlung. Die Kleinkinder haben deshalb bei ihr eine eigene Leseecke. Die etwas Größeren, "die wollen gar keine Extrawurst", sagt sie. Die würden ohnehin auf den Plätzen der Erwachsenen lesen und herumblättern wollen - und tun dies auch.
Ob sie an diesem Dienstag persönlich nach Coburg fährt, um die Auszeichnung entgegenzunehmen, das wusste Schiöberg-Fey am Montag noch nicht. Durch den Schulanfangsstress der vergangenen Woche habe sie noch gar keine Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. "Ich war ein bisschen aus der Welt gefallen", sagt sie. Genau wie wohl viele ihrer kleinen Kunden, wenn sie in ihren Buchladen zum Schmökern kommen.