Arkadien-Festival Ebersberg:Bauen und zerstören

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Christian Göthner lädt zur Turbo-Verwertung ein

"As soon as possible", so hat Christian Göthner seinen Beitrag zum Arkadien-Festival in Ebersberg genannt. Und der Sinn des Titels erschließt sich sofort: so schnell wie möglich von der Produktion über die Verwertung bis zur Beseitigung von Objekten - darum geht es bei dieser partizipativen Installation. So ist sie eine Art Mahnmal, das uns die Absurdität der modernen Konsumgesellschaft vor Augen führt. Und wer etwas dazu beitragen will, ist jederzeit herzlich willkommen.

Auf der Wiese südlich des Volksfestplatzes hat sich Göthner breitgemacht, hat dort, wenn man so will, eine surreale Fertigungsschiene aufgebaut: Am Anfang stehen große Sammelbehälter, in denen sich allerhand Material befindet, vor allem Holz in allen Varianten. Klötze, Latten, diverser Verschnitt, Reste von Möbeln. Daneben steht eine lange Werkbank, ausgestattet mit analogem wie elektrischem Werkzeug: zum Sägen und Hämmern, Schrauben, Kleben und Schleifen. Denn wer auch immer Teil dieses Kunstwerks werden möchte, dem sollen alle handwerklich-kreativen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Vorgaben allerdings gibt es überhaupt keine. Objekte aller Art sollen hier gebaut werden, deren Weg dann über ein Podest, wo eine Kamera alles Entstandene dokumentiert, weiter auf ein riesiges Förderband führt. Laut und rasant geht es da weit nach oben, unausweichlich dem Ende entgegen. Denn am Schluss stürzen die Objekte mehrere Meter in die Tiefe, direkt in eine Feuerschale hinein.

"Es geht hier um die Lebensdauer von Produkten", sagt Göthner, "dieses Thema wollte ich komprimiert darstellen." Außerdem, so der Künstler aus Leipzig, stelle die Installation Handwerk und industrielle Fertigung einander gegenüber - sodass sich die Frage nach Wertigkeit quasi aufdränge. Ein Thema, das zum Gedanken von Arkadien, diesem idealen Sehnsuchtsort, freilich hervorragend passt. Wer den 35-Jährigen an seiner Produktions- und Zerstörungsstätte besuchen will: Er ist an diesem Freitag und Samstag von 15 Uhr an vor Ort und freut sich sowohl über Zuschauer als auch über Mitwirkende. Und wer in der Werkstatt Baumaterial übrig hat: Auch dieses ist herzlich willkommen.

© SZ vom 09.07.2021 / abl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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