Anzing:Neu bauen statt weiter streiten

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In den Verhandlungen um die Unterbringung der Anzinger Musikinitiative strebt die Gemeinde nun einen Neubau an

Von Anselm Schindler, Anzing

Nachdem es im Ringen um das Benefiziatenhaus in Anzing bislang zu keiner Einigung gekommen ist, favorisiert die Gemeinde nur offenbar eine weitere Option: Die Anzinger Musikinitiative, die spätestens von April 2017 an neue Räumlichkeiten braucht, könnte künftig auf der Wiese neben dem örtlichen Feuerwehrhaus Platz finden, dort könnte die Gemeinde für die Initiative ein neues Gebäude errichten. Das zumindest ließ Rathauschef Franz Finauer (UBA) durchsickern. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates sei man noch einmal alle Optionen durchgegangen, erklärt der Bürgermeister, Details will er nicht nennen, diskutiert wurde im nicht öffentlichen Teil der Sitzung, der laufenden Verhandlungen wegen.

Derzeit ist die Musikinitiative noch im Benefiziatenhaus in der Anzinger Ortsmitte untergebracht, das Haus wird von einer Stiftung des erzbischöflichen Ordinariats München vermietet. Doch die kirchliche Stiftung hat der Musikinitiative für April 2017 gekündigt. Eigentlich sei man schon daran interessiert, der Initiative das Gebäude weiterhin bereitzustellen, erklärt Christoph Kappes, Pressesprecher des erzbischöflichen Ordinariates. Auch Musikinitiative und Gemeinde fänden es gut, könnten die Kurse, Konzerte und Übungsstunden der Anzinger Musiker weiter im Benefiziatenhaus stattfinden, doch sowohl der Gemeinderat als auch die Initiative stören sich an den Forderungen der kirchlichen Stiftung. Denn die will das Gebäude für 220 000 Euro an die Gemeinde verkaufen, aber das Grundstück behalten, also einen sogenannten Erbpachtvertrag eingehen. Doch das stößt im Anzinger Gemeinderat auf breite Ablehnung. Denn wenn man nur das stark sanierungsbedürftige Gebäude kaufe, nicht aber das dazugehörige Grundstück, dann könne man auf dem Grund auch kein neues Gebäude errichten, ohne Gefahr zu laufen, es einige Jahre darauf wieder abreißen zu müssen, erklärt das Franz Finauer.

Neben der Feuerwehr soll der Neubau errichtet werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Bürgermeister und seine Gemeinde hatten der Kirche in den Verhandlungen deshalb einen Grundstückstausch angeboten: Benefiziatenhaus plus Grund gegen eine Fläche im Neubaugebiet. Die Kirche aber besteht darauf, dass die Gemeinde bei einem möglichen Tausch die Kosten für das Geschäft, also Grunderwerbssteuer, Notar und diverse Gebühren übernimmt. Der Gemeinderat hatte einem Tausch unter diesen Bedingungen abgelehnt, "wenn das so läuft, auf keinen Fall", stellt auch Franz Finauer erneut klar. Ordinariatssprecher Kappes verteidigt die Forderungen der Kirche: Bei Tauschgeschäften habe das Ordinariat auch in der Vergangenheit immer darauf bestanden, dass der Initiator des Tausches die anfallenden Kosten zu übernehmen habe. Davon sei man auch nicht bereit abzurücken, so Kappes. Er weist die Vorwürfe von Gemeinde und Musikinitiative zurück. Bürgermeister Finauer hatte das Ordinariat in Bezug auf die Verhandlungen als "unsozial" bezeichnet.

Kappes verweist auch auf die preiswerte Miete, zu der die Stiftung der Musikinitiative die Räumlichkeiten im Benefiziatenhaus derzeit zur Verfügung stelle: Für rund 115 Quadratmeter verlange die Stiftung nur knapp 300 Euro, erklärt Kappes. "Die Unzufriedenheit des Vereins kann ich nicht verstehen". Zudem sei auch die Summe des Erbpachtvertrages (es geht um eine halbe Million Euro) bei einer Laufzeit von 60 Jahren überschaubar, so Kappes. Diese Summe kommt zustande, wenn man den von der Kirche angestrebten Verkaufspreis des Benefiziatenhauses und die anfallende Pacht für das Grundstück zusammenrechnet. Sollte der Erbpachtvertrag doch noch zustande kommen, müsste die Musikinitiative monatlich rund 700 Euro für die Gebäudenutzung aufbringen.

Die Musikinitiative könnte vom Benefiziatenhaus vielleicht auch in einen Neubau ziehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Man befinde sich nach wie vor in Gesprächen mit der Gemeinde und dem Trägerverein der Initiative, erklärt Christoph Kappes, das Ordinariat hoffe trotz der Streitigkeiten immer noch auf eine Einigung. Doch Bürgermeister Finauer schließt sowohl einen Erbpachtvertrag als auch einen Grundstückstausch inzwischen kategorisch aus. Die Gemeinde werde sich in den kommenden Wochen erneut mit den Verantwortlichen der Musikinitiative treffen, so Finauer, dabei soll es dann vor allem um den möglichen Neubau auf der Wiese neben dem Feuerwehrhaus gehen.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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