Anzing:Mehr Selbstverwaltung wagen

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Anzings Jugendpfleger Felix Aschauer möchte den Jugendtreff Noiz am Sportzentrum als Verein neu organisieren

interview Von Jessica Morof, Anzing

Jugendpfleger Felix Aschauer ist in der Gemeinde für vieles zuständig. Neben der Koordination der Mittagsbetreuung kümmert er sich vor allem um die Nutzung des Jugendraums Noiz am Sportzentrum. Doch hier sollte man den Jugendlichen nach Meinung Aschauers mehr Verantwortung übertragen.

SZ: Sind Jugendräume und Jugendclubs bei Teenagern überhaupt noch angesagt?

Felix Aschauer: Insgesamt sind die Jugendräume - nicht nur in Anzing - nicht mehr so gut besucht wie es vor einigen Jahren der Fall war. Die meisten Jugendlichen sind im Alltag schon zu sehr eingebunden, ihre Zeit wird stark von außen bestimmt; von der Schule und den Eltern. Oft fühlen sie sich von den Aufsichten in den Einrichtungen zu sehr bevormundet. Doch wenn die Angebote ganz offen sind, schrecken sie vor dem Aufwand zurück - oder davor, bei Fehlern verantwortlich gemacht zu werden.

Wie wird der Jugendraum Noiz angenommen?

Aktuell ist er meist ganz gut besucht - nicht zu festen Zeiten, sondern die Jugendlichen treffen sich hier in Eigenregie. Mehrere haben einen Transponder, mit dem sie den Haupteingang aufschließen können. An die zehn solcher Schlüssel sind vergeben, die kleine Gruppen dann selbständig nutzen können. Zum Beispiel bearbeitet ein Graffiti-Künstler gerade eine ganze Wand des Jugendraums.

Ist das nicht riskant?

Der Anzinger Jugendraum Noiz beim Sportzentrum wird von den Jugendlichen gut angenommen. Künftig sollen sie ihren Treff als Verein selbst verwalten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nein, denn es handelt sich um elektronische Schlüssel: Ich werfe jeden Tag einen kurzen Blick in den Raum - wenn mir etwas auffällt, kann ich sehen, wer zu der Zeit dort war. Außerdem bin ich jeden Donnerstagabend für eine Sprechstunde selbst im Noiz; wenn Fragen oder Wünsche aufkommen, können wir direkt darüber sprechen. Das wissen die Jugendlichen, die ja eine Nutzungsvereinbarung unterzeichnet haben. Sie gehen sehr verantwortungsvoll mit den Transpondern um und darauf möchte ich gerne aufbauen.

Wie stellen Sie sich die weitere Entwicklung des Noiz vor?

Ich möchte auch weiterhin nicht immer der Aufpasser sein, sondern vor allem unterstützend wirken. Außerdem würde ich gerne die Selbständigkeit der Jugendlichen noch weiter fördern und wieder einen Verein gründen. Er soll aus einer Gruppe Noiz-Besucher bestehen, unterstützt von mir und der Jugendbeauftragten der Gemeinde.

Inwiefern würde sich für die Jugendlichen etwas zur jetzigen Regelung ändern?

Felix Aschauer ist seit fünf Jahren Jugendpfleger in Anzing. (Foto: privat)

Sie hätten mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten. Zuerst einmal würde ich gemeinsam mit den Vereinsgründern die Satzung erarbeiten; was ihnen Spielraum gibt. Anschließend hätte der Verein ein Budget zu verwalten und so die Möglichkeit, sich für eigene Wünsche und bei Anschaffungen oder Partys mehr einzubringen. Sie könnten das Noiz selbstbestimmt führen. Die Voraussetzung dafür wäre allerdings, an einer Jugendleiterschulung teilzunehmen; es gibt da auch spezielle Angebote zum Thema Jugendraum. Für das Engagement könnte ich auch Bestätigungen ausstellen, die für Bewerbungen nützlich sind.

Gibt es schon Interessenten für eine Vereinsgründung?

Es gibt eine Gruppe von Jugendlichen, die meiner Meinung nach infrage kommen würden. Sie sind noch jung, würden mit diesem Schritt aber sicher einen Schritt in der eigenen Entwicklung vollziehen. Zusammen mit mir und der Jugendbeauftragten könnten wir eigentlich schon loslegen; noch überlegen die Noiz-Besucher aber.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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