Anzing:Teuer Kita-Ausbau

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Der Ausbau des Kindergartens Arche Noah wird teurer - und vor September kaum fertig. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die Einrichtung von zwei weiteren Gruppen kostet 220 000 Euro mehr als geplant. Hat sich das Architekturbüro schlichtweg verrechnet? Es fällt jedenfalls schwer, dem Gemeinderat die Kostensteigerung plausibel zu erklären.

Von Jessica Morof, Anzing

Mehr Kinder und neue Familien: Die Gemeinde Anzing wächst. Das liegt zum einen an den geburtenstarken Jahrgängen 2012 und 2013, und zum anderen an der Erschließung der Neubaugebiete Kaiserweg/Flurstraße und Erdinger Straße. Doch mit dem Kindersegen steigt auch der Wunsch nach zusätzlichen Betreuungsplätzen für die Kleinen. Deshalb hat der Anzinger Gemeinderat vor einem Jahr beschlossen, den Kindergarten Arche Noah zu erweitern, um Platz für zwei zusätzliche Gruppen zu schaffen. Ermöglichen soll das ein Neubau am Kindergarten, der im Erdgeschoss und im Obergeschoss je einer weiteren Gruppe Platz bietet. Zu Beginn waren eine Kindergartengruppe und eine Krippengruppe geplant; inzwischen möchte man stattdessen ausschließlich zwei Krippengruppen einrichten.

2014 waren der Gemeinderat und das beauftragte Architektenbüro Team2 Architekten von etwa 746 000 Euro Kosten einschließlich der Baunebenkosten ausgegangen. Den Zuschuss der Regierung von Oberbayern schätzte die Verwaltung auf etwa 90 000 Euro. Geplant war, den Bau bis Ende August 2015 abzuschließen - also rechtzeitig zum Beginn des Kindergartenjahres 2015/2016. Gebaut wird zwar seit April. Doch inzwischen weiß die Gemeinde, dass der Plan nicht ganz aufgehen wird: Mit der Fertigstellung der Krippe vor Ende September rechnet Johannes Finauer, Verwaltungsmitarbeiter für Hochbau, nicht mehr. Und auch die Kosten des Bauprojekts steigen immer weiter.

"Die derzeitigen Kosten übersteigen die Berechnung um etwas mehr als 220 000 Euro", sagte Bürgermeister Franz Finauer (UBA) in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag. Er geht von 967 000 Euro Gesamtkosten aus. Ein Grund sind die neuen Berechnungen auf Grundlage der Ausschreibungen, die seit Anfang des Jahres laufen. Sie bringen in fast jedem Gewerk Mehrkosten mit sich. Besonders stark fällt der Unterschied beispielsweise bei den Malerarbeiten aus. Hier rechnen die Architektinnen inzwischen mit mehr als 10 100 Euro - anstatt der zuvor veranschlagten 5600 Euro. Dies macht eine Mehrung von etwa 4500 Euro oder 81 Prozent aus.

Der Gemeinderat hat wenig Verständnis für die Mehrkosten

Einen großen Teil der Teuerung verursachen aber auch die Baunebenkosten. Unter anderem musste ein Prüfsachverständiger im Bereich Brandschutz hinzugezogen werden, was zu Beginn der Planung noch nicht absehbar war. Außerdem seien die Lohnkosten aufgrund der aktuellen Konjunktur teilweise stark angestiegen.

Ein weiterer Grund ist laut Aussage der Architektinnen der Ablauf des Bauprojekts. "Die Bauingenieure waren immer ein bisschen später dran als wir", sagte Martina Dürschke, eine der Architektinnen. Deshalb hätten bei den ersten Kostenermittlungen Informationen gefehlt, die erst bei den Ausschreibungen deutlich wurden. Das liege einfach daran, dass man mit der Vergabe und dem Bau so schnell wie möglich vorankommen wollte. Finauer bestätigt das: "Es hat pressiert, weil wir bis September fertig werden wollen."

Dass der Gemeinderat auf die schlechten Nachrichten mit wenig Verständnis reagierte, nahm der Bürgermeister ernst, beruhigte jedoch auf der anderen Seite: Denn nach dem Vorentwurf im September habe die Gemeinde im Haushaltsplan bereits großzügig geplant und 877 000 Euro für die Erweiterung veranschlagt. Abzüglich der 90 000 Euro Zuschuss, die von der Regierung von Oberbayern erwartet werden, wären rechnerisch also 787 000 Euro auf die Gemeinde zugekommen, erklärte Finauer. Da die Baukosten nun aber auf 967 000 Euro gestiegen sind, wird auch der Zuschuss auf mindestens 180 000 Euro angehoben. Der Krippenneubau wird den Haushalt also nicht mehr belasten als bisher angenommen. Zudem gehen die Architektinnen davon aus, dass die Baukosten am Ende doch unter dem jetzt errechneten Wert liegen werden. "Wir werden alles noch mal hinterfragen."

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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