Anzing:Anzinger Musikinitiative bangt um Räume

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Um das Benefizatenhaus in Anzing ist ein Streit zwischen Kirche und Gemeinde entbrannt. Gibt es keine Einigung, muss die Musikinitiative ausziehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nächstes Jahr läuft der Mietvertrag zwischen dem Verein und dem erzbischöflichen Ordinariat aus. Nun ist ein Streit darüber entbrannt, zu welchen Konditionen die Initiative das Benefiziatenhaus weiter nutzen kann.

Von Anselm Schindler, Anzing

Franz Finauer ist wütend. Denn seit Juni 2014 versuchen der Anzinger Bürgermeister (UBA) und seine Gemeindeverwaltung, die Räume im Benefiziatenhaus an der Erdinger Straße für die Musikinitiative zu erhalten. Doch seit der jüngsten Sitzung des Anzinger Gemeinderates ist klar: Im Benefiziatenhaus, das einer Stiftung des erzbischöflichen Ordinariats München gehört, wird der Verein nicht bleiben können, wenn im April 2017 der Mietvertrag ausläuft. Zumindest nicht zu den Bedingungen, die das Ordinariat derzeit noch vorgibt.

Die Kirche will das Gebäude verkaufen, das Grundstück aber, auf dem das Benefiziatenhaus steht, soll verpachtet werden und damit im Besitz der kirchlichen Stiftung bleiben - als Grund dafür nennt die Kirche stiftungsrechtliche Vorgaben. Als Erbpacht bezeichnet man diesen Vorgang, aber Bürgermeister Finauer stellt klar: "Das kommt für uns nicht infrage." Denn die Gemeinde erhalte damit ein stark sanierungsbedürftiges Haus.

Ein neues Gebäude könne man im Falle einer Erbpacht aber auch nicht errichten. "Wenn die Pacht endet, kann die Kirche ja immer noch sagen, dass wir das wieder abreißen müssen", sagt Finauer. "Ich traue der Kirche nicht mehr." Außerdem sei die Summe, die die Kirche für den Verkauf des Gebäudes und die Erbpacht verlange, viel zu hoch, schimpft Finauer. Er wirft dem Ordinariat vor, "nicht sozial eingestellt" zu sein.

Die Kirche verlangt 220 000 Euro Ablöse

Maria Brummer, Vorsitzende der Anzinger Musikinitiative, sieht das ähnlich. Die Kirche habe den Wert des Gebäudes schätzen lassen, für die Ablöse des Hauses verlange sie 220 000 Euro, so Brummer. Hinzu käme noch die Erbzinsablöse, 60 Jahre lang könnte die Gemeinde über das Gebäude verfügen. Rechnet man Gebäudepreis und Erbzinsablöse zusammen, stehe für diesen Zeitraum die Summe von fast einer halben Million Euro im Raum, sagt Musikschulenleiterin Brummer.

Finauer und Brummer werfen der Kirche vor, nicht verhandlungsbereit zu sein. Christoph Kappes, Sprecher des Ordinariats, erwidert, dass man bei den Verhandlungen an die ortsüblichen Preise gebunden sei, zumindest dann, wenn ein kirchliches Gebäude an einen nicht-kirchlichen Träger vermietet werde. So ist das auch im Fall der Musikinitiative. Ausführlicher will sich das Ordinariat aber erst in den kommenden Tagen zu den Vorwürfen aus Anzing äußern.

Als Alternative zum Erbpacht-Vertrag hatte die Gemeinde dem Ordinariat bereits im März 2015 einen Grundstückstausch vorgeschlagen: Benefiziatenhaus mitsamt Grund gegen eine Fläche in einem Anzinger Baugebiet. "Attraktiv" sei das Baugrundstück, betont Brummer, "für die Kirche würde sich das rechnen", so die Vereinsvorsitzende. Der Haken: Bei einem Grundstückstausch würden für beide Flächen eine Grunderwerbssteuer anfallen, die im Regelfall auch von beiden Vertragspartnern übernommen werde, so Brummer. Das Ordinariat aber habe darauf bestanden, dass die Gemeinde Anzing die Steuerlast für beide Grundstücke zu tragen habe, moniert Maria Brummer. Verständnis habe sie dafür nicht.

Bisher blieben die Verhandlungen ohne Ergebnis

Wirklich zufrieden war man im Trägerverein der Musikinitiative mit dem Ordinariat als Vermieter schon in den vergangenen Jahren nicht. Denn der Verein kann nur einen Teil der Räume im Benefiziatenhaus nutzen, weil die Miete sonst zu teuer wäre. Und so steht ein Teil des mehr als 200 Jahre alten Hauses in der Ortsmitte von Anzing leer, während die Musikinitiative mit ihren zehn Lehrern und über 200 aktiven Mitgliedern Probleme hat, alle Übungsstunden und Veranstaltungen irgendwie unterzubringen.

Vor elf Jahren hat sich die Anzinger Musikinitiative gegründet, seit sieben Jahren bietet sie im Benefiziatenhaus Gesangsunterricht, einen Chor, Ensembles und Instrumentalunterricht an. Der Verein ist auch in den Kirchenalltag der Gemeinde gut integriert, begleitet Familiengottesdienste und Messen musikalisch. "Kirchliches Leben und Musikinitiative gehören zusammen", betont Maria Brummer.

Bei den Verhandlungen mit dem Ordinariat habe man versucht, das in die Waagschale zu werfen, "leider vergeblich", wie Brummer sagt. Sie ist selbst im Pfarrgemeinderat aktiv, im Gespräch merkt man ihr die Enttäuschung über das Verhalten des Ordinariats deutlich an.

Wie es weitergeht, wird sich an diesem Dienstag zeigen, der Anzinger Gemeinderat wird sich dann erneut mit dem Benefiziatenhaus beschäftigen. Maria Brummer drängt auf eine schnelle Lösung, entweder die Kirche lenke ein, oder die Gemeinde müsse der Musikinitiative ein neues Haus zur Verfügung stellen, so die Vereinsvorsitzende. Denn wenn nicht bald eine Lösung gefunden werde, dann sei die Zukunft der Musikinitiative ungewiss.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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