Anzing:Ärger um Gewerbepark

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Bei der Bürgerversammlung kritisieren mehrere Anzinger das Gewerbegebiet nördlich des Friedhofs massiv. Bürgermeister Franz Finauer passt das gar nicht

Von Jessica Morof, Anzing

Zu Beginn machte es den Eindruck, als wären die Anzinger mit allem einverstanden, was der Gemeinderat in den vergangenen Monaten beschlossen hat. Etwa 100 Besucher waren zur Bürgerversammlung in den Forsthof gekommen, um sich von Bürgermeister Franz Finauer (UBA) auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Die Themen der Versammlung reichten von Bevölkerungsstruktur und Kinderbetreuung über die Flüchtlingsunterbringung bis hin zu verschiedenen Bebauungsplänen. Und während der Ausführungen des Bürgermeisters gab es kaum ein Murren zu hören. Erst am Ende der Veranstaltung zeigte sich, dass sich vor allem gegen das geplante Gewerbegebiet am Friedhof großer Unmut in der Bevölkerung regt.

Der Bedarf unter Anzinger Betrieben sei aber ganz klar da, erklärte Finauer: Sechs ortsansässige Firmen haben demnach bereits ihr Interesse bekundet. Wichtig sei ihm auch klarzustellen, dass das Vorhaben nicht von heute auf morgen geplant worden war. "Der Gemeinderat hat sich das nicht leicht gemacht", betonte er. Zu Beginn standen insgesamt zwölf Gebiete zur Auswahl, von denen allerdings aus Standortgründen nur noch drei übrig blieben. Nach Gesprächen mit den Eigentümern zeigte sich laut Bürgermeister dann aber, dass für das Gewerbegebiet nur die Wiese nördlich des Friedhofs infrage kommt.

Bislang arbeite man lediglich an einem Strukturplan, noch nicht daran, wie die einzelnen Häuser stehen werden, versuchte er die Anwesenden zu beruhigen. Erst dann komme der Aufstellungsbeschluss zur Sprache. "Ich bitte euch alle: Wenn ihr eine Idee habt, sagt es", rief er die Bürger auf. Er wolle kein Gerede hintenrum, sondern lieber offen miteinander kommunizieren. Dass dies auch im Interesse der Anzinger war, zeigte sich in der späteren Frage- und Diskussionsrunde, die dem Bürgermeister selbst dann offenbar doch nicht so recht war.

Ulrich Fröde vom Arbeitskreis "Aktiv für Anzings Mitte" meldete sich zuerst mit seinem Unbehagen: Der AK könne diese Lösung am Friedhof nicht unterstützen, denn sie verschlechtere das Ortsbild, obwohl man gerade dieses verschönern wolle. "Das passt irgendwie nicht zusammen." Von Pietätlosigkeit und einem Flickenteppich aus Gewerbegebieten sprach Fröde zum einen. Zum anderen machte das Arbeitskreismitglied seine Vorbehalte gegen den geplanten Kreisverkehr beim Lidl deutlich, der einfach zu viele Steuergelder verschlinge. Gerade an dieser Stelle benötige man gar keinen Kreisverkehr, der den Verkehr bremse, da es dort nur wenige Verkehrssünder gebe. "Aber wir wollen nicht nur kritisieren", sagte Fröde und fügte hinzu, dass man dem Gemeinderat bereits zwei Vorschläge gemacht habe. Er hoffe nun, dass diese ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Für seine Ausführungen bekam Fröde immer wieder Applaus aus dem ganzen Saal, sodass er auch andere ermunterte, ihre Meinung zu sagen.

"Da gebe ich Ihnen nicht recht", widersprach Finauer daraufhin schnell. Dies sei eine Bürgerversammlung, in der jeder Fragen stellen, jedoch nicht jeder sein Für und Wider abgeben könne. Damit nahm der Bürgermeister praktisch sein vorheriges Angebot, dass jeder Ideen einbringen dürfe, wieder zurück, sodass zu dem Thema zuerst auch keine weiteren Wortmeldungen aufkamen. Erst Reinhard Oellerer (Grüne) machte klar, dass damit wiederum er nicht einverstanden sei. In einer Bürgerversammlung könne sehr wohl jeder sein Statement abgeben: "Es darf jeder sagen, was er will", betonte der Gemeinderat sehr deutlich.

Daraufhin meldeten sich immer mehr Anzinger zu Wort und machten ihrem Ärger zum geplanten Gewerbegebiet Luft. Die einen zeigten sich unzufrieden, dass man nicht genau informiert worden war und nicht erfahre, welche Gründe gegen die anderen Standorte sprechen. "Jetzt tun Sie bitte nicht so, als wäre Anzing ganz zugebaut", sagte ein anderer. Und er habe noch nie von einem Gewerbegebiet an einem Friedhof gehört. "Ich glaube einfach nicht, dass das das einzige Gebiet ist."

"Ich kann mich nur wiederholen", antwortete Finauer darauf sichtlich unzufrieden. Wenn die Gemeinde von den Eigentümern keine Grundstücke bekomme, könne man eben nichts machen. Die Lage, so scheint es, bleibt also weiterhin aussichtslos für die Gegner des Gewerbegebiets. Auch, ob die Vorschläge des Arbeitskreises "Aktiv für Anzings Mitte" etwas bewirken können, ist fraglich.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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