Anderer Virus als 2018:Am Anfang der Welle

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Die Zahl der Grippeerkrankungen im Kreis hält sich noch in Grenzen

Hustende und schniefende Menschen erlebt man momentan fast überall - in der S-Bahn, beim Einkaufen, im Büro. Doch von der echten Grippe sind derzeit noch vergleichsweise wenige im Landkreis betroffen, das legen jedenfalls Zahlen aus dem Ebersberger Gesundheitsamt nahe. Im vergangenen Jahr wurden dort insgesamt 632 Influenza-Fälle gemeldet, in diesem Jahr sind es bisher erst 49. Wobei es sich auf jeden Fall nur um die "Spitze des Eisbergs" handle, wie Hermann Büchner, der Leiter des Gesundheitsamts, unterstreicht. Erfasst würden ja nur diejenigen, die zum Arzt gingen und bei denen tatsächlich Grippeviren im Abstrich nachgewiesen würden. "Tatsächlich werden es wohl sehr viel mehr Erkrankte sein", sagt er.

Im vergangenen Jahr hat die Grippewelle bereits im Dezember eingesetzt und ihren Höhepunkt Ende Februar und Anfang März erreicht. In dieser Grippesaison ist es erst Anfang/Mitte Dezember losgegangen, mit dem vorläufigen Höhepunkt in der vergangenen Woche, als laut Büchner 24 Fälle gemeldet wurden.

Ebenfalls anders als im vergangenen Jahr ist der Virentyp, der derzeit vorwiegend auftritt. Während 2018 viele Erkrankungen des Influenzatyps B registriert wurden - 462 der 632 Fälle in Ebersberg fielen unter diesen Typ -, war es in diesem Jahr bislang nur ein derartiger Fall. Eine mögliche Erklärung könnte laut Büchner sein, dass durch das massive Auftreten der Influenza B im vergangenen Jahr viele Menschen Antikörper gebildet haben, die eine Weile vor einer Neuerkrankung schützen. In diesem Jahr dominiert die Influenza Typ A, dazu gehören auch die Erkrankungen, deren Kürzel inzwischen fast jeder kennt: H1N1 beispielsweise oder H3N2. Auch das Virus, das vor einigen Jahren eine Pandemie ausgelöst hat, die als "Schweinegrippe" bekannt war, ist eine Unterform des H1N1-Virus, wie Büchner erläutert. Man kann nach Einschätzung des Fachmanns aus dem Gesundheitsamt fest davon ausgehen, dass dieses Virus immer noch kursiert, im vergangenen Jahr ist in einer Kita in Baden-Württemberg an der Krankheit auch ein Kind gestorben. Weil die Viren routinemäßig selbst im Labor in der Regel nicht so detailliert untersucht werden, könne man aber schwer Aussagen darüber treffen, wie weit dieses spezielle Virus noch verbreitet sei, sagt Büchner.

Prognostizieren ließen sich die weiteren Entwicklungen schwer, sollte sich die Grippewelle noch länger hinziehen, könnte sich aber auch jetzt noch eine Impfung lohnen, wie Büchner erläutert. Zwei Wochen dauert es ungefähr, bis diese wirksam ist. In diesem Jahr böte sogar der Dreifach-Impfstoff recht guten Schutz, erläutert Büchner. Der Impfstoff immunisiert gegen zwei Viren des häufig vorkommenden Typs A und einen Virus des derzeit selteneren Influenza-Typs B. Im vergangenen Jahr hingegen, als der Typ B stark verbreitet war, hatte diese Impfung gegen manche häufig kursierende Viren nicht geschützt. Streit hatte es deshalb gegeben, weil die meisten Krankenkassen nur die Dreifachimpfung zahlten, inzwischen hat sich das geändert. Auch Kassenpatienten bekommen mittlerweile den Vierfach-Impfschutz, wenn sie dies wünschen - und wenn er denn vorrätig ist. Im vergangenen Spätherbst war es hier nämlich zu Lieferengpässen gekommen.

© SZ vom 06.02.2019 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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