An der Ebersberger Grund- und Mittelschule:Mehr Geld für Deutschklassen

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Ganztags lässt es sich entspannter lernen, als wenn alle Schulfächer in den Vormittag gepresst werden. Das soll nun den Kindern der Deutschklassen in der Ebersberger Grund- und Mittelschule zugute kommen. (Foto: Robert Haas)

Damit Kinder, die sich mit der Sprache ihres neuen Heimatlandes noch schwer tun, besser gefördert werden, sollen sie nun ganztags unterrichtet werden - falls der Europäische Sozialfonds bei der Finanzierung hilft

Von Franziska Bohn, Ebersberg

— Im Landkreis Ebersberg leben viele Kinder, auch Kinder, die Probleme mit der Deutschen Sprache haben. Deswegen gibt es für sie spezielle Sprachförderklassen. Seit vergangenem Jahr heißen diese nicht mehr Übergangsklassen, sondern Deutschklassen. Nicht nur der Name, auch der Stundenplan hat sich geändert, es kamen zwei Fächer hinzu und die Klassen müssen nun ganztags unterrichtet werden. Dabei vertiefen die Kinder nicht nur ihr Deutschwissen, sondern lernen auch viel über unsere Kultur. Das benötigt Zeit. In der Grund- und Mittelschule (GSMS) Ebersberg soll deshalb eine der beiden Deutschklassen in eine gebundene Ganztagsklasse umgewandelt werden. Warum das wichtig ist, erläuterte Rektor Alexander Bär nun dem Stadtrat.

Da der Lehrplan um die Fächer "kulturelle Bildung und Wertevermittlung" sowie "Sprach- und Lernpraxis" erweitert wurde, werde jetzt mehr Personal gebraucht. Derzeit gibt es laut Bär knapp 40 Kinder aus den Deutschklassen und 25 aus der offenen Ganztagsschule, die nachmittags betreut werden müssen. "Es war ein hartes und anstrengendes Jahr", sagte Bär, "aber auch extrem erfolgreich". Dies sei auch den ehrenamtlichen Helfern zu verdanken. Er nannte die Arbeit "ein Beispiel gelebter Integration".

Nun wurden Bär zufolge die Deutschklassen fünf bis sieben beim Schulamt angemeldet, um zu prüfen, ob die Schule in eines der 23 Förderprogramme für gebundene Ganztagesklassen in Bayern aufgenommen werden könnte. Das ist die Voraussetzung für eine Förderung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). Die GSMS Ebersberg sei berücksichtigt worden: "Die erste Hürde ist schon überwunden", sagte Bär. Der Antrag auf Förderung musste bei der Regierung von Oberbayern bereits bis Ende Juni gestellt werden. Die Stadt Ebersberg wäre dabei Kooperationspartner und verpflichtet sich, pro Schuljahr 5500 Euro Sachaufwand und Personalkosten zu übernehmen. Jetzt könne auch eine Förderung beim ESF beantragt werden.

Wird der ESF-Förderungsantrag genehmigt, würde der Freistaat zwölf Lehrerstunden finanzieren und einen zusätzlichen Pauschalbetrag in Höhe von 6700 Euro für Kooperations- und Einzelverträge mit externem Personal bezahlen. "So könnten wir den Unterricht breiter aufstellen", sagte Bär. Zudem bekämen die Deutschklassen aus den Mitteln des ESF pro Schuljahr 26 500 Euro für eine sozialpädagogischen Fachkraft zur Betreuung der Ganztagsklasse. "Dann könnten wir eine Halbtagsstelle ausschreiben, die nur für die Deutschklasse da ist", bestätigt Bär. Die sozialpädagogische Förderung könne derzeit mit zwei Kräften für 750 Schüler nicht bewerkstelligt werden: "Es gibt keine Möglichkeit, sich intensiv mit der Deutschklasse zu beschäftigen und auch bei Alltagsproblemen zu helfen."

Mit der Unterstützung vom ESF könnte eine der beiden Deutschklassen in eine gebundene Ganztagsklasse umgewandelt werden. "In offenen Ganztagsklassen wird nur bis 13 Uhr unterrichtet, dann folgen Hausaufgabenbetreuung oder Freizeit", erklärte Bär. In einer gebundenen Ganztagsklasse könne auch nachmittags unterrichtet werden, da sich Lern- und Ruhephasen in diesem Modell über den ganzen Tag abwechseln. Auch soll es ein gemeinsames Mittagessen geben, was die kulturelle Förderung unterstütze. Der Schultag endet um 16 Uhr.

Seine Schule ist laut Bär auf gebundene Ganztagsklassen gut vorbereitet: Die Schülerinnen und Schüler könnten mittags vom Personal der offenen Ganztagsschule mit versorgt werden. Zudem verfüge die Schule über geeignete Räumlichkeiten für die Einrichtung der Klasse an der Baldestraße.

Der Verwaltungsaufwand für die Stadt werde sich dabei in Grenzen halten, verspricht Bär. Es müssen lediglich über ein Portal des ESF alle Schüler der Deutschklasse verzeichnet werden.

Bär zeigte sich optimistisch: "Wenn alles gut läuft, gibt es 2020 eine Klasse in der gebundenen Ganztagsschule und eine zweite in der offenen Ganztagsschule." Für die Zukunft stelle sich dann die Frage, ob die zweite Deutschklasse nicht auch in die gebundene Ganztagsschule überführt werden soll: "Wir müssen schauen wie's läuft." Dann könne man auch wieder verstärkt das Augenmerk auf die normale offene Ganztagsschule legen. Diese habe ganz andere Ziele und Probleme, es mache deshalb durchaus Sinn, zwei unterschiedliche Modelle zu haben.

Im Stadtrat traf der Vorschlag auf große Zustimmung, Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) sprach von einer "echten Bereicherung". Elisabeth Platzer (SPD) nannte das Konzept einen Gewinn, das in Zukunft jede Schule brauchen wird. Es sei wichtig, dass Mitarbeiter und Ehrenamtliche entlastet werden.

Auch Marina Matjanovski (CSU) zeigte sich begeistert, schlug aber vor, die Kinder zum gegebenen Zeitpunkt in normale Klassen zu integrieren. Das konnte Bär bestätigen: "Ein Jahr ist von der Gesetzgebung vorgesehen, meiner Erfahrung nach sind allerdings zwei Jahre nötig."

Matjanovskis Parteikollege Rupert Abinger äußerte allerdings Bedenken, ob denn auch in Zukunft genügend Bedarf an den Deutschklassen besteht. Laut Bär sei das schwer einzuschätzen: "Bis jetzt waren immer genug Kinder da."

© SZ vom 19.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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