Amtsgericht Ebersberg:Faustschlag am Parkplatz

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Detektiv und Lastwagenfahrer beschuldigen sich vor Gericht gegenseitig

Schwere Vorwürfe erhebt der Staatsanwalt gegen einen 34-jährigen Lastwagenfahrer. Der Mann soll laut Anklageschrift an einem Morgen im Februar dieses Jahres einem Detektiv einen Faustschlag ins Gesicht versetzt und ihm anschließend den Daumen in der Autotür eingeklemmt haben. Der Detektiv erlitt dabei eine zwei Zentimeter lange Platzwunde und einen gebrochenen Daumen. Das Gericht wertet dies als gefährliche Körperverletzung. Sollte sich das bewahrheiten, droht dem 34-Jährigen eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren.

Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Er lässt seinen Verteidiger reden. Und der mildert den Vorfall erheblich ab. Es habe eine Auseinandersetzung gegeben, doch sei nicht sein Mandant der Aggressor gewesen, sondern der Detektiv. Der 34-Jährige habe nach seiner Lieferschicht morgens um sieben den Lastwagen auf dem Parkplatz vor einem Supermarkt abgestellt. Er sei mit seiner Tasche in der Hand zu seinem Auto gegangen, als ihn ein Mann mit der Taschenlampe angeleuchtet und angeherrscht habe. Ohne sich vorzustellen soll dieser Mann ihm sofort Vorwürfe gemacht und ihm unterstellt haben, er habe etwas gestohlen. Sein Mandant sei müde von der Arbeit und sehr überrascht gewesen, dass ihn jemand derart anherrschte. Der Mann habe den 34-Jährigen dann am Kiefer gepackt. In Notwehr habe sein Mandant diesen Griff abgeschlagen. Der Verteidiger hält es für möglich, dass sich der Detektiv dabei die Kopfverletzungen zuzog.

Der 49-jährige Detektiv berichtet im Zeugenstand etwas anderes. Er habe bei seiner Kontrolle bemerkt, dass der Lastwagenfahrer noch zwei Tüten mit Pfandflaschen aus dem LKW geholt habe. Das habe er für merkwürdig befunden und den Lastwagenfahrer gebeten, auf den Geschäftsleiter zu warten. Doch der 34-Jährige, der schon die Autotüre geöffnet hatte und einsteigen wollte, habe ihn wüst beschimpft und ihm mit der Faust gegen den Kopf geschlagen. Daraufhin sei er, der Detektiv, getaumelt. Mit einer Hand habe er sich am Autodach festgehalten. Der 34-Jährige soll die Tür zugeschlagen und ihm den Daumen eingeklemmt haben.

Der Detektiv bestreitet vehement, dass er den Lastwagenfahrer am Kiefer gepackt habe. Er steht auf, um mit Gesten zu demonstrieren, wie der Vorfall ablief - so als wolle er das Gericht überzeugen, dass seine Version stimme. Der Staatsanwalt fragt nach, ob es sein könne, dass er sich doch im Ton vergriffen habe? "Sie treten als Kontrolleur mit einer Autorität auf, und das wird vom Angeklagten missachtet", wandte er sich an den Detektiv. Da könne es doch sein, dass er lauter, aggressiver geworden sei. Der 49-Jährige verneint. "Ich war so leise wie möglich, damit die anderen Fahrer von der Kontrolle nichts mitbekommen." Der Verteidiger wundert sich, warum er den Mann nicht einfach habe wegfahren lassen. Er hätte ja das Kennzeichen fotografieren können. Der Zeuge wehrt sich. Er habe den Mann nicht festgehalten, das dürfe er gar nicht. Er habe wohl den Geschäftsleiter angerufen. Danach habe der Angeklagte zugeschlagen.

Der Verteidiger hält dem Detektiv vor, übergriffig und aggressiv aufgetreten zu sein, und fordert, weitere Zeugen anzuhören. Richterin Vera Hörauf vertagt den Prozess. Jetzt sollen der Geschäftsleiter und zwei Polizeibeamte aussagen.

© SZ vom 27.07.2019 / lela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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