Am Gymnasium Kirchseeon:In the Mood - Stimmung hervorragend

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Den Auftakt macht das Symphonieorchester des Kirchseeoner Gymnasiums mit temporeichen Westernklängen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Von Klassik-Ohrwurm bis Grammy-Gewinner: Schüler und Lehrer präsentieren ein vielfältiges Programm

Von Michaela Pelz, Kirchseeon

"Baba yetu ..." - manch einer mag sich gewundert haben über die ungewohnten Suaheli-Klänge aus Kinderzimmern und Autofenstern von Ebersberg bis Egmating. Des Rätsels Lösung: Bestimmt hat einer der gut 100 Mitwirkenden beim gleichnamigen achtstimmigen Lied von Christopher Tin seinen Part geübt. Mit Erfolg, wie in der fast voll besetzten Aula beim Sommerkonzert des Gymnasiums Kirchseeon deutlich wird. Dass es der Grammy-prämierte Titelsong eines Computerspiels ins Programm geschafft hat, ist Abiturientin Johanna Remus zu verdanken: Vor dem Verlassen der Schule wollte die künftige Game-Design-Studentin unbedingt das entsprechende Tenorsolo singen. Was ihr bravourös gelingt.

Generell ist die Veranstaltung geprägt von großer Begeisterung und Eifer der involvierten Musiker, immerhin fast 250 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Sinfonie-, Streich- und Vororchester, den Wahlkursen Streicher und Bläser, Big Band sowie Vokalensemble, Unterstufen-, Mittelstufen- und Lehrer-Eltern-Ehemaligen-Chor. Der Name des Letzteren ist noch ausbaufähig, aber die Inhalte ziehen offenbar auch so: Neben zahlreichen, jetzt studierenden Ex-Schülern, die sogar aus Hamburg angereist sind, gehört auch eine Altistin zum festen Kern, deren Sohn bereits 2016 seinen Abschluss gemacht hat. Der von Daniel Kulzer geleitete Chor hat mit "You've Got a Friend" ein Solo, ist allerdings erst in der zweiten Hälfte dran.

Den Auftakt macht das Sinfonieorchester mit den temporeichen Westernklängen von "The Magnificent Seven". Dabei hat die erst seit einem Jahr an der Schule tätige Musiklehrerin Tanja Back ihre Truppe stets fest im Griff, während sie mit ausladenden Bewegungen energisch den Taktstock schwingt. Für "A Persian Market" hat sich die studierte Medienpädagogin noch ein besonderes Extra einfallen lassen: Parallel zur Musik werden auf einer großen Leinwand passende Zeichnungen gezeigt, gemalt am Kulturtag von den sechsten Klassen unter der Leitung von Utz Kasper. Beim Anblick der einträchtig nebeneinander angeordneten Fisch- und Eisstände gibt es einen kleinen Lacher - insgesamt aber reichlich Applaus. Mit dem belohnt das Publikum auch das Vororchester, das mit großer Ernsthaftigkeit im "Tutti-Frutti-Rag" stets zum richtigen Zeitpunkt einsetzt. Helga König, die schon seit Gründung der Schule jedes Konzert besucht hat, lobt aber nicht nur die musikalischen Leistungen, sondern, dass die Kinder sich trauen, sich "da vorne hinzustellen. So wichtig fürs Selbstbewusstsein!"

Das lässt sich gleich beim Auftritt des Wahlkurses Streicher beobachten. Die sechs sitzen fast ein wenig verloren auf der großen Bühne, entlocken ihren Instrumenten aber, etwa bei "Träumerei auf allen Saiten", sehr saubere Töne. Selbiges gilt für "March Along" des gut doppelt so starken Bläser-Wahlkurses. Mut beim Solo singen in kleinen Gruppen beweisen auch die Mitglieder des Unterstufenchors unter der Leitung von Referendar Christoph Pfister in "Scars to your beautiful", wobei es mit Mikro noch schöner gewesen wäre. Ohne geht es bei John Rutters "Look at the World", dargebracht von allen Chören plus Kammerorchester. Kein Wunder, dass das Daniel Kulzers Lieblingsstück ist - wer bei dem inbrünstig geschmetterten "Praise to thee, O Lord, for all creation" trotz sommerlicher Hitze keine Gänsehaut bekommt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen.

Weitere Höhepunkte des Konzerts sind die Interpretation von "Shallow" durch Mittelstufenchor und Vokalensemble, die mit Johlen und Klatschen quittiert wird, und die Darbietungen der Big Band. Um sie zu dirigieren, hat Kulzer das dunkle Jackett gegen ein rotes T-Shirt getauscht. Mit vollem Körpereinsatz holt er das Äußerste aus seinen Musikern heraus, so dass bei "Lester Leaps In" nicht nur die Schülerinnen in der letzten Reihe anfangen zu tanzen.

Alles in allem wirklich erstaunlich, welch vielfältiges Programm von Schubert bis Beatles (mit dem selten gehörten, anspruchsvollen Stück "In My Life") das Team der "kleinsten und jüngsten Fachschaft" innerhalb von wenigen Monaten auf die Beine gestellt hat. Vor allem beachtlich aber das Engagement der Schülerinnen und Schüler, deren Ensembles vielfach am Freitagnachmittag Probe hatten. Positiver Nebeneffekt des gemeinsamen Musizierens: Sie sind "wahnsinnig motiviert" zu üben, wie Mutter Katja Pohl berichtet. Die Lehrkräfte wiederum schätzen die ganz andere Lehrer-Schüler-Beziehung ohne den Druck der Noten, die ja erst in der Oberstufe hinzukommen.

Was das Publikum anbetrifft, so beweist der frenetische Applaus nach dem Finale mit Big Band und den Sängerinnen Saithan Ngamthongkham und Teodora Paduraru, dass das Ziel "Let Me Entertain You" voll und ganz erreicht wurde. Amina! (Amen)

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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