Am 23. Juni im Familen- und Bürgerzentrum:Die Vielfalt von Georgien

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Ana Drechsler (Foto: Privat)

Ana Drechsler veranstaltet in Grafing ein Fest über ihre Heimat

Interview Von Johanna Feckl

Nach ihrem Englischstudium kam Ana Drechsler () mit 21 Jahren als Au-pair von Georgien nach Deutschland - und blieb, der Liebe wegen: Sie lernte ihren heutigen Mann kennen. Zusammen mit ihren zwei Kindern lebt das Paar seit sechs Jahren in Grafing. Am Sonntag, 23. Juni, veranstaltet die 34-Jährige ein Fest über ihre Heimat Georgien. Im Gespräch mit der SZ hat sie vorab ein paar Details verraten, auf die sich die Besucher freuen dürfen.

SZ: Frau Drechsler, Georgien und Grafing haben immerhin den gleichen Anfangsbuchstaben. Gibt es noch mehr Gemeinsamkeiten?

Ana Drechsler: Ja, da fällt mir eine witzige Geschichte ein: Als mein Mann und ich vor fünf Jahren in Georgien geheiratet haben, sind meine Schwiegereltern dort beim Spazierengehen zufällig jemanden aus Grafing über den Weg gelaufen! Man könnte also sagen: In Georgien und Grafing trifft man dieselben Menschen (lacht).

Wie kam es zu der Idee, dass Sie den Grafingern Georgien durch ein Fest näher bringen möchten?

Jeden Dienstag besuche ich den offenen Elterntreff im Grafinger Familienzentrum. Als dort bekannt wurde, dass ich aus Georgien komme, kamen immer wieder Leute auf mich zu und haben mich um Reisetipps gebeten oder mich auch einfach so nach Dingen gefragt. Daraus ist die Idee entstanden: Ein Land kann man kennenlernen über das Essen, die Musik, über die Landschaft - und über Menschen von dort.

Was haben Sie denn konkret geplant?

Zu Beginn gibt es einen Film über Georgien und einzelne Regionen dort. Danach wird Paata Bolotaschwili georgische Rotweine präsentieren - er ist ausgewiesener Weinkenner und wie ich gebürtiger Georgier, lebt mittlerweile aber in Bad Tölz und Frankfurt. Das Highlight des Festes wird mit Sicherheit die Performance eines georgischen Chors aus München sein. Ich habe den Chor selbst schon erleben dürfen, da verspreche ich nicht zu viel! Die Sänger werden ein vielfältiges Repertoire aus Folk und zeitgenössischer Musik mitbringen. Und dann werde ich noch meine eigenen Fotografien zeigen, aus der Schweiz, Deutschland und natürlich Georgien.

Sie haben von Wein gesprochen: Wird es passend dazu etwas Kulinarisches geben?

Ja, da ich gerne georgische Gerichte koche, möchte ich den Gästen die Möglichkeit geben, traditionelle Spezialitäten zu probieren. Meine Tante, Angelina Samelia, ist aktuell hier zu Besuch, sie lebt eigentlich in Georgien. Sie kocht und backt ebenso leidenschaftlich gerne und wird mich deshalb unterstützen. Ich möchte zeigen, wie viel Gastfreundschaft, Tradition, Kultur und Geschichte in so einem kleinen Land wie Georgien steckt. Es wird bestimmt ein spannender Tag mit kleinen Überraschungen werden. Jeder ist herzlich willkommen, egal ob Groß oder Klein! Für Kinder wird es auch ein paar Attraktionen geben.

Um den Bogen zu den Gemeinsamkeiten, über die wir zu Beginn gesprochen haben, zu schließen: Was ist der größte Unterschied, wenn Sie Georgien und Grafing miteinander vergleichen?

Seitdem ich Mutter bin, fällt mir der Unterschied zu meiner eigenen Kindheit sehr stark auf. Als ich klein war, herrschte in Georgien Nachkriegszeit. Obwohl ich in einem sehr warmen und liebevollen Elternhaus groß geworden bin, war das Leben völlig anders. Es herrschte Not: Was esse ich heute? Die Erwachsenen hatten zu tun, damit ihre Kinder nicht verhungern! Meine Eltern mussten deshalb viel arbeiten, ich war dann meistens mit meinen Geschwistern alleine zu Hause. Hier in Deutschland merke ich, wie viel Aufmerksamkeit Kindern geschenkt wird, und das ist wichtig!

Das klingt nach einer schwierigen Kindheit. Inwiefern hat sie das geprägt?

Ich lege sehr viel Wert auf Bildung und Gesundheit, deshalb werden wir bei dem Fest auch eine Spendenbox aufstellen. Der Erlös geht zu 100 Prozent an ein SOS-Kinderdorf in meiner Heimatstadt Sugdidi, unter anderem an eine Familie, die eine orthopädische Matratze und Hygieneartikel benötigt. Da ich jemanden kenne, der in diesem Kinderdorf arbeitet, und ich selbst schon einige Male gespendet habe, weiß ich, dass das Geld dort auch ankommt.

Georgisches Fest am Sonntag, 23. Juni, von 14 bis 17 Uhr im Grafinger Familien- und Bürgerzentrum. Anmeldung unter (0176) 77078888 oder per E-Mail an kontakt@familien-buergerzentrum-grafing.de. Erwachsene zahlen sechs Euro, Kinder nichts.

© SZ vom 14.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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