Aktion :Eintauchen und durchstarten

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Der zehnjährige Linus hat seinen Plan verwirklicht und sich das goldene Schwimmabzeichen geholt. "Eigentlich war nichts wirklich schwierig", sagt er. (Foto: Christian Endt)

Der Tag des Schwimmens der Kreiswasserwacht wird trotz des trüben Wetters ein Erfolg. Etliche Sportler nutzen im Grafinger Freibad die Gelegenheit, verschiedene Abzeichen zu erwerben

Von Stella Vogl, Grafing

Der erste Kandidat steht schon am Beckenrand. Konzentriert zieht sich der zehnjährige Linus die Schwimmbrille über das Gesicht, bevor er sich in das Wasser wagt. Heute, am Tag des Schwimmens der Kreiswasserwacht Ebersberg im Freibad Grafing, will er das goldene Abzeichen holen, ein Plan, der felsenfest steht. Daran ändern auch die dunklen Wolken am Himmel nichts. "Er ist wetterfest", verrät seine Mutter Sally Hemmelmann lächelnd. Und fügt hinzu: "Er hat immer darauf gewartet, dass er das Goldene endlich machen kann. Das geht nämlich nicht überall." Schwimmen ist nicht nur Leidenschaft ihres Sohnes, der "als Baby schon" durch das Wasser strampelte: "Mindestens einmal in der Woche gehen wir ins Schwimmbad." Dadurch sind alle mit der familiären Freizeitgestaltung zufrieden: "Ich bin froh, dass wir etwas gemeinsam haben, das man am Nachmittag machen kann", erzählt Hemmelmann.

Als kleiner Bub hat auch Felix angefangen. Auch er zögert nicht, schließlich will er das bronzene Jugendschwimmabzeichen holen, das Florian Hellmich als "Sommer-TÜV" bezeichnet. Dieser war in der Kindheit des Vorsitzenden der Wasserwacht Ebersberg und stellvertretenden Jugendleiters der Kreiswasserwacht Bedingung, um alleine zum Schwimmen gehen zu dürfen. Nicht nur konditioniertes Schwimmen auf Zeit muss man für dieses Abzeichen beherrschen, sondern auch im Tauchen und Springen sowie in der Theorie muss alles sitzen. Felix' Mutter Elena Kovács sieht beim Schwimmen vor allem den Sicherheitsaspekt: "Schwimmen ist einfach lebenswichtig - noch wichtiger als Fahrradfahren." Und genau aus diesem Grund habe sie in einem Mutter-Kind-Schwimmkurs ihren Sohn "schon von Anfang an" mit dem Wasser vertraut gemacht. Während sich Felix durch die Bahnen kämpft, wird er nicht nur von seiner Mutter aufmerksam beobachtet, sondern auch von Florian Hellmich. "Arme weiter hinführen", so lautet Hellmichs Ratschlag.

Solche und ähnliche hilfreiche Tipps gibt es von den Aufsichtspersonen der Wasserwacht vom Beckenrand aus auch für die anderen Schwimmer. Und während die einen mit viel Energie und allen möglichen Techniken - von Kraulen bis hin zu Rückenschwimmen - die anspruchsvollen Anforderungen der jeweiligen Abzeichen in Angriff nehmen, müssen sich andere erst noch ein wenig an das nasse Element gewöhnen.

Die Wassergewöhnung ist eine Art Schnupperkurs für kleine Kinder. Es gehe darum, "die Angst vor dem Wasser zu verlieren, aber den Respekt davor zu bewahren", fasst Florian Hellmich das Anliegen zusammen. "Auch wenn es kalt ist, wollten wir einmal eine Anleitung haben", verrät Anita Mayer, die mit ihrem kleinen Sohn Franz Leonhard gekommen ist. Nur ungern gehe sie mit beiden Kindern zum Baden, denn zu schnell verliere man den Überblick. Damit ihr Sohn die Scheu vor dem Wasser ablegt, macht Anita Mayer ihr Gesicht nass und versucht ihn davon zu überzeugen, es ihr nachzuahmen. Nach einem skeptischen Zögern traut sich Franz Leonhard dann doch.

Mindestens genauso skeptisch betrachten Alois Thurnhuber und Bernhard Gar die Weiten des Beckens vor sich. "Nur noch die Hälfte", feuert Nicole Zeiff von der Wasserwacht Markt Schwaben ihre zwei Teilnehmer an. Mit dem letzten Funken Kampfgeist und einem stoischen "Ja huift nix" springt Gar für den Endspurt der 1000 Meter zurück ins Wasser. "Die Ausdauer haben die meisten, wenn sie bisschen Sport machen", erzählt Nicole Zeiff von der Wasserwacht. Damit meint sie konkret die höhere Altersklasse, denn die beiden Herren von der Feuerwehr Nettelkofen sind wohl die ältesten Teilnehmer, aber mindestens genauso ehrgeizig wie die Jugend. "Die schaffen Gold", ist sich Nicole Zeiff sicher. Andernfalls, setzt sie hinzu, "schwenken wir sofort um zu Silber".

Dieses Manöver hat Linus nicht mehr nötig. Nach den zahlreichen Bahnen, Strecken- und Tieftauchen und dem Sprung vom Drei-Meter-Turm muss er nur noch Fragen zu den Baderegeln beantworten und Trockenübungen mit dem Rettungsring absolvieren. "Ich hab's", verkündet er wenig später strahlend. "Am Ende auf Zeit schwimmen" sei die größte Hürde gewesen, "aber eigentlich war nichts wirklich schwierig". Derweil haben Gar und Thurnhuber die 1000 Meter erfolgreich gemeistert und damit die erste Hürde geschafft. "Was, wir müssen noch mal schwimmen?", hakt Gar nach. Für die Herren und anderen Teilnehmer warten an diesem Freitagnachmittag viele Herausforderungen - aber auch die Freude am Schwimmen.

© SZ vom 13.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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