Ärgernis:Die Anzeigetafel am Zornedinger S-Bahnhof spielt seit Monaten verrückt

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Der Anzeiger in Zorneding, der einfach nicht anzeigen will. (Foto: Dr. Robert Harrison)

Das Display am Bahnhof ist zum wiederholten Mal ausgefallen. Die Zornedinger Fahrgäste sehen schwarz - ein Gemeinderat sieht nun rot.

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Der Zornedinger Bahnhof ist nichts für schwache Nerven. Wer ein stilles Örtchen braucht, muss sich in Geduld üben. Wer zur Ortsmitte will, muss zwecks schlechter Beschilderung raten, ob er links oder rechts abbiegen muss. Und wer wissen will, wann die nächste S-Bahn geht, der sieht schwarz, und das seit geraumer Zeit. Die Anzeigentafel am Bahnhof ist zum wiederholten Mal ausgefallen und zeigt nun - nichts.

Es ist wie verhext: Bereits im Januar legte eine Störung die Apparatur lahm. Nach mehr als zwei Monaten hatten Bahn-Mitarbeiter dann den Bildschirm repariert. Aber die Freude der Zornedinger über Minuten- und Ziel-Angaben am Bahnhof währte nur kurz. Schon eine Woche später versagte das launenhafte Gerät erneut. Seit neun Tagen müssen Reisende nun ihr Handy bedienen, um zu sehen, wie lange sie noch am schmucklosen Bahnhof warten müssen. Zwar schien die Bahn die Beschwerden auf Twitter erhört zu haben. "Es liegt am Schutzschalter, der Strom fehlt für die Anzeige", erklärte ein Mitarbeiter. Eine Inspektion am 14. April brachte keine Hoffnung auf schnelle Abhilfe: "Nach einer ersten Störungsbehebung zeigt sich, dass weitere Reparaturen nötig sind", lässt sich ein Bahnsprecher auf SZ-Anfrage zitieren.

"Ein Unding", befindet Peter Pernsteiner. Der Zornedinger FDP-Gemeinderat und fleißige Bahnkritiker verfolgt alle Veränderungen am Bahnhof und veröffentlicht diese in seinem Blog "Tagebuch eines Schandflecks". Dort verweist er auch darauf, dass das Display in der jüngeren Vergangenheit in der Regel mindestens einmal im Jahr komplett ausgefallen sei. Und so liefert er der Bahn auch gleich einen Vorschlag mit, wie sie sich angesichts der kurzen Halbwertszeit der Anzeige die mühsame Arbeit erleichtern könnte.

Mühsam ist die, weil das Gerät genau über dem Treppenabgang hängt. Bei jeder Reparatur muss ein Gerüst aufgebauet werden, wie man es von Häusersanierungen kennt. Pernsteiner schlägt also vor, gleich die gesamte Displayeinheit um zwei Meter nach Osten zu versetzen. Dann nämlich würde für die Reparaturen eine einfache Leiter reichen.

Ein naheliegender Vorschlag, der bei der Bahn aber keinen Anklang findet. "Nach Möglichkeit platzieren wir unsere Zugzielanzeiger dort, wo sie für den Kunden den besten Nutzen haben", schreibt der Bahnsprecher. Insofern sei der Treppenzugang zum Mittelbahnsteig in Zorneding "ein idealer Standort." Pernsteiner sieht das anders. "Zwei Meter ändern daran doch nichts", sagt er.

Auch über den vermeintlichen Grund des Defekts zeigt sich der Gemeinderat verwundert. Die Bahn gibt an, dass die Ursache für den erneuten Ausfall "offenbar ein Blitzeinschlag" war. Pernsteiner hat da so seine Zweifel. "Dann wären doch auch der Getränke- und der Fahrkartenautomat defekt." Überrascht zeigt er sich auch über den Hinweis der Bahn auf Twitter, dass jetzt Ersatzteile bestellt würden. "Die müssten doch in einem Ersatzteillager vorrätig sein. Unsere Anzeige ist doch kein Unikat", moniert er. Derweil kündigt die Bahn an: "Wir hoffen, dass die Anlage bis Ende April nachhaltig repariert ist." Und sollte sich der störrische Kasten mithilfe des Bau-Gerüsts wieder nur kurzfristig zum Gehorsam bewegen lassen, will man ihn wohl auf ewig in den Himmel für Elektronikschrott befördern. "Sollte der Zugzielanzeiger weiterhin störanfällig sein, plant die Bahn eine komplett neue Anlage."

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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