Sie haben eine weite Reise hinter sich, Zeit zum Ausruhen bleibt ihnen allerdings kaum. Wenn die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland endlich an der Krippe angekommen sind, werden sie schon wenig später zusammen mit den anderen Figuren fein säuberlich im Keller verstaut und warten auf das nächste Weihnachtsfest. Das gleiche Schicksal ereilt seit Samstag auch die Exponate des Ebersberger Krippenwegs, der mit einer Abschlussveranstaltung zu Ende gegangen ist. Doch schon jetzt kündigt Mitorganisator und Stadtführer Thomas Warg an: "Wir gehen davon aus, dass es im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben wird."
Auch heuer, in der inzwischen vierten Auflage, sei die Resonanz wieder riesengroß gewesen. Dabei war das Organisationsteam nach dem Umzug von "Krippenpapst" Franz Kisters erstmals ganz auf sich alleingestellt. Was Kisters allerdings in Ebersberg hinterlassen hat, sind die vielen aufwendig gefertigten Krippen, die auch in der zurückliegenden Adventszeit wieder zahlreiche Firmen, Geschäfte und Einrichtungen im Stadtzentrum geschmückt haben. Insgesamt waren etwa 60 Exponate ausgestellt, neben regelmäßigen Führungen konnten Besucher den Krippenweg mit Hilfe einer Karte auch wieder selbständig erkunden.
Die Ebersberger Stadtführer mussten in der Vorweihnachtszeit erneut ordentlich Kilometer abspulen, um den interessierten Bürgern alle möglichen Informationen rund um die Krippen näherzubringen. Insgesamt etwa 500 Menschen haben während der Adventswochen an den genau 24 Führungen teilgenommen. Manchmal mussten Thomas Warg und Kollegen sogar mehrmals am Tag ran, etwa als eine Gruppe aus dem Landkreis Freising gleich mit dem Reisebus nach Ebersberg gekommen ist, um sich die kleinen und großen Kunstwerke anzuschauen. "Das allein waren schon 60 Leute, die wir in drei Gruppen aufteilen mussten", sagt Warg. Auch aus Miesbach, Forstinning und Markt Schwaben hat der Krippenweg Busgruppen in die Kreisstadt gelockt. Viele seien Warg zufolge aber auch von noch weiter her angereist. "Das war eine schöne Sache."
Und zu sehen gab es schließlich einiges, allen voran natürlich die große Stadtkrippe im Untergeschoss des Einkaufszentrums e-Einz. Sehr beliebt war laut Thomas Warg aber auch das Exponat im Büro des Landtagsabgeordneten Thomas Huber (CSU), das in diesem Jahr in ähnlicher Form auch im Maximilianeum in München ausgestellt war. Bei den kleinsten Besuchern kam vor allem die orientalische Krippe im Bürgerbüro des Rathauses gut an. "Da standen die Kinder oft mit großen Augen davor", erzählt Warg. Neben einigen Kindergartengruppen waren auch mehrere Schulklassen auf dem Krippenweg unterwegs. Eine davon hat im Anschluss an den Rundgang sogar eine Umfrage in der Altstadtpassage gemacht. "Da hat man gesehen, dass sich die Ebersberger beim Thema Krippen wirklich gut auskennen." Das habe er auch selbst bei den Führungen immer wieder festgestellt, als vor den Schaufenstern spontan über Bauweisen und Material gefachsimpelt wurde.
Auch wenn die Tage des Krippenwegs jetzt wieder gezählt sind, liegt vor dem Organisationsteam noch einiges an Arbeit. Schließlich müssen die guten Stücke nun allesamt wieder abgebaut und verstaut werden - das kann recht aufwendig sein. Für die große Stadtkrippe rechnet Thomas Warg etwa mit eineinhalb Tagen, bis alle Figuren und Teile verräumt sind. Das geht bei der Krippe in einer Tierarztpraxis in der Sieghardstraße deutlich schneller. "Die ist in einem Geigenkasten aufgebaut. Den kann man einfach zuklappen und man ist fertig", sagt Warg. Viele der Krippen kommen in den Keller eines Seniorenheims im Eggerfeld und warten dort auf das nächste Weihnachtsfest. Andere müssen wieder an ihre Besitzer zurückgegeben werden, denn sie waren Leihgaben für die Dauer des Ausstellung.
Die Bilanz für das erste Jahr nach Franz Kisters fällt bei allen Beteiligten sehr positiv aus. Und wie Warg verrät, hat auch der Initiator selbst die Geschehnisse in seiner alten Heimat aufmerksam verfolgt. Dessen Erbe wird nun von den Stadtführern in Zusammenarbeit mit Martin Freundl vom Bund der Selbstständigen und Mitorganisator Stefan Kühnlein weitergeführt. Viele Leute haben angepackt, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Die Mühen haben sich laut Warg gelohnt. Der Krippenweg habe auch in diesem Jahr viele Besucher in Adventsstimmung versetzt und an den Sinn von Weihnachten erinnert. Schließlich gehe es dabei nicht nur ums Schenken, sondern - wie in den Krippenszenen dargestellt -, "den Umgang der Menschen untereinander."