Absage aus dem Landkreisnorden:Weniger Besucher, weniger Aussteller

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Prominenter Besuch bei der EGA: Wirtschaftsministerin Ilse Aigner 2017 in Ebersberg. Andere Besucher machen sich zunehmend rar. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Markt Schwaben will die Gewerbeschau EGA nicht im Wechsel mit Ebersberg und Grafing als Messe für den ganzen Landkreis ausrichten. Gründe dafür gibt es einige

Von Wieland Bögel, Grafing

Die Vision einer landkreisweiten Gewerbeschau ist gescheitert. Die EGA, die vom kommenden Jahr an eigentlich erstmals auch im nördlichen Landkreis stattfinden sollte, wird bis auf Weiteres wie gewohnt im Wechsel in Grafing und Ebersberg veranstaltet. Wie nun im Grafinger Arbeitskreis Wirtschaftsförderung bekanntgegeben wurde, wird die Stadt im kommenden Jahr die EGA ausrichten, weil die Markt Schwabener kein Interesse an der Messe bekundet haben.

Laut Markt Schwabens Zweitem Bürgermeister Albert Hones (CSU) sei die Absage auf Wunsch der örtlichen Geschäftsleute erfolgt. Diese wollten, zumindest im kommenden Jahr, keine Gewerbeschau in der Marktgemeinde. Den Grund dafür erläutert Alois Rupprich, Vorsitzender der Unternehmervereinigung Markt Schwaben 2030: Die Geschäftsleute wollten mit dem EGA-Organisator, der Firma Garh, nicht zusammenarbeiten, "wir waren nicht zufrieden mit dem Veranstalter", bringt es Rupprich auf den Punkt.

"Wir müssen uns erst zusammenfinden"

Hintergrund ist, dass die Firma Garh zwischen 2003 und 2013 auch in Markt Schwaben alle zwei Jahre eine Messe veranstaltet hatte, 2015 war dann aber Schluss. Damals hatten Schwabener Geschäftsleute bemängelt, die Veranstalterfirma gehe weder auf ihre Verbesserungsvorschläge ein, noch bemühe sie sich um eine ordentliche Auslastung der Messe - tatsächlich war bei Anmeldeschluss 2015 nicht einmal ein Drittel der Messefläche vergeben. Eine Erfahrung, die bei den Geschäftsleuten in der Gemeinde noch sehr präsent scheint: Auf keinen Fall, so Rupprich, wolle man wieder eine Messe zusammen mit Garh oder auch einem anderen professionellen Veranstalter organisieren. Er schließt zwar nicht aus, dass es langfristig wieder eine Gewerbeschau in der Marktgemeinde geben könne, "aber wenn, dann machen wir das in Eigenregie", und für eine solche Veranstaltung sei die vor eineinhalb Jahren gegründete Vereinigung noch zu neu: "Wir müssen uns erst zusammenfinden."

Damit bleibt bei der EGA alles so, wie es seit 1991 ist, als die Städte Ebersberg und Grafing ihre beiden Messen für lokale Firmen zu einer fusionierten. Diese findet seitdem alle zwei Jahre immer im Wechsel zwischen Grafing und Ebersberg statt. Wie es 2017 in der Kreisstadt gelaufen ist, stellte nun Grafings Kämmerer Christian Bauer im Arbeitskreis vor. Die zunächst gute Nachricht ist, dass die Besucherzahl offenbar weitgehend stabil bleibt. Konkrete Zahlen wurden im Arbeitskreis zwar nicht genannt, laut Bauer seien aber im vergangenen Jahr in etwa so viele Besucher zur EGA gekommen wie 2015. Eine Schätzung der Veranstalter kurz nach Ende der EGA im Mai bestätigt dies, damals war von rund 12 000 Besuchern die Rede. Was in etwa den Zahlen von 2013 und 2011 entspricht und damit zwar kein schlechtes Ergebnis ist, aber weit entfernt von den Rekordwerten aus dem vergangenen Jahrzehnt. So kamen etwa 2005 noch ungefähr 25 000 Besucher nach Ebersberg zur EGA, seitdem wurden es immer weniger.

Und das ist der nicht so gute Teil der Nachricht, denn eigentlich sollte 2017 eine Trendwende bei den Besucherzahlen stattfinden. Die Veranstalter stellten ein neues Konzept mit großem Rahmenprogramm mit Musik und Showacts auf die Beine. Dieses wurde laut Bauer zwar gut angenommen, konnte aber trotzdem die Besucherzahlen nicht merklich erhöhen. Eher seien diese sogar weiter zurückgegangen, sagte Heinrich Hölzle, Vorsitzender des Grafinger Gewerbeverbandes. Zumindest sei dies der Eindruck aller Aussteller, mit denen er gesprochen habe.

Vielleicht solle man die Messe etwas kompakter gestalten, schlug Grünen-Stadtrat Wolfgang Huber vor, "Donnerstag bis Sonntag zieht sich zu lange", und die Besucher kämen ohnehin meistens am Wochenende. Dem pflichtete Wolfram Staude vom Tourismusverein bei: "Ich könnte mir vorstellen, dass sich viele Aussteller mit drei Tagen leichter tun, auch personell." Dies könne sie nur bestätigen, so Angela Imhoff vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen: "Vier Tage sind endlos lang." 2019, so die einhellige Meinung im Arbeitskreis, solle die Messe nur noch von Freitag bis Sonntag dauern.

Auch Zeit und Ort stehen schon fest: Die EGA 2019 findet in der Woche nach dem Grafinger Volksfest auf dem Volksfestplatz statt. Der Standort fand viel Zuspruch im Gremium, dieser sei gut erreichbar und erschlossen - ganz im Gegensatz zu 2015, als die Messe auf der Wildbräuwiese stattfand und sich Besucher wie Aussteller über matschige Wege beklagten.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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